Colin Teil 3

53 8 1
                                    

Florence würde es nicht sein, da war ich mir sicher. Ihr roter Porsche stand nämlich schon dort, glänzend und sportlich, nicht zu übersehen. Ein Accessoire, nur dazu da um ihren Auftritt zu unterstreichen. Warum sonst besitzt man solche Autos, wenn nicht als Statussymbol?

Durch eine schmale Lücke hindurch eröffnete sich mir genau im richtigen Moment der Blick auf das tiefschwarze Fahrzeug. Ein schlanker, großer Typ mit rabenschwarzen Werbespot-Haaren trat auf den brüchigen Asphalt. Nachdem er mit einem kurzen Blick sein Publikum wahrgenommen hatte, schlug er kräftig die Fahrertür zu und drehte dem Auto dann geruhsam den Rücken zu. Irgendwie hatte ich jemanden anderes erwartet. Nicht so einen schmächtigen Kerl, groß und ein bisschen schlaksig. Viel mehr hätte ich mit einem dieser Poser mit dunkler Sonnenbrille und Fitness-Studio-Oberkörper gerechnet.

„Kommt der dir auch irgendwie bekannt vor?" Bob sah mich fragend an. Für seine Fähigkeit, Gesichter zu behalten, hatte ich ihn schon oft beneidet. Nachdenklich verfolgte ich, wie der Kerl mit langen Schritten auf den Eingang zukam, die Hände in den Taschen seiner stilsicheren Lederjacke. Sein Gesicht kam mir nicht bekannt vor... oder doch. Tatsächlich glaubte auch ich, es schon einmal gesehen zu haben.

Mein bester Freund schnalzte mit der Zunge. „Ich hab's. Der Typ war mit uns auf der High School."

„Ja stimmt." Wage erinnerte ich mich an einen schmalen Jungen, unscheinbar mit wenig Freunden. Einer, der immer am Rand stand und beobachtet hatte, nie auf Leute zugegangen war. Jemand über den man sich Dinge erzählt, weil niemand wirklich etwas über ihn weiß. Wann ich ihn das letzte Mal gesehen hatte, konnte ich nicht mehr sagen. Auch nicht, ob er sich verändert hatte.

Bob schulterte seinen Rucksack und wandte sich mir zu. Er mochte es nicht, Leuten mehr Aufmerksamkeit zu schenken als nötig, weil er sich selbst dabei unwohl fühlte. Aber ich wandte den Blick nicht ab, selbst nicht sicher, was mich an ihm so interessierte. 

Normalerweise waren mir die anderen egal, die meisten gingen mir sowieso aus dem Weg. Sie sahen in mir nur diesen vollkommen tätowierten, frechen Ethno-Punk. Zumindest hatte mich meine Exfreundin mal so bezeichnet. Aber nicht mal sie hatte gewusst, welche Bedeutung das Muster besaß, das um die siebzig Prozent meiner Haut bedeckte. Wie alle anderen hatte auch sie geglaubt, Bob und ich wären einfach verrückte Teenager gewesen, die meinten, sie müssten ihren gesamten Körper tätowieren. Freaks, die das Extreme suchten.

Der Schwarzschopf hatte unsere Bank schon fast erreicht. Ich hörte das Schleifen seiner Lederschnürrstiefel auf dem Asphalt. Sein ovales Gesicht war weder hässlich, noch besonders schön, mal abgesehen von den tiefen Augenringen unter seinen Augen. Die Art wie er den Blick umherschweifen ließ, gleichgültig und gleichzeitig unheimlich aufmerksam, kam mir seltsam vor. Mir fiel auf, dass er die Lippen fest zusammenpresste, überhaupt, seine ganze Mimik wirkte angespannt, so als erwartete er eine harte Probe, irgendetwas Unangenehmes hinter der ständig bewegten Schwingtür, die in das College führte.

„Irgendetwas stimmt hier nicht", meinte Bob plötzlich neben mir. Nickend sah ich zu ihm. Er hatte recht. In mir war dasselbe Gefühl aufgekommen und ich war mir sicher, dass es mit dem Kerl zusammenhing. Als ich meinen Blick zurücklenkte, erkannte ich es.

Ein Mörder bewegte sich direkt auf uns zu. Der Tod in sich, mit Hunger nach Leid und dem Saft des Lebens, eine Gestalt der dunkelsten Magie. Ein Captor.


Die Jagd beginnt! Seid ihr dabei, dann lasst ein Like da:)     Stay twinned!

Obwohl wir Freunde wurden (Colin)Место, где живут истории. Откройте их для себя