47. Kapitel

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Meine Beine zittern, als Isabell und ich nach einer gefühlten Ewigkeit vom Eis gleiten. Ausnahmsweise liegt dies sogar mal nicht an Isabells Anwesenheit, auch wenn mir bei dieser heute nicht nur einmal die Röte ins Gesicht geschossen ist. Ihr honigblondes Haar hat sie streng nach hinten gebunden, was ihre zarten Gesichtzüge schmeichelt und sie obendrein irgendwie noch unwiderstehlicher aussehen lässt. Kein Grund also, nicht dahinzuschmelzen. Zudem waren Isabells Augen den ganzen Nachmittag über mit einem ungewöhnlich glänzendem Schimmern versehen. Ein Schimmern, das ich am liebsten immer in ihrem Blick sehen würde.

Ohne ihre Hilfe würde ich es wohl kaum bis zum Rand der Eisfläche schaffen, so sehr fühlen sich meine Beine wie Wackelpudding an. Ein Schmunzeln liegt auf ihren Lippen, aber ich kann es ihr nicht verübeln. Ich bin wirklich kein Talent, und ein Freund vom Eislaufen werde ich erst Recht nicht werden. Auch wenn ich gestehen muss, dass sich die Momente auf dem Eis anfühlte, als würde ich schweben. Dies lag aber viel mehr an der Nähe von Isabell, als an den Schlittschuhen.

>>Du hast die wacker
geschlagen, Baby!<<

Auf Isabells Lob bringe ich nur ein geschlagenes Grinsen zustande, weil ich zwanghaft damit beschäftigt bin, mich an die Brüstung der Eisfläche zu klammern, um nicht gleich auf dem Boden zu liegen.

>>Ja, dank dir! Ohne dich würde ich immer noch wie ein wackliger Storch aussehen<<,gestehe ich, als ich endlich den ersehnten Halt gefunden habe. Isabell scheint dabei nicht Mal annähernd so viel Mühe zu haben. Sie tanzt auf dem Eis, als hätte sie es schon ihr ganzes Leben getan.

>>Woher kannst du das so
gut?<<,frage ich meine Freundin.

>>Mein Vater hat es mir beigebracht. Wir waren im Winter oft Eislaufen.<<

Ich lasse eine Hand tröstend über ihren Oberarm wandern, weil ich ganz genau weiß, wie sehr sie ihren geliebten Vater vermisst. Sie lächelt müde.

>>Komm! Wir befreien uns von diesen Dingern.<<

Mit Isabells Hilfe schaffe ich es bis zu nächst gelegenen Bank, ehe ich mich auf diese wie ein nasser Sack fallen lasse. Sie lacht herzhaft. Mein Anblick muss wohl wirklich komisch aussehen.

>>Okay! Beim nächsten Date also kein Schlittschuhlaufen. Ist vermerkt<<,bringt sie kichernd hervor und lässt sich ebenfalls nieder.

>>Nein, Baby! Es macht dir Spaß, also werde ich es auch hin und wieder über mich ergehen lassen. Außerdem war es doch ganz lustig, oder
nicht?<<,werfe ich ein.

Isabell hat Freude daran, über das Eis zu gleiten. Und diese Freude werde ich ihr sicherlich nicht nehmen, nur, weil ich zu unsportlich dafür bin.

Ein strahlendes Lächeln umspielt ihre Mundwinkel. Allein das ist mir jede Qual wert.

Ich rücke dicht an sie heran, lasse eine ihrer honigblonden Strähnen durch meine Finger gleiten und führe mein Mund dicht an ihr Ohr. So dicht, dass ihr jeder Hauch aus meinen Lippen eine Gänsehaut beschert.

>>Ich freue mich schon darauf, deine Hände an meinem Körper zu spüren, wenn ich dem Eis mal wieder gefährlich nahe komme.<<

Isabell zieht scharf die Luft an. Ihr Mund ist ein Spalt breit geöffnet. Dann dreht sie ihren Kopf in meine Richtung, und sieht mich mit dunklen Augen an. Gott, ich ertrinke!

>>Dafür braucht es kein Eis. Sag es, und ich berühre dich!<<

Ich schlucke hart, ehe ich eine samtweiche Berührung auf meinen Lippen spüre. Sie küsst mich. Kurz, und nur hauchzart. Und doch prickelt alles in mir, als wäre ich auf Hochspannung geladen.

Captured- Im Netz der GefühleWhere stories live. Discover now