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Immernoch müde wachte Taehyung ,in der orange gestreiften Decke eingewickelt, auf. Er fühlte sich, als hätte er kein bisschen geschlafen. Stöhnend drehte er sich auf den Bauch und drückte seinen Kopf in das fremde Kissen.
Müde hob er schließlich den Kopf und sah direkt in Hoseoks Gesicht. Der Ältere hatte Arme und Beine von sich gestreckt und lag nun laut atmend neben ihm im Bett. Taehyung sah kurz auf Hoseoks Lippen und sofort schossen ihm die Bilder der vergangenen Nacht durch den Kopf. Er hatte mit Hoseok rumgemacht. Er hatte seinen ersten Kuss im Rausch an einen anderen Jungen verschenkt. Und er mochte es. Er hatte nie darüber nachgedacht auf das männliche Geschlecht zu stehen. Er ging immer davon aus, dass er einfach noch nicht die Richtige gefunden hatte.
Aber das gestern hatte ihm das Gegenteil beweisen. Er mochte Jungs. Ob er Mädchen nun auch mochte, wusste er nicht, es war ja sein erster Kuss.
Aber dieses Kribbeln im Bauch und wie unglaublich gut sich die Lippen des anderen angefühlt hatten, konnte er immer noch nicht glauben.
Er hatte sich jetzt nicht in den Braunhaarigen verguckt, oder? Er war noch nie verliebt, er hatte keine Ahnung. Langsam setzte er sich auf und sah in den Spiegel, der an dem großen Holzschrank befestigt war. In seinem Kopf war Chaos. Er konnte keinen klaren Gedanken fassen und wusste einfach nicht mehr, was er denken sollte.
"Taehyung?", grummelte Hoseok, der aufgewacht war, als Taehyung sich aufgesetzt hatte und die Decke wegzog.
Taehyung antwortete nicht, sah weiterhin stumm in den Spiegel, in welchem er nun sich und Hoseok sah.
"Alles okay?"
Taehyung sah endlich in Hoseoks Gesicht und nickte.
"Das gestern-", fing Hoseok an. "Das war nicht falsch, nur damit wir uns verstehen, aber die Gefühle, die wir dabei hatten- die ich dabei hatte-" Er stockte. Hoseok hatte es also auch gefühlt? Ein rötlicher Schimmer schlich sich auf Taehyungs Wangen. Aber mehr war da nicht. Sollte man nicht glücklich sein, wenn eine Person das gleiche empfand, wie man selbst? Sollte sein Bauch nicht wieder kribbeln? Taehyung war überfordert. Empfand er überhaupt etwas für Hoseok?
"Das waren die Drogen, Taehyung. Sie lassen dich alles stärker empfinden und manchmal entsteht dadurch auch ein Gefühl der verliebtheit. Das gestern war nur, weil wir beide zugedröhnt waren und unser Körper uns etwas vorgespielt hat." Natürlich hatte es Hoseok gefallen und er würde es jeder Zeit wieder tun, aber er wollte Taehyung nicht so im Dunkeln stehen lassen. Außerdem wollte er ja, dass Taehyung Abstand von all dem hält und wenn Taehyung glaubte etwas für ihn zu empfinden, dann wäre das ein Schritt in die falsche Richtung. Aber genauso wenig konnte er ihn loslassen.
"Kannst du mich nocheinmal küssen?", fragte Taehyung leise. Er wusste nicht, woher er den Mut hatte, aber er musste es wissen. Er glaubte Hoseok, aber er wollte wissen, ob er es immernoch so erregend fand einen Jungen zu küssen oder ob das auch an der Droge lag. Er wollte Klarheit.
Hoseok lachte leise, lehnte sich aber vor und drückte Taehyung sanft seine Lippen auf.
Taehyung jedoch vertiefte den Kuss, aber das Kribbeln blieb aus. Er mochte das Gefühl, er mochte Hoseoks raue Lippen und irgendwie konnte er es sich nicht vorstellen nun ein Mädchen an Hoseoks stelle zu küssen, aber die Gefühle gegenüber Hoseok waren minimal. Hoseok war der erste, den er je küsste. Aber das starke Kribbeln war einfach weg.
Hoseok löste sich von ihm und sah ihn an.
"Und?", fragte er, da er sich denken konnte, warum Taehyung ihn erneut küssen wollte.
"Ich glaube ich stehe auf Jungs.", sagte der Jüngere leise und hob den Kopf.
Hoseok lachte und wuschelte durch die Haare des Jüngeren.
"Du kannst immer zu mir kommen. Egal was ist." Hoseok wollte für ihn da sein.
Dankbar nickte Taehyung.
Beide standen auf um ins Wohnzimmer zu gehen und nach den anderen zu sehen.
"Yo, Hoseok! Sag bloß, du hast den Kleinen geknallt!", kam es direkt von dem Typen, den Taehyung schon in der Hütte im Sperrgebiet gesehen hatte. Taehyung zuckte zusammen, während Hoseok dem Junkie einen finsteren Blick zuwarf.
Die anderen im Raum -also Namjoon, Yoongi, Jungkook und irgendein Mädchen, welche es die Nacht nicht mehr nach Hause geschafft hatte- sahen auf und beäugten die beiden Jungen, die gerade das Wohnzimmer betraten.
Ihre Blicke bohrten sich in Taehyung, dem es unglaublich peinlich war, dass sie dachten, er hätte sich im Rausch von Hoseok flachlegen lassen. Doch er traute sich nicht seinen Mund zu öffnen.
"Da war nichts. Wir haben nicht miteinander geschlafen." Nutzte Hoseok nun eine durchaus elegantere und schönere Ausdrucksweise, wie der Junkie. Alle blieben still.
"Gut, lass uns etwas essen!" Hoseok legte seinen Arm um Taehyung und zog ihn in die Küche.
"Mir ist schlecht.", teilte Yoongi den anderen mit, als er ebenfalls in die Küche kam.
"Wir haben uns schon an deinen Aspirin bedient, Hoseok." Namjoon kam gefolgt von Jungkook ebenfalls dazu.
Hoseok nickte nur.
"So ist es jedes mal.", meinte er und lächelte Taehyung an, der lächelnd nickte.
Taehyung schielte zu Jungkook, der die beiden Jungen musterte.
Sollte er ihm sagen, was passiert war? Sollte er ihm erzählen, wie er sich fühlte?
Er wusste, das Jungkook ihn niemals verurteilen würde, aber trotzdem hatte er Angst. Hoseok wusste es schon, aber er war ja auch derjenige, der ihn in diese Situation gebracht hatte. Er sollte es erst seiner Mutter sagen, oder? Sie würde ihn in den Arm nehmen und ihm Mut zusprechen, das wusste er. Ja, er würde zuerst zu seiner Mutter gehen. Vielleicht würde er es Jungkook danach erzählen. Er war nun ein wenig niedergeschlagen. Er hatte Angst davor, was andere nun über ihn dachten. Was wäre, wenn es in der Schule herauskäme? Ihn mochte doch eh kaum einer. Taehyung seufzte.
"Hoseok, wo ist die Toilette?", fragte Taehyung.
"Gegenüber vom Zimmer meiner Großeltern." Da dies das Zimmer war, in dem die beiden geschlafen hatten, wusste Taehyung wo er hin musste und verschwand im Bad.
Nachdem er seine Blase entleert hatte, trat er aus dem Bad und stieß direkt gegen Hoseoks Brust.
Dieser drängte ihn wieder zurück ins Bad und schloss die Tür.
"Ich weiß du bist verwirrt oder hast sogar Angst, denn so habe ich mich damals auch gefühlt, aber du hast mich und du kannst immer zu mir kommen und mit mir reden. Ich bin für dich da und unterstütze dich. Aber bleib nicht zu lange im Schrank, Taehyung. Das tut nur weh."
Auf Hoseoks Gesicht trat ein kurzer Ausdruck von Trauer.  Taehyung sah seinen neuen Freund mitfühlend an.
"Versteckst du dich noch?" War Taehyungs Gegenfrage.
Traurig nickte Hoseok.
"Nur Namjoon und Yoongi wissen es." Der Kommentar des Mannes, war also ein Scherz.
"Meine Großeltern sind nett, aber sie würden mich nie akzeptierten und das schmerzt.", fügte er hinzu.
"Deswegen sag es den Leuten, denen du vertraust, wenn du so weit bist. Im Schrank ist es einsam und dunkel."
Hoseok lehnte sich erneut vor und drückte Taehyung einen leichten Kuss auf die Lippen.
"Irgendwann wird dich jemand, den du liebst so küssen und dann hoffentlich nicht im Badezimmer."
Hoseok verließ das Badezimmer wieder. Taehyung stand noch eine Weile erstarrt da, ehe er den Raum ebenfalls verließ, aber auf Jungkook traf, der davor gewartet hatte.
"Alles okay?", fragte der Jüngste und verschränkte die Arme vor der Brust. Er wusste Taehyung verheimlichte ihm etwas.
"Ja.", sagte Taehyung nur leise und ging ohne ein weiteres Wort an seinem Freund vorbei.
Er war einfach noch nicht bereit.



Sperrgebiet || VKookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt