Colin Teil 65

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Je länger ich darüber nachdachte, desto eindeutiger schien es mir. Es war alles kein Zufall. 

Irgendetwas, und ich hatte keine Ahnung was, hatte mich benutzt um Nathaniel vor dem Tod zu bewahren. Aber warum Nathaniel? Was machte ihn besonders? Lag es an seiner Vergangenheit? Oder an etwas ganz anderem? Ich hatte keine Antworten auf all die Fragen. Und im Endeffekt war es auch nicht wichtig. Es war schon geschehen, es bewegte sich zwischen uns, es ließ uns zusammen in einem Boot sitzen, das nicht viel größer war als eine Badewanne.

Aber daran war nichts Schlechtes, im Gegenteil, wir holten Cid zurück. Es war eine Rettungsmission. Und dahinter konnte nichts Böses stecken. Wir waren nicht Teil von etwas Dunklem, sondern von etwas Gerechtem.

Trotzdem war er ein Captor, ein Mörder und mein natürlicher Feind. „Was auch immer dahinter steckt, ich hätte dich nicht getötet. Nein warte, das stimmt nicht, ich hätte es aber bereut."

„Du glaubst also an das Gute in mir" stellte er fest.

„Nein. Aber ich denke du bist irgendwie anders. Und deshalb bin ich in den Augen der anderen ein Schwächling."

„Ein Schwächling kann nicht so viel Macht aufbringen", sagte er nüchtern. Auch wenn es eher wie eine Feststellung klang, hatte ich dennoch das Gefühl, dass er mich beruhigen wollte. 

Eine Weile führte ich stumm das Lenkrad, weil ich nicht wusste, was ich noch sagen sollte. Gegen meinen Willen verspürte ich in diesem Moment eine leichte Sympathie gegenüber ihm, meinem Feind.

Das Boot bewegte sich tiefer in die Dunkelheit, ich lenkte es fast blind, verließ mich auf mein Navigationssystem. Doch plötzlich sah ich einen glänzenden Umriss auf dem Wasser, dann tauchte ein Licht auf, flackernd, umringt von einem rötlichen Schein. Das Licht machte es mir möglich, die erste der vier Inseln zu erkennen. Sie war klein und steinig, kein Ort für ein schönes Picknick. 

Es war beunruhigend, geradezu unheimlich, wie die schwarzen Felsen vor uns lagen und nur die Flamme verriet, dass wir nicht alleine waren. Was war in Royce gefahren? Wie konnte er einen unschuldigen Jungen entführen und an diesen Ort bringen? Ich würde ein ernstes Wort mit ihm reden. Sehr ernst.

„Bleib im Boot, ich regle das", sagte Nathaniel plötzlich, den Blick fest auf das Licht gerichtet, das sich als eine Feuerstelle entpuppte. Royce hatte Holz aufgestellt und es angezündet. Vielleicht, damit Nathaniel ihn nicht verfehlen konnte. Oder wollte er ihn darin verbrennen?

„Ich bin doch nicht den ganzen Weg mit dir hier her, nur um dann im Boot zu bleiben und Däumchen zu drehen." Ich war empört, dass er das erwartete. Es war genauso gut mein Kampf. Ich hatte ihn begonnen, war der einzige der sah, wer Royce wirklich war. Ja, es wäre meine Aufgabe gewesen, den Captor zu töten, aber in diesem Moment wurde mir bewusst, was wirklich meine Aufgabe war: Einen Menschen zu retten. Ein Blick in Nathaniels schattige Gesicht sagte mir, dass er es verstanden hatte. 

Doch da war noch etwas anderes in seinen Augen.

„Heute Nacht wird niemand sterben", flüsterte ich. Es war ein Versprechen an mich. Der Tod gehörte nicht zu mir. Niemals würde ich ihn in meine Nähe lassen oder in die derjenigen, die ihn nicht verdienten. 


Glaubt auch ihr an das Gute in Nathaniel? Lest alles aus seiner Sicht in Obwohl wir Freunde wurden (Nathaniel). Stay twinned!

Obwohl wir Freunde wurden (Colin)Where stories live. Discover now