Colin Teil 33

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Ich grinste immer noch über Royces Gesicht, als ich mit dem Bus nach Hause fuhr. Die Nachricht, dass Nathaniel seinen Jeep gestohlen hatte, freute mich ungemein. Wütend hatte Luke erzählt, wie Nathaniel kurz davor gewesen war, sich auf einen blutenden Kerl zu stürzen, der mit seinen Inlineskatern hingefallen war. Doch anstatt das Erwartete zu tun, schubste er Luke beiseite, stieg in den Jeep und brauste davon.

Zugegeben war das ganz schön cool von Nathaniel. Wie er es geschafft hatte, dem Drang zu töten zu widerstehen, konnte sich keiner von uns erklären. Und dann auch noch den Jeep zu stehlen. Royce hatte praktisch geraucht vor Wut und war sofort auf die Suche nach seinem schwarzen Wrangler gegangen. Damit war das Treffen für heute beendet.

Offenbar hatten wir nicht zu befürchten, dass Nathaniel die Stadt verließ. Er war ungewöhnlicher als wir dachten und schien sich der dunklen Magie mit aller Macht entgegenzustellen, nur um bleiben zu können. Mir war noch immer nicht klar, warum er das tat. War wirklich Florence daran Schuld? Sie durfte auf keinen Fall Zeit mit ihm verbringen, sonst würde sie sein nächstes Opfer sein. Ich beschloss, in nächster Zeit ein Auge auf sie zu werfen. Nicht, dass ich damit der einzige wäre.

Als ich das Wohnzimmer betrat, begegnete ich einer Person, die meinem Dad ähnlich sah, aber auch wieder nicht. Überrascht blieb ich stehen. „Dad." Er trug eine dunkle Jeans und ein weißes, sauberes Hemd, das er ordentlich in seinen Hosenbund geschoben hatte. Aus unerklärlichen Gründen glänzten seine nachtschwarzen Haare, die er in seinen Zopf zurückgebürstet hatte. Er war sauber rasiert und roch nach Shampoo.

Mein Vater lächelte leicht. „Was meinst du? Ist das so in Ordnung?"

Plötzlich erinnerte ich mich. Vor zwei Tagen hatte er mir von einem Date erzählt. Er hatte diese Frau kennengelernt. Ich fühlte mich schlecht, weil ich es vergessen hatte. Heute war sein großer Tag und ich war nur mit mir beschäftigt gewesen. „Du siehst klasse aus, Dad."

„Nicht lächerlich?" Unsicher zupfte er an seinem Hemdkragen.

„Nein." Tatsächlich brachte das Weiß seine dunklen Augen zum Leuchten und ließ die schwarzen Haare noch schwärzer wirken. „Wenn sie dich nicht unglaublich scharf findet, dann weiß ich auch nicht." 

Sein verlegenes Lachen erinnerte mich an das eines jungen Menschen. Die Nervosität machte ihn zwanzig Jahre jünger. 

„Wie heißt sie?", fragte ich und lehnte mich mit dem Rücken gegen die Leiter, die in den zweiten Stock hinaufführte.

„Sharon."

„Und sie ist bombe?"

„Absolut."

Grinsend schob ich die Hände in die Taschen meiner Jeans. „Dann wünsch ich dir einen richtig schönen und... erfolgreichen Abend." Es freute mich ehrlich, dass er endlich wieder ausging. Viel zu lange hatte er sich nur auf uns und seine Arbeit konzentriert. Nie hatte er durchdringen lassen, ob er sich einsam fühlte. Doch nun sah ich ihm an, wie gut es ihm tat, eine Frau zu treffen. Schon lange nicht mehr hatte er so aus sich heraus gestrahlt. Er war ein großer, stattlicher Mann, der sich wirklich sehen lassen konnte und er verdiente die Liebe mehr als jeder andere.

„Danke." Er seufzte tief und rieb die Handflächen gegeneinander. „Ich bin gegen zwölf wieder da. Im Kühlschrank steht noch eine Schüssel Reis mit Paprika."

„Okay."

Nickend nahm er seine Schlüssel von der Theke und ließ sie in seine Hosentasche gleiten. Dann ging er zur Tür. „Ach ja, Daphne ist heute Nacht nicht hier."

Ich hatte bereits den Kühlschrank fixiert. Mein Magen ließ ein hungriges Knurren hören. „Wo ist sie?"

„Bei Cid."

Na klar, dachte ich, wo sonst? Daphne und ihr Freund verbrachten mehr Zeit miteinander als ich mit meinem Handy.

„Irgendein Verwandter ist gekommen, hat ihn aus dem Heim geholt und eine Villa gekauft, kannst du dir das vorstellen?"

„Nein. Klingt nach einem bescheuerten Märchen", kommentierte ich und war mit drei Schritten beim Kühlschrank. „Das muss ja ein verdammt reicher Verwandter sein."

„Eigentlich nicht. Das Blackmore Erbe enthält eine beachtliche Summe."

Mein Herz setzte für einen Schlag aus. Blackmore. Cid Blackmore. Nathaniel Blackmore. Die plötzliche Erkenntnis durchfuhr mich wie ein Blitz, schickte eine heißkalte Welle durch meinen Körper. „Verdammt!"

„Was ist?" Mein Vater hob eine Augenbraue.

„Nichts. Ähm... du solltest dich beeilen, sonst kommst du noch zu spät." Ich presste meine Hände auf die Arbeitsfläche, damit er nicht sehen konnte, wie sie zitterten. Ich sah Daphne vor mir. Jetzt gerade befand sie sich mit einem blutrünstigen Captor in einem riesigen Haus, stand vielleicht gerade in seiner Küche oder seinem Bad. Ihr Blut musste in seinen Ohren rauschen wie ein Wasserfall. Ihr Herzschlag musste ihn anziehen wie das Licht eine Motte und seine Mordlust hervor locken.

„Ja, du hast recht. Bis morgen dann." Endich öffnete er die Tür und trat hinaus. Ich zwang mich, kurz zu warten, dann stürmte ich hinaus und warf mich in meinen Pickup, den Daphne draußen an den Bordstein gefahren hatte, als sie von der Schule zurückgekommen war. Mein Herz klopfte mir in den Ohren.

Sie lebt, sagte ich mir am ganzen Körper zitternd. Sie lebt.


Bereit für gefährliche Action? :D    Stay twinned!

Obwohl wir Freunde wurden (Colin)Opowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz