Chapter 6

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Der Halbmond steht hoch am Himmel und obwohl er leicht von dunklen Wolken bedeckt ist, spendet er, in Verbindung mit den alten Straßenlaternen, genügend Licht

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Der Halbmond steht hoch am Himmel und obwohl er leicht von dunklen Wolken bedeckt ist, spendet er, in Verbindung mit den alten Straßenlaternen, genügend Licht. Trotzdem ist mir die dämmrige Straße, mit den vielen Einfamilienhäusern, unheimlich und ich kann den Gedanken, dass mich jemand aus der Ferne heraus beobachtet, nicht loswerden. Auch wenn die beiden Jugendlichen - Stiles und Scott - nur wenige Schritte hinter mir laufen und ich mich eigentlich sicher fühlen sollte. Aus einem komischen Grund fange ich bereits an, den beiden Jugendlichen zu vertrauen.

Es ist vierzehn Minuten nach Mitternacht und um diese Uhrzeit ist niemand auf den Straßen unterwegs. Weder betrunkene Teenager, die von einer wilden Partynacht Nachhause kehren, noch langarbeitende Erwachsene, die erst jetzt Feierabend haben. Irgendwo in der Ferne kann ich eine Eule hören, deren Schreie klagend durch die Straße hallt. Mein Blick schweift über die Häuser, die allesamt dunkel sind. In keinem der Fenster ist ein Licht an und ich versuche mich an die Zeit vor Gestern zu erinnern. Ich vermute, dass alle Anwohner von Beacon Hills in der Zwischenzeit bereits von dem schrecklichen Mord an meiner Familie erfahren haben und basierend darauf in der ganzen Kleinstadt Angst vor einer weiteren Attacke herrscht. Auch wenn natürlich niemand wirklich denkt, dass er ein Teil einer solchen Attacke werden könnte. Ich frage mich, ob die Polizei vielleicht sogar eine Ausgangssperre verhängt hat.

Ich weiß es nicht...und um ehrlich zu sein, glaube ich auch nicht, dass eine Ausgangssperre viel helfen würde. Wenn der Mörder meiner Familie es auf weitere Opfer abgesehen haben sollte, dann würde er sie töten. Genauso wie er es mit meiner Familie getan hat. Erneut muss ich mich fragen, warum gerade ich überlebt habe...und warum ich mir trotzdem meinen eigenen Tod eingebildet habe. Bei diesem Gedanken macht mein Herz zwei unregelmäßige Sprünge und meine Finger fangen kaum merklich an zu zittern.

„Du solltest das lieber überziehen!" sagt Stiles in diesem Moment und erschrocken zucke ich leicht zusammen. Der Jugendliche hat sich unbemerkt an mich geschlichen und obwohl ich von meiner Aufmerksamkeit überzeugt war, hat er es geschafft meine Schritte unbemerkt einzuholen. Trotzdem lasse ich mir meinen kurzen Schrecken nicht anmerken, aus Angst, die beiden würden mich daraufhin sofort ins Krankenhaus zurückschicken. Stattdessen richte ich meinen Blick auf Stiles, der mir mit einem kleinen Lächeln sein eigenes kariertes Hemd reicht. Scheinbar hat er die Gänsehaut auf meinen Armen und das leichte Zittern meiner Finger trotz der dämmrigen Dunkelheit erkannt.

„Danke!" sage ich jetzt ebenfalls lächelnd und ziehe mir das dünne Hemd vorsichtig über das weiße Shirt. Dabei achte ich vor allem auf meinen verletzten Arm, der bei den Bewegungen jedoch keine Schmerzen vermeldet. In diesem Moment bin ich über die Besorgtheit des Jungen dankbar, denn die weiße Krankenhauskleidung bietet kaum einen Schutz gegen die frühsommerliche Kälte der Nacht. Unvorstellbar, dass die Temperaturen so stark fallen, sobald die Sonne vom Himmel verschwindet. Es ist fast so, als würde die Kälte mit Anbruch der Nacht die Angst ankündigen, die dank des Mörders in ganz Beacon Hills herrscht. Ich verdränge diesen Gedanken und werfe Stiles, jetzt selbst nur noch in einem T-Shirt, einen abschätzenden Blick zu. Jedoch scheint dem Jungen neben mir die Kälte gar nichts auszumachen und ich kann endlich stolz feststellen, dass ich langsam damit anfange mir seinen außergewöhnlichen Namen einzuprägen.

„Und wie geht's dir?" versucht Stiles jetzt etwas unbeholfen ein Gespräch anzufangen und schulterzuckend antworte ich auf seine Frage: „Ich werd's überleben!" Erst nachdem ich es laut ausgesprochen habe bemerke ich den schwarzen Humor in dem Satz. Im selben Moment richte ich meinen Blick jedoch zurück auf Scott, der noch immer wenige Schritte hinter uns läuft. Er hat sein Handy am Ohr und scheint zu telefonieren. Das ist also der Grund für Stiles plötzliche soziale Interaktion, die in diesem Moment jedoch wieder in peinliche Stille verläuft.

„Geht ihr eigentlich auf die Beacon Hills High School?" stelle ich jetzt eine banale Frage an den unsicheren Jugendlichen, um unserer Gespräch wieder ins Rollen zu bringen. Gleichzeitig versuche ich Stiles somit den Druck zu nehmen, eine passende Frage zu finden und um mich selbst von der unheimlichen Umgebung abzulenken. Vor uns huscht eine getigerte Katze über die Straße und verschwindet lautlos in einem benachbarten Garten. In der Ferne ertönen wieder die Schreie der Eule und ich schlinge meine Arme enger um meinen eigenen Körper.

„Ja. Wir sind im Sophmore Year!" beantwortet Stiles sofort meine Frage und ihm ist die Erleichterung anzusehen, dass er nicht länger verzweifelt nach einem Gesprächsthema suchen muss. „Und du?" setzt er eine Frage nach wenige Sekunden nach und leicht schüttele ich den Kopf. „Ich bekomme," ich atme tief durch, bevor ich meine eigenen Worte verbessere, „bekam...mit meinen Geschwistern Hausunterricht!" erkläre ich anschließend nach meinem verneinenden Kopfschütteln, woraufhin Stiles nachdenklich erwidert: „Deshalb habe ich dich also noch nie in der Schule gesehen!"

Gleichzeitig versuche ich die erdrückenden Gedanken an meine Geschwister zu vergessen.

Wieder verfallen wir in ein unangenehmes Schweigen, das jedoch schon wenige Sekunden später von Scott unterbrochen wird, der uns mit schnellen Schritten eingeholt hat. „Euer Haus liegt gleich da vorne oder?" fragt er anschließend an mich gewandt, wobei ich seinen kurzen Blick zu Stiles bemerke. Erneut scheinen sie ohne Worte zu kommunizieren. „Ja. Das graue da!" bestätige ich Scott's Vermutung und zeige gleichzeitig nach vorne auf das, in der Dunkelheit liegende, Haus. Dieses ragt etwas über die restlichen Häuser in der Nachbarschaft hinaus und fällt auch vor allem durch sein Alter auf. Auch wenn man dieses in dem Schein des Halbmondes nur erahnen kann. Doch auch wenn das Haus mir so bekannt vor kommt und es noch immer mein Zuhause ist, fühlt es sich einfach nicht länger wie ein Zuhause an. Stattdessen läuft mir bei dessen Anblick ein eiskalter Schauer über den Rücken und ungewollt kehren die blutigen Erinnerungen zurück.

Schmerz. Blut. Schreie.
Mein eigener Tod.

Stolpernd verdränge ich diese Gedanken und atme kurz durch. Kalte Luft strömt in meinen Körper und füllt meine Lungen. Ich schließe sekundenlang meine Augen und ignoriere dabei die besorgten Blicke von den beiden Jungs, die mein Stolpern natürlich bemerkt haben. Als ich meine Augenlieder wieder öffne, sehe ich sie Blicke tauschen und kaum merklich straffe ich meine Schultern, während sich die hallenden Schreie der Eule mit dem fernen Bellen eines Hundes mischen. Eine Windböe trägt die Geräusche verstärkt an mein Ohr und ich erzittere leicht unter der Kälte.

„Du musst nicht mit. Das weist du oder?" fragt Scott jetzt besorgt nach und kurz werfe ich ihm einen Blick zu. Er ist tatsächlich besorgt, obwohl er mich erst seit wenigen Minuten kennt. Jedoch scheint er mein Zittern falsch interpretiert zu haben. „Alles okay!" erwidere ich auf sein freundliches Wir-können-auch-zurück-gehen-Angebot und beschleunige mit gestrafften Schultern meine Schritte.

Denn für mich gibt es nicht länger ein Zurück.
Das wird es wohl nie wieder geben.

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Danke an alle, die dieser Story eine Chance gebe. Ihr seid der Grund für meine Kreativität, Motivation und gute Laune. Danke - ihr gebt mir mit jedem Vote/Read/Kommentar einen Grund zum Weiterschreiben <3

Lg CoolerBenutzername
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Lizamoore (Teen Wolf FF)Where stories live. Discover now