Kapitel 5

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Jacob ist zurück und hält den Zettel, den er für seinen Vater besorgen sollte in der Hand.
Er lehnt sein Fahrrad am Zaun an und läuft in Richtung Eingang der Villa.
Ich stürme schnell die Treppen hinab, ich möchte ihn abfangen, noch bevor er die Villa betritt und noch ein letztes mal mit ihm reden. Es muss doch einen Weg geben, dass mein Vater diese Villa bekommt.
"Dieser reiche Dreckskerl, der sich Jacobs Vater nennen möchte, hat bestimmt Villas auf Mallorca oder sogar den Malediven und dann will er uns auch diese weg nehmen?!
Für ihn ist scheint so etwas Spaß zu sein, eine Art neues Objekt für seine Sammlung. Aber uns bedeutet diese Villa wirklich etwas. Sie bedeutet unseren Neuanfang in ein besseres Leben!"
Ich weiß zwar überhaupt noch gar nicht, was ich sagen könnte, wie ich Jacob dazu überreden könnte vielleicht mit seinem Vater noch einmal über alles zu sprechen.
Doch das würde ja auch nichts bringen. Er würde selbst nicht auf Jacob hören. Er behandelt ihn ja sowieso schon nicht einmal wie seinen eigenen Sohn und außerdem, wo wäre denn der Spaß wenn er uns die Villa, wie ein netter und sozialer Mensch überlassen würde.
Würde es sich hier um einen fairen Deal handeln, würde ich es wohl so einfach hinnehmen müssen. Doch das hier ist alles andere als fair, dieser Mann besitzt mehrere Villen und Häuser. Wozu braucht man so etwas bloß?
Ich komme in der Lobby an, als Jacob auch schon längst durch die Tür geschritten ist. Natürlich, wie hätte ich auch so schnell unten sein sollen, ihn noch vor dem Eingang abzufangen?
Sein Vater grinst schon siegessicher. Ein Grinsen, dem ich am liebsten alle Zähne ausschlagen würde.
Mein Vater sieht enttäuscht zu mir.
Doch auch in Jacobs Gesicht erkenne ich Schuld. Er muss sich schuldig fühlen, dass sein Vater uns unseren Traum wegnimmt.
Seine Schuld wird zu Wut und während sein Vater ihm immer näher kommt um sich den Zettel zu schnappen, hält Jacob den Zettel angespannt in den Händen.
Der Vater streckt ihm die Hand aus.
"Überreiche mir den Zettel!"
Jacob schaut auf und sieht seinen Vater wütend an.
"Sohn!", fügt er zu dem Satz seines Vaters hinzu.
"Wie war das?"
"Du hast noch nie Sohn zu mir gesagt!"
Sein Vater lacht. "Jetzt gib mir schon den Zettel!"
Jacob hält den Zettel noch immer angespannt in den Händen.
Der Zettel scheint so unter Jacobs Druck zu stehen, als würde er gleich reißen.
"Beantworte mir nur eine Frage.."
Herr von Keller schaut seinen Sohn misstrauisch an.
Jacob setzt fort, "..wozu brauchst du diese Villa? Wir wohnen genau in diesem Dorf, nur zehn Minuten weiter von hier in der anderen Luxus Villa."
Sein Vater schaut ihn nun ebenfalls wütend an.
"Ich hasse Neue!", sagt er seinem Sohn, gerade noch so laut, dass ich es noch hören konnte.
"Dieses Dorf braucht nicht noch mehr nervige Einwohner. Vor allem nicht solche Assis aus der Großstadt", er schaut mich und meinen Vater an.
"Merkst du eigentlich nicht, dass du der einzige Assi hier bist? Du kaufst du Villa nicht weil du sie brauchst, sondern nur, damit niemand anderes hier einziehen kann! Das will ich nicht zulassen!"
Jacobs Arme werden immer angespannter, desto wütender er wird. Man kann schon richtig sehen, wie sich die Adern an seinen kräftigen Oberarmen immer mehr zeigen und anschließend zerreißt er tatsächlich den Zettel vor den Augen seines Vaters.
In seinem Gesicht spiegelt sich Entsetzen, doch bevor er Jacob zusammenschimpft, wendet er sich an Herrn Ackermann.
"Ich bedaure das Benehmen meines Sohnes, ich werde Ihnen doch sicher einen neuen Zettel ausstellen können?"
"Da muss ich leider auch bedauern", antwortet Herr Ackermann, "damit sind sie aus der Versteigerung draußen!"
Jacob scheint sich zu freuen und lächelt mich an, auch ich freue mich und lächele ihm zurück.
Mein Vater fängt sogar an zu lachen und sich über Herr von Keller lustig zu machen.
"Damit geht die Villa an Herrn Bose", beendet Herr Ackermann die Versteigerung.
Wutentbrannt geht Herr von Keller auf den Ausgang zu und schreit dabei Jacob an, was ein unbrauchbarer und nutzloser Sohn er doch sei.
"Du kommst sofort mit!", schnaubt er und möchte Jacob packen, doch dieser weicht aus und antwortet ihm sauer mit einem "Nein!"
Erschrocken sieht sein Vater ihn an.
"Du machst dir einen Feind!", versucht er Jacob zu drohen, doch dieser bleibt weiterhin stur stehen und weigert sich, mit seinem Vater zu gehen.
Sein Vater gibt schließlich auf und rast mit seiner Karre davon.
"Danke Jacob", mein Vater nimmt ihn in die Arme und kann gar nicht mehr aufhören sich zu freuen.
"Du kannst jeder Zeit zu uns kommen und auch hier schlafen, wenn du Probleme mit deinem Vater hast!"
Jacob hebt eine Augenbraue an.
"Dann müsste ich vierundzwanzig sieben hier sein", lacht er.
"Ja, da hast du wohl leider Recht, aber auch das macht überhaupt nichts!"

Ich kann echt nicht glauben, dass Jacob ab jetzt vielleicht immer und die ganze Zeit über, hier bei uns sein wird und auch hier schlafen wird.
Es kann gar nicht mehr besser kommen, oder?

841 Wörter
3.703 Wörter insg.

bxb | The Lodge - Neues Leben! | (abg.) Where stories live. Discover now