Kapitel 11

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Ich nehme einen letzten Zug und zertrete die Zigarette auf dem Boden. Inzwischen geht die Sonne langsam unter. Es muss schon nach neunzehn oder zwanzig Uhr sein. Als ich unser neues Haus betrete finde ich ein paar Fremde Männer vor. Einige Oberkörperfrei und leicht verschwitzt, die anderen tragen alle das selbe Oberteil. Sie müssen von einer Firma kommen. Ein muskulöser Mann, der sein Oberteil über seine Schulter geworfen trägt, steht auf einer Leiter und streicht die Wand. Schweißtropfen perlen an ihm ab. Ein anderer etwas breiterer Mann trägt schwere Kisten und ein etwas dickerer Mann, der ungeniert seine behaarte Brust zeigt scheint eine Pause einzulegen. Noch circa fünf weitere Männer arbeiten auch hier und da an verschiedenen Stellen. Ich werfe lieber noch einmal einen Blick auf den muskulösen Mann auf der Leiter, ob er seine Arbeit auch gut macht.
"Tim!", mein Vater ruft nach mir, erfreut mich wieder zu sehen.
"Wie war dein Tag?"
Ich möchte seine Frage gar nicht beantworten und stelle ihm stattdessen eine andere Frage.
"Was machen diese Arbeiter hier?"
"Sie renovieren hier alles, damit ich bald ein Kaffee eröffnen kann".
"Das ist eine gute Idee, freut mich, dass du dir so viel Mühe dafür gibst".
Ich bin stolz auf meinen Vater.
Wie sagt man so schön: Wie der Vater, so der Sohn.
Tja, wir hatten halt beide die selbe Idee. Aber man muss auch dazu sagen, dass das einfach der perfekte Platz für ein Kaffee ist. Wer würde schon nicht auf die Idee kommen hier eines einzurichten. Meine Gedanken lösen ein Lächeln auf meinem Gesicht aus, ich könnte schon fast lachen vor Freude.
"Und im zweiten Stock ein Hotel?", frage ich sarkastisch und lache.
"Eine bezaubernde Idee!"
Jetzt muss nur noch alles gut laufen und dann können wir wirklich mit unserem neuen Leben beginnen.

Spät Abends liege ich dann in meinem Bett und hänge noch ein wenig an meinem Handy.
"Ich könnte eigentlich Maria mal wieder anrufen", flüster ich in den Raum.
Es wählt und wählt, doch Maria scheint nicht ranzugehen. Ich versuche es noch einmal. Es wählt schon wieder ewig und nichts tut sich.
"Wieso geht sie denn nicht ran?"
Es wählt noch immer, als plötzlich meine Tür aufgeht. Ich werfe erschrocken mein Handy auf den Nachttisch. Es lehnt mit der Kamera auf die Tür ausgerichtet an der Nachttischlampe. Ich sage nichts und warte nur darauf wer wohl reinkommt.
Einer der Arbeiter betritt mein Zimmer. Es ist der muskulöse, den ich vorhin beobachtet habe. Aber dieses mal ist er nicht Oberkörperfrei.
Er ist komplett ausgezogen. Plötzlich geht Maria ans Handy.
"Hi Tim- Ohoo, stör ich euch?", Maria lacht. Ich drehe mich um und bemerke erst jetzt, dass die Kamera auf die Tür ausgerichtet ist und sie den Mann perfekt sehen kann.
Ich will Maria die Situation erklären, nur leider verstehe ich gerade selbst nicht so ganz warum dieser Mann nackt in meinem Zimmer steht.
"Ich ruf später wieder an", sie zwinkert und lacht wieder. Dann legt sie einfach auf.
"Entschuldigung, ich dachte hier wäre das Bad".
"Nein, hier ist nicht das Bad". Ich klinge beschämt. Vielleicht bin ich gerade sogar auch rot geworden, ich weiß es nicht. Ich gehe auf den Mann zu und schiebe ihn aus der Tür.
"Dort ist das Bad", ich zeige auf eine andere Tür.
Er bedankt sich und betritt das Bad.
Nach kurzer Zeit höre ich das Wasser fließen. Erst jetzt betrete ich wieder mein Zimmer und lasse mir die Bilder durch den Kopf gehen.
Er ist schon hübsch, aber zu alt für mich und dass er plötzlich nackt in meinem Zimmer stand war auch zu viel gewesen.
Ich rufe Maria erneut an, dieses Mal geht sie gleich ran.
"So schnell schon fertig?", lacht sie.
"Das war nichts!", erkläre ich ihr, "Er hat bloß das Bad gesucht".
"Nackt?", sie schaut mich fragend an, "Zieht man sich nicht eigentlich erst im Bad aus?!", sie lacht.
"Willst du noch oft lachen?" und ich lache selbst.
"Lass mich doch Lachen, dir widerfahren halt auch die merkwürdigsten Dinge, da kann man nur lachen!"
Wir überlegen über was wir noch reden könnten. Dann fängt Maria wieder an. "Ich dachte schon, das war dieser eine Typ, den du so heiß fandest".
"Jacob? Nein, der ist wohl doch Hetero".
"Dann kann ich ihn ja haben", strahlt Maria.
"Nein", ich möchte ihr gerade erklären, was zwischen uns passiert ist, doch Maria erleichtert mir die Situation.
"Ich mach doch bloß Spaß".
"Ich glaube ich will jetzt schlafen", sage ich Maria mit einem etwas traurigen Ton.
"Okay, dann schlaf gut".
"Danke Maria, du auch".
Ich lege auf. Meine Stimmung ist gerade ziemlich depressiv. Eigentlich kann ich gerade noch gar nicht schlafen, aber ich will alleine sein.
Ich denke darüber nach, was alles passiert ist. Die ganze Sache macht mich fertig. Ich hatte doch wirklich Gefühle für Jacob.
Nach einer Weile ruft mich plötzlich eine mir unbekannte Nummer an.
Wahrscheinlich ist es der Junge vom Tabakladen. Aber ich gehe nicht ran.

820 Wörter
8.265 Wörter insg.

bxb | The Lodge - Neues Leben! | (abg.) Where stories live. Discover now