Colin Teil 39

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„Stopp", sagte Nathaniel, als könnte er meine Gedanken lesen. Doch er sagte es mehr zu sich selbst, als zu mir. Im fahlen Licht wirkte er verstört, wie ein Kind das nicht wusste, wo es war. Es war als sei er aus einer Trance aufgewacht. Als begreife er selbst nicht, was passiert war.

Doch ich wollte, dass er sich verantwortete. Meinetwegen sollte er als Held sterben. Er musste sich nur selbst für den Tod entscheiden. „So willst du unter Menschen leben?", fragte ich ihn, meine Stimme war ein heiseres Krächzen, aber ich redete unbeirrt weiter, „als Mörder? In einem Haus mit deinem Bruder? In einem Klassenzimmer mit Florence?"

Stumm starrte er mich an, dann spielten verschiedene Emotionen über sein blutiges Gesicht. Die Fragen quälten ihn. Niedergeschlagen antwortete er: „Nein, will ich nicht."

Ich verzog das Gesicht. Wie konnte er nur so grotesk gegensätzlich sein? Menschen töten und gleichzeitig lieben? „Cid hat gesehen, was aus dir geworden ist", erinnerte ich ihn, „glaubst du wirklich, er will unter deinem Dach wohnen? Es gibt nur eine Lösung, Nathaniel. Das weißt du doch, oder?"

„Ihr werdet mich nicht kriegen", entgegnete er schnell. Reiner Überlebensinstinkt oder doch ein Entschluss zu kämpfen?

„Ich werde es Florence erzählen. Sie wird begeistert sein", drohte ich bitter, „oder du kommst morgen bei Sonnenaufgang zum nördlichen Ufer des Shelburne Pond und beendest den Fehler, den du begonnen hast." Ein lukratives Angebot, fand ich. Eine einmalige Chance, alles wieder gut zu machen. Selbstjustiz, in gewisser Weise und das Ende eines grausamen Seins.

„Ihr könnt sie da nicht mit reinziehen", beschwerte er sich und sah auf. In seinem Blick schimmerte große Sorge. Sorge um sie? Oder Sorge um sein eigenes Leben? „Das ist allein meine Sache."

Bevor er sich doch noch dazu entschied mich zur Strecke zu bringen, sagte ich schnell: „Du entscheidest." Ich wollte nur noch fort von diesem dunklen Ort, weg von Nathaniel, der mich aus irgendeinem unerklärlichen Grund verschont hatte.

Es kostete mich große Anstrengung, mich von der Wand des Bootshauses wegzudrücken, das Gleichgewicht zu finden, mein Shirt vom Boden aufzuheben und loszulaufen. Ich achtete nicht mehr auf Nathaniel, machte einen großen Bogen um ihn herum zum Haus, den weiten Abhang hinauf, und mit jedem Schritt, den ich mich von ihm entfernte, fühlte ich mich sicherer. Der Kampf war vorüber und ich hatte meine Wunden davongetragen. Tiefe Wunden. Mit leerem Kopf, höllischen Schmerzen und einer Haut die aussah wie ein explodiertes Mienenfeld, humpelte ich zur Straße. Ich konnte nicht glauben, was passiert war.

Colin hat überlebt! Was sagt ihr zu Nathaniels merkwürdigen Reaktion? Lest, was während des Kampfes in ihm  vorgeht in Obwohl wir Freunde wurden (Nathaniel).    Stay twinned!

Obwohl wir Freunde wurden (Colin)Where stories live. Discover now