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Taehyung

Mit einem Lächeln stelle ich fest, dass Jungkook bereits draussen auf mich wartet, als ich vor seinem Haus kurz halte. Der Jüngere eilt auf mein Auto zu und lässt sich dann seufzend auf dem Beifahrersitz nieder.

"Guten Morgen", begrüsst er mich mit einem breiten Lächeln, welches so süss wirkt, dass ich auf der Stelle dahin schmelzen könnte. "Hi", erwidere ich etwas karg, lehne mich zu ihm rüber und platziere meine Hand an seiner Wange, bevor ich ihm einen Kuss gebe.

"Hast du gut geschlafen?", fragt er mich, kaum fahre ich wieder los, in Richtung Schule. Ich zucke mit den Schultern und antworte ein leises "Ja." 

Eigentlich ist das nicht der Fall, aber ich möchte nicht, dass er sich unnötig Sorgen macht. Was nützt es ihm, zu wissen, dass ich um etwa Drei Uhr wieder aufgewacht bin? Als ich ihm einen Seitenblick zuwerfe, kann ich erkennen, wie er mich eingehend mustert und dabei die Stirn runzelt. Sein Blick ist trotz meiner Lüge besorgt.

Hat ja toll funktioniert.

"Sicher?", hakt er nach und ich seufze. "Sagen wir durchschnittlich", weiche ich aus und wage nicht, ihm einen erneuten Blick zu schenken. "Tae", murmelt er allerdings und der beinahe vorwurfsvolle Ton in seiner Stimme lässt mich automatisch weich werden. Er klingt besorgt und ich möchte nicht, dass er sich zu viele Gedanken macht - Allerdings scheint er das so oder so zu tun, also rücke ich einfach mit der Wahrheit raus.

"Ich bin wieder aufgewacht", murmle ich leise. Im nächsten Moment spüre ich seine kleine Hand auf meiner Schulter und höre seine Stimme, die fragt: "Wieso hast du mich nicht angerufen?"

"Ich will deinen Schlafrhythmus nicht auch zerstören, nur weil meiner es schon ist", erwidere ich sofort und spüre seine Hand durch meine Haare wandern. "Taehyung", seufzt er abermals und ich schmunzle leicht, während ich auf den Parkplatz der Schule einbiege. "Mach dir keine Gedanken darum", lächle ich, "Immerhin schlafe ich doch, nicht wahr?"

Kaum parke ich, stelle ich den Motor aus und werfe ihm einen Blick zu, während ich mich abschnalle. Jungkook hat inzwischen von mir abgelassen, die Arme vor der Brust verschränkt und macht einen kleinen Schmollmund, während er zur Frontscheibe hinaus gegen den Baum starrt, der in ein kleines Beet gepflanzt wurde, vor den Parkplätzen.

"Bist du etwa eingeschnappt?", errate ich und lache ungläubig. Er antwortet nicht, dreht jedoch den Kopf nun zum Fenster auf seiner Seite und starrt den Audi an, der dort steht. Ich grinse breit und schüttle den Kopf. Er ist irgendwie süss, wenn er trotzt. 

"Kookie, ich kann dich doch nicht wecken, nur weil ich aufwache!", versuche ich ihn zu besänftigen, schaffe es aber nur schwer mein Lachen zu unterdrücken. Er schnaubt abfällig. "Ich sagte, du sollst anrufen, also erwarte ich von dir, dass du anrufst!", mault er hörbar beleidigt. 

Ich grinse nur noch breiter und streiche mit meiner Hand seinen Arm hinab. "Kleiner, das ist doch-"

"Mir egal!"

Nun kann ich nicht anders, als loszuprusten. Fassungslos lasse ich mich zurück in meinen Sitz sinken und kichere vor mich hin, bis er sich umdreht und mich aus zusammengekniffenen Augen anschaut. Es sollte wohl wütend oder gar bedrohlich aussehen, aber ich sehe nur einen kleinen Wicht, der sich selbst versucht Mut zuzureden. Er wirkt nicht wütend, viel eher zerknautscht und unvorstellbar niedlich noch dazu.

"Lachst du mich gerade aus?", will er wissen, woraufhin ich vehement den Kopf schüttle. "Wie könnte ich?", grinse ich breit, "Ich lache über deinen kläglich gescheiterten Versuch, wütend zu wirken."

Seine Mundwinkel zucken hoch, doch er versucht krampfhaft seine 'düstere' Miene zu behalten. "Glaub mir, wenn ich wirklich wütend wäre, würde es auch überzeugend sein!", grummelt er und lässt schliesslich seine Arme sinken.

"Ich lehne mich wieder etwas zu ihm herüber und kneife ihm in die Wangen, woraufhin er beinahe augenblicklich meine Hand weg schlägt. "Lass das gefälligst! Nur weil ich dein Freund bin, bin ich doch noch lange kein Mädchen!", jammert er und entlockt mir wieder ein amüsiertes Lachen. Wie kann man als Junge nur so süss sein?

Anstatt ihn erneut irgendwie aufzuziehen und Gefahr zu laufen, dass er mich dafür wieder die nächsten Stunden ignoriert, weil ich seinem Stolz einen Dämpfer verpasst habe, lasse ich meine Hand an seiner Wange ruhen und streiche mit dem Daumen sachte darüber, bevor ich ihm ein kleines Lächeln schenke.

"Krieg ich heute noch einen Kuss oder starrst du mich bloss so an?", fragt er spitz und ich lache leicht. "Du nimmst es mir tatsächlich übel, dass ich nicht angerufen habe, oder?", stelle ich fest, lehne mich aber weiter vor und drücke einen flüchtigen Kuss auf seine Stirn.

"Ich möchte für dich da sein, immerhin bist du auch immer für mich da", murmelt er leise. "Kookie, du bist mehr für mich da, wenn du gesund und glücklich bist, als wenn ich dich nachts aus dem Schlaf reisse", erkläre ich leise, woraufhin er seufzt, aber nickt.

Mit einem kleinen Lächeln drücke ich einen zweiten Kuss auf seinen Mundwinkel und sehe, wie er mich nun missbilligend mustert. Also lehne ich mich ein drittes Mal zu ihm hin und drücke meine Lippen sanft auf seine. Ich spüre, wie er beinahe automatisch zu lächeln beginnt und den Kuss eifrig erwidert.

Ich geniesse diese Nähe mit ihm. Er weiss nicht im Geringsten, welche Wirkung sie oder Jungkook allgemein auf mich hat. Er wirkt immer so unschuldig, dabei ist er wohl das komplette Gegenteil davon. Vor allem, wenn man sich seine Arbeit genauer ansieht. 

Ich vertiefe den Kuss, indem ich meinen Kopf etwas schräg lege und höre, wie er leise nach Luft schnappt, kaum trennen sich unsere Münder für den Bruchteil einer Sekunde. Seine Hände wandern in mein Haar und erst, als meine Lungen praktisch nach Luft schreien, lasse ich von ihm ab.

Sein Atem geht keuchend, seine Lippen wirken roter und etwas geschwollen, doch er strahlt mich an und das ist wohl der schönste Anblick, den ich kenne. "Und ich bin wirklich dein erster Freund?", will ich leise wissen und lecke mir über die Lippen.

Er nickt atemlos, in seinen Augen jedoch erkenne ich die unausgesprochene Frage, die er mir stellt.

"Du küsst, als hättest du das schon immer getan", murmle ich, "Du musst doch im Club nicht irgendwelche Kerle an diese Lippen lassen, oder?", hake ich nach und fahre mit dem Daumen über die seinen. Der Dunkelhaarige schüttelt den Kopf und lächelt schief. Am liebsten hätte ich ihn wieder in einen wilden Kuss verwickelt, doch als ich genau das in die Tat umsetzen möchte, hält er mich auf.

"Wir kommen noch zu spät!", kichert er. Nach einem flüchtigen Blick auf meine Armbanduhr schenke ich ihm ein freches Grinsen. "Wir sind doch schon längst zu spät."


Stripper [Vkook]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt