40. Kapitel

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>>Hilfe, ich glaube meine Arme fallen gleich ab.<<

Emmas verzerrtes Gesicht bringt mich sofort zum kichern, während meine beste Freundin sichtlich erschöpft ihre vielen Einkaufstüten neben den Tisch fallen lässt und sich dann eine ihrer dunkelbraunen Haarsträhnen aus der Stirn pustet.

>>Du hättest dich auch einfach für ein paar weniger Oberteile entscheiden können!<<,rate ich ihr an und lasse mich ebenfalls auf den gepolsterten Stuhl plumpsen.

Nachdem ich mich mit Emma in unserem Stammcafé verabredet habe, hat sie nicht viel Überredungskunst gebraucht, um mich zu einem kleinen Shopping Trip zu überreden. Sie muss nur einmal mit ihren langen, dunklen Wimpern klimpern, und schon liegen ihr alle zu Füßen. Die arme Männerwelt tut mir leid. Nachdem sie mich also von einem Laden zum nächsten gezerrt hat, haben wir es uns nun wieder in einem kleinen, feinen Café gemütlich gemacht, um uns eine kleine Pause zu gönnen.

>>Du weißt wie schwer es mir fehlt, mich zurückzuhalten! Außerdem muss du das gerade sagen. Deine Tüten sind nicht weniger voll.<<

Ich beiße mir grinsend auf die Unterlippe, um nicht in schallendes Gelächter auszubrechen. Emma wirft mir einen mahnenden Blick zu und schnappt sich dann schmollend die Getränkekarte vom Tisch, obwohl sie auch schon so ganz genau weiß, was sie sich bestellen wird. Ein riesigen Erbeer-Milchshake mit frischer Minze. Man könnte es als unser Getränk bezeichnen. Wir lieben dieses Zeug beide abgöttisch.

Eine junge Frau kommt neben unserem Tisch zum stehen, zückt einen Notizblock und sieht uns lächelnd an. Ihre kupferroten Haaren fallen ihr in leichten Locken über ihre schmalen Schultern und setzten ihr rundes Kinn perfekt in Geltung.

>>Was darf ich euch beiden denn bringen?<<

>>Zwei Erbeer-Milchshakes,
bitte!<<,antwortet Emma für uns beide und wirft mir ein vielsagenden Blick zu.

>>Klar, gerne.<<

Nachdem wir unsere Shakes bekommen haben, warte ich nicht lange, und nehme den Strohhalm sofort zwischen meine Lippen. Kurz darauf erlebe ich eine Geschmacksexplosion auf meiner Zunge, und schließe genießerisch die Augen.

>>Das schmeckt verdammt gut<<,schwärme ich.

Emma grinst mich amüsiert an. >>Stimmt. Ich war in letzter Zeit öfters hier, aber shoppen macht ohne dich halt einfach nur halb so viel Spaß.<<

Ich sehe sie mitleidig und wissend zugleich an, weil ich genau nachvollziehen kann, wie sie sich fühlt. Wenn man jahrelang so viele Dinge gemeinsam geteilt hat, und dann auf einmal wie ein Stück Papier auseinander gerissen wird, ist ebend nichts mehr wie es einmal war.

>>Aber egal. Erzähl mir lieber von den letzten Wochen!<<,fordert sie mich auf und sieht mich gespannt und abwartend an. Auf ihren rosa Lippen legt sich ein Lächeln nieder und auch ihre stechend grünen Augen fangen wieder an zu leuchten. Die Trübsal ist vergessen.

Ich erzähle ihr alles. Von dem Notenstress der letzten Wochen, von der Hockey-Mannschaft und natürlich von meinen Freundinnen aus dem Internat. Nur eine Person lasse ich weg. Isabell.

Am liebsten würde ich meiner besten Freundin hier und jetzt sofort alles erzählen, ihr meine Gefühlswelt offenbaren und ihr sagen, wie toll die Frau an meiner Seite ist. Doch ich kann es nicht. Es ist, als wären meine Lippen verklebt. Kein Satz bringe ich heraus, und immer, wenn ich mir fest vornehme, es zu tun, bleiben mir die Worte buchstäblich im Hals stecken. Ich hab Angst. Angst vor ihrer Reaktion, obwohl ich es nicht haben sollte. Ich weiß, dass meine beste Freundin die toleranteste Person ist, die ich kenne, und eigentlich weiß sie über meine Schwäche für Frauen ja auch schon bescheid. Außerdem kann Emma schweigen wie ein Grab, davon hat sie mich auch schon oft genug überzeugt.

Captured- Im Netz der GefühleTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang