29) Jiwoo/Matthew: Glücksbringer [K.A.R.D]

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[Gruppe: K.A.R.D]

Beschreibung: Als Jiwoo Matthew kennenlernte, hielt sie ihn für den glücklichsten Menschen, dem sie je begegnet war.

Anmerkungen: Casino!au; Warnungen: Gewalt, Spielsucht
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Als ich Matthew kennenlernte, hielt ich ihn für den glücklichsten Menschen, dem ich je begegnet war. Ich arbeitete zu der Zeit seit ein paar Monaten als Poker-Dealerin in einem der angesagtesten Casinos Souls, dem KARD. Es war nur ein Wochenend-Job, in der Woche quälte ich mich als ganz gewöhnliche Jiwoo durch mein Studium, und doch hatte ich eine ungefähre Ahnung, wer sich in dem Casino einen Namen gemacht hatte, und wer nicht.

Von Matthew hatte ich jedoch bis zu jener warmen Samstagnacht nichts gehört.

Der hochgewachsene Mann fiel unter den vielen Herren in ihren teuren, maßgeschneiderten Anzügen nicht sonderlich auf; auch er trug unter seinem schwarzen Jackett ein weißes Hemd und verschmolz mit den dunklen Farben, die die anderen Besucher zierten. Was ihn jedoch –abgesehen von seiner Größe - hervorstechen ließ, war seine Spieltaktik. In dem Poker-Spiel, das ich bediente, hatte er nicht eine einzige auch nur ansatzweise schlechte Hand. Es war offensichtlich, dass er ein geübter Stratege war, doch selbst Strategen brauchten eine ganze Menge Glück, um ein Pokerspiel im KARD zu überleben. In dem berühmt berüchtigten Casino ließen sich nicht irgendwelche Hobbyspieler blicken, nein, das KARD war ein Ort für Menschen, die nichts zu verlieren hatten – oder dazu bereit waren, ihren gesamten Besitz aufs Spiel zu setzen. Ich würde lügen, würde ich sagen, dass ich nicht schon das ein oder andere Mal überlegt hatte, auf das alberne Geflirte der alten Männer einzugehen, um ein wenig von ihrem Vermögen zu schmarotzen. Doch die Typen waren unter ihren glatt gebügelten Anzügen runzlig wie Schildkröten und ich traute mir nicht wirklich zu, mit einem solchen Dinosaurier ins Bett zu steigen.

Matthew war anders. Er war auffällig groß, mit breiten Schultern und trotz seiner kleinen, müden Augen hatte er ein wohl proportioniertes Gesicht. Ich schätzte ihn so auf dreiundzwanzig Jahre, vielleicht vierundzwanzig, Tatsache war jedoch, dass er den Altersdurchschnitt im KARD erheblich senkte. Ich weiß noch, wie ich mit dem Gedanken spielte, ihn darauf anzusprechen, doch Matthew kam mir zuvor.

„Ich habe schon seit Monaten keine Glückssträhne mehr gehabt", sagte er, während ich den Pokertisch aufräumte, und beugte sich nach vorne, „Aber heute Nacht war alles anders. Vielleicht lag es daran, dass Sie den Tisch bedient haben. Sie sind wohl mein Glücksbringer."

Ich konnte nicht anders, als zu lachen, da ich eine solche Anmache eher von sehr, sehr, sehr alten Männern gewohnt war. Bei einem Typen wie Matthew hätte ich eher damit gerechnet, dass er mir entweder seine Nummer zuschob oder geschickt genug war, ein vernünftiges Gespräch anzufangen.

„Lachen Sie mich aus?", fragte Matthew gekränkt.

„Vielleicht, Sir", kicherte ich, während ich die Karten stapelte.

Dieser nichtige Wortwechsel sollte der Auftakt zu unserer ersten gemeinsamen Nacht sein. Ich kann es nicht erklären, aber ich sah damals hinter dieser schmierigen Fassade einen Jungen, der es wert war, mich auf dem Heimweg zu begleiten. Während wir zusammen durch die schummrigen Gassen Seouls schlenderten, erzählte mir Matthew von seiner Arbeit. Er hatte es als einziger seines Jahrgangs geschafft, einen Arbeitsplatz in einer angesehenen Firma zu ergattern und konnte aufgrund guter Beziehungen innerhalb kürzester Zeit befördert werden. Ich bewunderte ihn. Ich selbst war noch dabei, mich durch mein Studium zu ackern und kratzte das nötige Geld mit meinem Job als Dealerin zusammen. Zu der Zeit sah ich für mich selbst trotz Studium keine sonderlich rosige Zukunft, immerhin waren meine Fächer Kunst und Geschichte. Nichts, womit man in zehn Jahren einen Batzen Kohle verdienen würde.

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