36. Kapitel - Lucas Geschichte

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POV Max

"Weißt du, es fing damit an, dass meine Eltern vor ungefähr drei Jahren eines Tages nicht mehr nach Hause kamen."

"Damals war ich achtzehn und grade mit der Schule fertig und habe noch bei meinen Eltern gelebt. Es war spät abends und ich dachte, meine Eltern würden einfach ein bisschen länger weg bleiben. Also bin ich unbesorgt ins Bett gegangen." fing Luca an und ich sah, dass er sich jetzt schon zusammenreißen musste, nicht zu emotional zu werden.

"Am nächsten Tag waren meine Eltern immer noch nicht da und ich fing natürlich langsam an, mir Sorgen zu machen. Doch im Briefkasten lag ein Brief. Ein Erpresserbrief von meinem Vater an mich addressiert." Luca gab einen kleinen Schluchzer von sich. Ich rückte näher zu ihm und legte meinen einen Arm um ihn.

"Weißt du Max, mein Vater war schon immer sehr launisch. Bei jeder Kleinigkeit hat er meine Mutter und mich angeschrien und mich auch öfters geschlagen. Deshalb...mochte ich meine Mutter immer mehr. Ich fühlte mich bei ihr geliebt, im Gegensatz zu meinem Vater, von dem ich mich dann immer mehr entfernte." Ich hörte geschockt zu. Luca hatte den Hass seines Vaters nicht verdient.

"Um zurück zu dem Brief zu kommen; darin stand, dass mein Vater meine Mutter gefangen hielt, und sie erst freilässt, wenn ich ihm verspreche, ihn mehr zu lieben, als meine Mutter. Er wollte immer, dass ich zu ihm aufschaute, damit ich mal ein guter und erfolgreicher Mann werde. Doch...ich verabscheute ihn. Genau dafür." Luca zitterte unter den Worten. Doch ich sagte erstmal nichts. Das beste war im Moment, einfach ihm zuzuhören und für ihn da zu sein.

"Ich schaltete natürlich sofort die Polizei ein. Doch ich hatte meinen Vater unterschätzt und sie konnten ihn nicht finden. Aber die Leiche meiner Mutter haben sie ein paar Tage darauf gefunden."
Luca schluchzte und wischte sich mit seinem Ärmel über die Augen.

"Mein Vater kam kurz danach wieder nach Hause und ab da war mein Leben noch schlimmer. Mein Vater schlug mich jeden Tag und lachte mich aus, weil ich um meine Mutter trauerte. Er gab mir die Schuld an ihrem Tod, weil ich die Polizei eingeschaltet hatte. Ich wollte damals nur noch sterben." Luca hauchte den letzten Satz.

Ich war so geschockt, dass ich nichts weiter machen konnte, als mich enger zu Luca zu setzen und ihm beruhigend über seinen Rücken und seinen Arm zu streichen. Ich versuchte meine ganzen Gefühle, die in mir hochkamen, so nah bei ihm zu sein, zu unterdrücken.

"Ich drohte meinem Vater dann eines Tages, ihn anzuzeigen, doch er...drohte mir im Gegensatz meinen damaligen festen Freund, Elias, umzubringen. Ich wollte mit Elias abhauen, doch mein Vater machte uns einen Strich durch die Rechnung." Luca schluckte hörbar. Luca stand auf Männer? Etwas in mir führte einen Freudentanz auf, aber in der selben Sekunden hätte ich mich backpfeifen können. Das war nicht der richtige Moment für Freudentänze.

Luca machte ein paar Herzschläge Pause und atmete dann tief ein.
"Er hat Elias und danach sich selbst vor meinen Augen umgebracht." hauchte er und zerbrach dann entgültig. Er weinte und schluchzte so herzzereißend, selbst anfing zu weinen. Ich nahm ihn in meinen Arm und er schmiss sich mir entgegen.

Ich hätte alles, nur nicht das erwartet. Nicht das. Luca war durch die Hölle gegangen. Er hatte die Menschen verloren, die er am meisten geliebt hatte.

So saßen wir also beide von Tränen aufgelöst da, er in meinen Armen. Mein T-Shirt war von Lucas Tränen durchnässt aber es machte mir nichts aus.
Nach geschätzten zwanzig Minuten beruhigte Luca sich wieder, gab nur ab und zu ein zwar Schluchzer von sich und atmete unregelmäßig.

Dann richtete er sich auf und schaute mich mit tränenverschleierten, roten Augen an. "Max, ich bin Schuld daran, dass sie alle tot sind."

"Nein, sag sowas nicht." flüsterte ich aufgebracht und wischte ihm ein paar Tränen von der Wange.
Luca lächelte schwach.

"Doch. Hätte ich meinem Vater mehr Liebe gezeigt, wären jetzt alle noch am Leben." sagte er mit glasigem Blick und ein weiterer Schluchzer durchbebte seinen Körper. Ich umarmte ihn wieder und strich sanft über seinen Rücken.

"Nein, Luca. Dein Vater hat dich nicht geliebt. Er war verrückt hörst du?" Ich drückte Luca ein bisschen von mir weg und sah ihm fest in die Augen. "Du bist nicht Schuld and ihren Toden."

Luca lächelte schwach und nickte kaum merklich.

Nach ein paar Minuten drehte er wieder seinen Kopf zu mir und ich sah, wie sein Blick zwischen meinen Lippen und meinen Augen hin und her schweifte. Was hatte er vor?

"Ich vermisse dich. Können wir wieder Freunde sein?" sagte er dann leise.

Ich begriff, dass ich gerade gefriendzoned wurde. Meine Brust stach und ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen.

"Ja. Ja, natürlich Luca." sagte ich lächelnd und nahm Luca nochmal in den Arm. Er hatte sich wieder etwas beruhigt und wischte mit seinen Fingern über sein Gesicht.

"Ehm..Danke, dass du mir das erzählt hast. Und ich bin immer für dich da, hörst du?" machte ich ihm klar und sah ihm in seine wunderschönen Augen.
"Danke." hauchte er und seine Augen gewannen wieder etwas an Fröhlichkeit.

'Ich werde für dich da sein.' dachte ich nochmal im Stillen. Nur als Freund. Leider. Ich musste es akzeptieren, dass er anders fühlte.

Wir saßen noch eine Weile auf dem Stein oben in den Dünen und beobachteten den mittlerweile immer dunkler werdenden Himmel. Ich hatte meinen rechten Arm um Lucas Schulter gelegt und er lehnte seinen Kopf an meine Schulter.

"Nicht einschlafen, Luca." sagte ich leise lachend, als er seit längerer Zeit die Augen geschlossen und eine ruhige und gleichmäßige Atmung annahm.

Blinzelnd setze er sich auf und streckte sich, was mich zum grinsen brachte. Seine Haare waren wieder so süß verwuschelt.

"Lass uns zum Hotel gehen." sagte er dann etwas schläfrig und ich folgte ihm den Steg hoch.

Sooo, das war Lucas Vergangenheit in einem extra langen Kapitel! :D
Ich finde, dass "Infinity" von One Direction ganz gut dazu passt :D
Ich würde mich über Feedback freuen <3

blind love 『 mauz 』Where stories live. Discover now