Kapitel 29

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POV JIMIN

Völlig fertig rollte ich mich zur Seite und starrte die Decke an, Taehyung legte sich zu mir und strich mit dem Zeigefinger über meinen Bauch. Ich hatte mich noch nicht daran gewöhnt, dass Tae es manchmal so...hart trieb. Schließlich war das erst das dritte Mal oder so, dass ich mit ihm und überhaupt mit irgendjemand schlief. Erschöpft sah ich ihn an und runzelte die Stirn, als ich Kichern aus dem Zimmer von Hoseok hörte. Sein Lachen war unüberhörbar. Tae grinste.
"Und was ist mit meinem Bett?" fragte er, kurz vor einem Lachflash. Ruckartig sah ich zur Seite und erkannte eine weiße Flüssigkeit auf dem Laken. Oh Gott, bitte nicht!
"Ich hol dir neues Bettzeug!" sagte ich mit hochrotem Kopf und zusammengekniffenen Augen. Tae kicherte nur und zeigte auf den großen Pullover von ihm.
"Zieh' den an!" forderte er.

Peinlich berührt stand ich auf und zog seinen Pulli über, der mir so groß war, dass er mir bequem über den Hintern reichte.
"Steht dir! Ich wusste nicht, dass du so klein bist!" schmunzelte Taetae.
"Ich bin nicht klein!" fauchte ich zurück und ging raus. "Ich bin 1,73 groß" murmelte ich schmollend und ging die Treppe runter.
Im Wohnzimmer stand der Schrank mit allen möglichen Laken und Tischdecken. Erst jetzt fiel mir wieder ein, dass 1. morgen wieder Schule war und 2. Jungkook im Wohnzimmer auf dem Sofa lag.
Innerlich facepalmte ich mich und schlich über den warmen Holzboden zu dem Schrank, der direkt neben der Couch stand. Das Feuer im Kamin flackter knisternd. Ich öffnete die Schranktür und kramte so leise wie möglich nach Bettwäsche, als Jungkook's Stimme die Stille zerschnitt.

"Ist das nicht Taehyung's Pullover?" fragte er und starrte die Decke an. Ich riss erschrocken die Augen auf.
"Ähh...ja?!" stammelte ich und fand hochrot endlich das richtige Laken.
"Dein Hintern ist niedlich" sagte Jungkook emotionslos und drehte den Kopf zu mir. Schnell zog ich den Saum des Pullis weiter runter und funkelte ihn an.
"Mein Hintern geht dich gar nichts an!"
"Ihr wart ziemlich laut" meinte er und zog eine Augenbraue hoch. Mittlerweile war ich so rot wie eine Kirschtomate. Jungkook wandt wieder den Kopf ab, setzte sich auf und blickte ins Feuer.
"Wart...ihr wirklich noch nie in einem Haus?" fragte ich, um vom Thema abzulenken. Der Omega schüttelte den Kopf. Verlegen drehte ich das Laken vor meinen nackten Beinen in den Händen.
"Und eure...Familie?" fragte ich mit kratziger Stimme.
"Yoongi ist meine Familie!" knurrte Jungkook und ließ seine Augen gelb aufleuchten. Er hatte die selben Augen wie Yoongi. "Außerdem, was interessiert dich das eigendlich?"
"Naja, ich kann mir nicht vorstellen, keine Familie zu haben. Ich lebe zwar nicht bei meiner Mum, trotzdem sehe..." Mal davon abgesehen fragte ich mich, wen sie überhaupt suchen wollten...

"Nicht jeder hat es so gut wie ihr Rudelwölfe! Nicht jeder hat ein Haus oder kann zur Schule gehen, wie ihr!" warf er mir alles vor die Füße und sprang auf, "es gibt Wolfsherzen, die den Winter ohne Feuer verbringen müssen, nur mit ihren Pelz und dem anderen Omega und es gibt Menschen, deren Familie einfach nicht mehr lebt, weswegen man gezwungen wird, als Omega zu leben!" schrie er und ballte die Fäuste.
"Es...gibt...Menschen, die nicht so leben wollen, aber nichts dagegen tun können und Menschen, die halt nur einen Freund haben, dem sie richtig vertrauen können..." Mit zittriger Stimme brach Jungkook ab, ich sah, wie eine Träne über seine Wange lief.
Bis jetzt hatte ich das noch nicht so gesehen. Ich hatte immer gedacht, dass Omegas Wölfe waren, die gewissenlos Vieh rissen und sich nicht um die Menschen kümmerten. Wölfe, die machten, was sie wollten und auf alles eine Scheiß gaben. Aber letztendlich waren Yoongi und Jungkook Wölfe, die einfach nur überleben wollten, hungrig (wie man an den Rippen sah, die aus den Bäuchen der beiden hervorstachen), auf sich allein gestellt. Im Winter warscheinlich allein in einem Erdloch ohne Decken oder anderes.
Mitleidig sah ich zu Jungkook, in dessen Augen sich immer mehr Tränen bildeten. Schnell setzte er sich wieder und starrte ins Feuer. Ich hätte ihn gern umarmt, was aber ziemlich unpraktisch gewesen wäre, schließlich hatte ich nur Tae's Pullover an.
"Jungkook, ich kann versteh..."
"Ach, lass es, Jimin. Du kannst mich nicht verstehen, denn du weißt nicht, wie es ist, im Winter kein Haus zu haben!" fauchte er emotionslos und legte sich wieder hin. Traurig sammelte ich das Bettzeug auf und ging aus dem Zimmer. Im Türrahmen sah ich noch einmal zu ihm. Aber er hatte Recht, ich wusste nicht, wie das war...

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Into the Trees {VMIN}Where stories live. Discover now