31. Kapitel

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Isabell Lanes Sicht:

Das Prasseln des Regens gegen die Fensterscheiben lässt meine Konzentration schwinden. Nur die kleine Schreibtischlampe beleuchtet mein Arbeitszimmer und tränkt den Raum in eine angenehme Dunkelheit. Ich setzte den Kugelschreiber erneut auf das Blatt Papier auf, nur um es Sekunden später mit auf den riesigen Stapel von Aufsetzten zu legen. Geschafft. Erschöpft lasse ich mich in die Stuhllehne fallen und reibe ermüdet über meine brennenden Augen. Der Zeiger meiner Armbanduhr zeigt bereits einige Minuten nach dreiundzwanzig Uhr an, höchste Zeit also endlich ins Bett zu kommen.

Schnell verstaue ich die eben korrigierten Blätter in meiner braunen Ledertasche, um sie am morgigen Tag meinen Schülerinnen auszugeben. Wenn es nach denen ginge, hätte ich mich mit dem Korrekturlesen sicher gar nicht so beeilen müssen.

Ich verschwinde in mein angrenzendes Schlafzimmer, wo ich schnell den engen Rock und die strahlend weiße Bluse auf den Boden fallen lasse. Augenblicklich schießt ein Bild von Amelia durch mein Kopf. Als ich sie heute Morgen aus dem Krankenhaus abgeholt habe, hätte sie mich am liebsten mit ihren Blicken verschlungen. Und wenn ich ehrlich bin, hätte ich keines Falls etwas dagegen einzuwenden gehabt. Nur mit meiner Unterwäsche bekleidet und meinen Schlafsachen in der Hand begebe ich mich ins Bad. Bei Gott bin ich froh, dass alle Lehrkräfte ihr eigenes Reich haben. Dort befreie ich mich schnell von meinen restlichen Klamotten, springe unter die Dusche und lasse mich von den lauwarmen Wassertropfen berieseln. Eine heiße Dusche kann fast so gut wie Sex sein, aber auch nur fast. Ich genieße die Minuten, schalte für ein paar Minuten ab und lasse meine Gedanken ganz ohne Gegenwehr zu Amelia abschweifen. Das, was gestern passiert ist, bereue ich in keinerlei Hinsicht. Denn, egal was ich auch noch getan hätte, mein Herz hat sich schon lange für diese wunderschöne junge Frau entschieden. Mein ganzer Körper ist in Extase, wenn ich alleine nur ihre Nähe spüre, und ihr einzigartiger Duft vernebelt mir all meine Sinne. Sie lässt mich Dinge spüren, von denen ich gedacht habe, sie niemals auch nur annähernd so stark zu empfinden. Und es fühlt sich gut an. Zu gut, um diese Gefühle, meine Entscheidung und all die Geschehnisse in Frage zu stellen.

Ich trockne meinen nassen Körper mit dem flauschigen Handtuch ab, schlüpfe in meine Unterwäsche und streife das hellkarierte Hemd über, dass ich zum schlafen einfach am bequemsten finde. Gerade, als ich die wenigen Knöpfe schließen will, hindert mich ein leises Klopfen an mein Vorhaben. Wer stört mich denn bitte um diese Uhrzeit?

>>Wenn das wieder Emily ist, die mitten in der Nacht einen Absacker mit mir nehmen will, kann sie das heute garantiert knicken<<,murmel ich aufgebracht vor mich hin. Diese Frau besitzt Timing, dass hab ich schon oft genug zu spüren bekommen.

Als ein erneutes Klopfen zu mir durchdringt, lasse ich von meinem Hemd ab und flitze zur Eingangstür.

Als mich die warmen, tiefbraunen Augen von Amelia erwarten, glaube ich zu träumen. Doch der sinnliche Duft, der ihre reizende Gestalt umgibt, lässt es mich besser wissen. Sie steht tatsächlich vor mir, und als ich sehe wie sie es tut, bleibt mir glatt​ die Spucke weg. Eine hellgraue Shorts bedeckt gerade mal so ihren knackigen Hintern, und ihre gebräunten Beine wirken in dem dünnen Stoff endlos lang. Dazu trägt sie ein farblich passendes Kapuzenshirt, dessen Saum kurz unter ihrem Bauchnabel endet. Die definierten Ansätze ihre Bauchmuskeln lassen meine Hände krippeln. Ihre weichen Gesichtskonturen wirken im fahlen Mondlicht, das den Gang schwach beleuchtet, wie das einer Göttin. Ihr kastanienbraunes Haar ist zu einem unordentlichen Dutt zusammengebunden, was sie nur noch unwiderstehlicher aussehen lässt. Diese Frau ist der Inbegriff von Schönheit.

Mir läuft buchstäblich das Wasser im Mund zusammen. Meine Lippen stehen einen Spalt offen, was bei dem reizvollen Anblick einfach nicht zu verhindern ist. Gott, sie sieht sogar in solch einfachen Klamotten aus wie ein Victoria Secret Model. Als ich ihre sinnliche Stimme vernehme, gibt sie mir vollends den Rest: >>Guten Abend Miss Lane, ich dachte Sie könnten vielleicht Gesellschaft gebrauchen.<<

Captured- Im Netz der GefühleOù les histoires vivent. Découvrez maintenant