Colin Teil 16

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Aber der Captor war noch nicht fertig mit mir. Er zog mich an den Schultern zu seinem Wagen und ich stolperte kraftlos mit ihm, bis er mich unerwartet losließ. Ich fiel hart auf die Knie und stütze mich reflexartig mit den Handflächen auf dem Boden ab. Mein Körper versuchte alles Nötige, um mich wieder fit zu machen. Blut rauschte in meinen Ohren, während sich meine Brust so schnell hob und senkte wie sie konnte.

„Wie ist dein Name?", fragte der Captor über mir.

Ich drehte mühsam den Kopf und blickte zu ihm auf. Es schien, als hätte ihn die ganze Sache kaum angestrengt, so ruhig und gleichmäßig wie er atmete. Seine dunklen Augen betrachteten mich aufmerksam, seine Arme baumelten locker neben seinem dünnen Körper. Kaum zu glauben, wie sie eine so tödliche Kraft aufbringen konnten.

Mir wurde bewusst, dass ich soeben selbst der Beweis für seine Mördernatur geworden war. Über mir stand ein Killer, kalt und erbarmungslos und wir befanden uns Mitten in der Jagd auf ihn, auch wenn er glaubte, wir hätten einen Deal. Für Royce gab es keinen Deal. Nur den Tod.

„Colin", antwortete ich mühsam zwischen zwei angestrengten Atemzügen. Er sollte ruhig wissen, gegen wen er kämpfen würde.

„Ich bin Nathaniel Blackmore", stellte er sich mir vor, als wäre er der Freund eines Freundes. Kaum zu fassen, dass er glaubte, sein Name wäre von Bedeutung. Er war ein Mörder, mehr nicht.

Ich glaubte zu sehen, wie sich sein Mundwinkel ein winziges Bisschen hob. War er zufrieden mit seinem Werk? Wütend sah ich zu, wie er in seinen Wagen stieg, der auf einmal hervorragend zu ihm passte. Schnell, dunkel, gefährlich. Während das Auto laut dröhnend rückwärts vom Parkplatz rollte, blieb ich auf allen Vieren, sammelte langsam meine Kraft zusammen. Mit ihrer Rückkehr kam die Wut. Wut über den Captor, Wut über mich, Wut über Royce.

Etwas wackelig kam ich auf die Beine, aber schon zwei Sekunden später hatte ich mich gefangen. Meine Beine setzten sich ganz von alleine in Bewegung, schritten energisch auf Royce zu, den Auslöser für die Hölle, durch die ich gegangen war.

„Na? Hast du es genossen?", brüllte ich und stieß ihm meine Hände so fest vor die breite Brust, dass er zurück stolperte.

Es war Bob, der meine Oberarme packte und mich von ihm weg zerrte. „Lass es sein", sagte er mir ins Ohr, „du machst es schlimmer." Ich machte mich los, hasste das Gefühl von Händen auf meinem Körper.

Bob sah mich bittend an. Sein Blick war der eines besorgten, verständnisvollen Freundes und ich beschloss, es sein zu lassen.

„Ich bring dich hier weg, okay?"

Ich nickte geschlagen und ging geradewegs zu meinem Pick-Up, ohne mich noch einmal nach den anderen umzusehen, denn hätte ich zurückgeblickt, hätte ich einen Zirkel gesehen, dessen größte Enttäuschung einzig und allein ich war. Tief im Inneren war mir das quälend bewusst und ich hasste mich dafür noch mehr als Royce. 


Wer ist eurer Meinung nach schuld daran, dass alles so schief gelaufen ist? Nathaniel, Royce oder Colin selbst? Teilt uns unsere Meinung mit!               Stay twinned... und danke für die Sterne :)

Obwohl wir Freunde wurden (Colin)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt