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„Woher hast du die?"
Hoseok hielt den kleinen Zettel in seinen zitternden Händen. Er konnte nicht glauben, dass Taehyung ihm wirklich einen Zettel mit einer Telefonnummer zugesteckt hatte.
Vor lauter Zittern konnte er die Zahlen, welche in schwarz auf den Zettel gekritzelt waren gar nicht lesen.
„Nachdem du gegangen bist, habe ich beschlossen auch noch in dem Haus nachzusehen in dem Jimin gewohnt hat. Der junge Mann, der mir aufgemacht hat, meinte, dass in den ersten Wochen immer wieder Post der Parks bei ihnen ankamen. Also hat er die neue Adresse und die Telefonnummer der Parks bekommen. Aber beides hatte er nicht mehr. Aber er meinte zu mir, dass ihre Telefonnummer im Telefonbuch zu finden ist. Also bin ich hier her. Im Internet habe ich die Nummer aber nicht gefunden, also bin ich noch einmal in die Bibliothek und habe das aktuelle Telefonbuch und das vom letzten Jahr durchsucht. Und hier ist sie nun, Jimins
„Wie lange hast du danach gesucht?"
Taehyung legte seinen Finger an seine Lippen und tippte ein paar Mal darauf. Er versuchte sich daran zu erinnern, wann die Bibliothekarin ihn hinaus geworfen hatte.
„Die Frau am Tresen hat mich ein wenig länger bleiben lassen. Gegen halb Neun hat sie mich raus geworfen. Also musste ich die Telefonbücher mitnehmen."
Im Nachhinein tat es ihm leid, die Frau aufgehalten zu haben. Denn er hätte von Anfang an die Bücher mitnehmen können. Nun musste er zwar erneut die Bibliothek aufsuchen, aber dafür hätte die alte Frau eher Feierabend machen können. Nun lagen die Bücher doch auf dem Schreibtisch in der Ecke des Zimmers.

„Danke."
Hoseoks Stimme war nur ein Hauchen. Er konnte es einfach nicht glauben. Letzte Nacht hatte er versucht das letzte bisschen Hoffnung aus seinem Kopf verbannt. Er hatte alles versucht, um es loszuwerden. Umso schöner war es, dass der Funken Hoffnung nicht umsonst war, denn er hatte es einfach nicht geschafft ihn zu vernichten. Seine Hoffnung war berechtigt, egal wie sehr er sie verabscheut hatte.
„Nun ruf ihn an."
Taehyung ließ sich zurück aufs Bett fallen und sah Hoseok an.
„Oder soll ich lieber gehen?"
„Nein."
Hoseoks Hand sank auf seinen Schoß.

„Nein, ich kann das nicht."
Taehyung setzte sich wieder auf.
„Warum nicht?"
„Was ist, wenn er nichts mehr von mir wissen will? Wenn er genauso wie seine Eltern denkt, dass ich Schuld bin? Ich kann das nicht, Taehyung. Was ist, wenn er mich hasst?"
Erschrocken holte Taehyung Luft. Am liebsten wollte er Hoseok den Kopf einschlagen. Er hasste es, wenn Hoseok die Schuld auf sich schob.
„Wie kannst du so etwas denken? Wenn du mir nichts verschwiegen hast, dann hat Jimin keinen Grund dich zu hassen. Er hat seine Entscheidungen selbst getroffen und das weiß er sicher auch."
„Aber was wenn?"
„Das ist die dümmste Frag, die man sich stellen kann." Taehyung schüttelte entsetzt den Kopf und sah direkt in Hoseoks Augen.
„Ich meine es ernst." Hoseok versuchte die Tränen zu unterdrücken und sah stur in die Augen des Jüngeren.
„Ich auch. Wenn du dich immer fragen würdest „Was wenn?", was würdest dann bis heute getan haben?"
Hoseok überlegte. Er wusste, Taehyung hatte recht. Bis jetzt hatte er das „Was wenn?" immer aus seinem Kopf verbannt, wollte sich diese Frage nicht stellen. Es hätte ihn von vielen Dingen abgehalten, auch wenn er manche Entscheidungen im Nachhinein bereuen.

Plötzlich ertönte ein lautes Klingeln. Jemand stand vor der Tür.
Also ergriff Taehyung die Möglichkeit und sprang vom Bett auf.
„Ich gehe jetzt gucken wer vor der Tür steht und du rufst Jimin an. Vielleicht mache ich zwischendurch noch einen kleinen Stop im Supermarkt und lasse dir die Zeit, die du brauchst. Aber wenn ich wiederkomme, steht die Nummer in deiner Anrufliste."
Mit seinem Finger deutete er auf Hoseok, welcher nur schluckte. Er hatte Angst vor diesem Gespräch. Er hatte große Angst.

„Was zum-"
Taehyung stoppte in seiner Bewegung und sah verwirrt auf den großen, bunten Strauß, der vor der Tür stand. Viele verschiedene Blumen waren in gelbes Papier gewickelt und leuchteten Taehyung in dem hellen Licht der Mittagssonne entgegen.
„Es tut mir leid."
Die helle Stimme wurde durch die Blumen vor dessen Gesicht gedämpft, doch trotzdem hörte Taehyung sie ganz genau, er kannte sie ganz genau.
„Jungkook?"
„Bitte verzeih mir!"
Der Junge ließ den Strauß sinken und sah seinem besten Freund ins Gesicht.
Er war ganz blass. Taehyung sah sofort, dass sein Freund auch gelitten hatte, jedoch wurde er wohl nur nicht so gut abgelenkt wie er selbst.
„Komm bitte mit mir mit."
„Was?"
Jungkook hielt Taehyung den Strauß hin, seine Augen flehten förmlich.
„Komm bitte mit mir mit."
Taehyung nahm den Strauß entgegen, sah noch einmal über seine Schulter ins Haus und nickte.

Sperrgebiet || VKookWhere stories live. Discover now