Kapitel 6

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P.O.V. Kathi

Dienstag. Mein Herz klopfte mir bis zum Kopf, unruhig lief ich von meinem Auto zu seiner Wohnung und sah dabei in die Gesichter der Menschen um mich herum, um sicherzugehen, dass sie mich nicht beachteten. Ich kam mir beinahe vor wie ein Geheimagent auf Mission, dabei wollte ich nur zu Leroy und die letzten Sachen zu unserem Plan klären.

Die Medien wussten mittlerweile Bescheid, dass er angeblich eine Freundin hat, doch ein Bild von mir gab es nicht. In ein paar Tagen würde Leroy mit seinen Kollegen zum Länderspiel gegen Italien müssen, mit großer Wahrscheinlichkeit würde er mich mitnehmen und dann offiziell als seine Freundin vorstellen. Auch wenn ich wusste, dass er ein paar Kollegen von ihm eingeweiht hatte, den anderen würden wir die Lüge auftischen.

Nervös erreichte ich die Adresse, welche der Fußballer mir geschickt hatte, stellte mich mit einem letzten Seitenblick zu den anderen Passanten direkt vor die Tür und klingelte schnell, bevor mich jemand erwischte. Die Tür wurde automatisch geöffnet, nachdem ich mich nach dem Signalton gegen sie gelehnt hatte, dann drückte ich auf den Knopf des Fahrzugs, da Leroy im dritten Stock und gleichzeitig in der Penthouse Wohnung wohnte.

Die Fahrzugtüren öffneten sich und ein grinsender Leroy stand direkt vor meiner Nase, vermutlich hatte er schon auf mich gewartet. Lächelnd sah ich ihm in die Augen, bemühte mich meine Aufregung zu überspielen und begrüßte ihn mit einem freundlichen „Hey.". Auch er entgegnete etwas in der Art, ließ mich dann in seine Wohnung eintreten. Erstaunt ging ich sofort auf den Wohnbereich zu, sah mir seine helle Einrichtung und die hohe Decke, die mich faszinierte, genau an. Er hatte eine schöne Wohnung.

„Mich hat keiner gesehen, ich hab aufgepasst.", meinte ich dann zu dem Jungen mit der hellbraunen Haut, dieser nickte nur und zeigte mir dann, wo ich meine Jacke aufhängen konnte. Die komplette Situation war seltsam und für mich schwer zu deuten, einerseits bemühten wir uns beide locker miteinander umzugehen, andererseits war ich wie seine Angestellte, was echt komisch klang. Leroy zeigte mir mit einer Handbewegung, dass ich mich auf die Couch setzen sollte, ging selber zur Küche und nahm einen Stapel Zettel in die Hand.

„Willst du vielleicht Limo haben? Habe gerade noch frische gekauft.", fragte er mich erst einmal, sah dann gleichgültig zu mir herüber. Ich wiederum unterdrückte meine Nervosität wieder und willigte mit einem „Gerne.", ein. Während er uns die Limo einschüttete fuhr ich mir durch meine Haare und beobachtete ihn dabei, wie er konzentriert gleichviel Getränk in beide Gläser goss. Schmunzelnd begegneten sich unsere Blicke, er lächelte ungeschickt und brachte uns dann die Gläser, schnappte sich auf dem Weg dorthin den Haufen an Zetteln mit.

Seufzend setzte er sich neben mich, aber dennoch mit genug Abstand zwischen uns beiden. Wir tranken beide einen Schluck aus der Limo und während ich mir den Geschmack auf der Zunge zergehen ließ, rutschte er bis zur Sofakante vor und nahm einige Zettel, nur um sie mir direkt unter die Nase zu halten. „Mein Vater hat alle Artikel gesammelt, die er über uns gefunden hat, und in jedem steht vom Inhalt her dasselbe.", bemerkte er noch, ich ließ meinen Blick konzentriert über die Zeitungskopien wandern. Auf jeden Bildern sah man lediglich Leroy, doch die Überschriften waren mehr als auffällig.

Ich nahm mir die Zeit und las mir zwei der Artikel durch. Meine Wangen begannen zu glühen, als ich die Beschreibung von ihm über mich gelesen hatte und diese ziemlich gut auf mich zutraf, als würde Leroy mich schon viel länger kennen. Überrascht sah ich hoch zu ihm, der meine Reaktion mit einem leichten Lächeln verfolgt hat, versuchte seinen Blick zu deuten. Dann konnte ich mir mein Grinsen nicht verkneifen. „Dein Herz schlägt dir also bis zum Hals, wenn du mich siehst, nh?" Seinen Gesichtsausdruck konnte ich nicht ganz deuten, doch er zuckte einfach mit den Schultern, als wüsste er nicht, was er jetzt am besten sagen sollte.

Ich rettete die Situation und lobte ihn einfach noch. „Das ist aber ein echt guter Anfang, damit kann man arbeiten." Auch wenn es mir immer noch surreal schien, dass ich ab jetzt Teil der Medien war und das nur, weil Leroy und ich der ganzen Welt etwas vorspielten. „Hast du abgeklärt, ob du mit zum Länderspiel kannst?", fragte er mich dann hoffnungsvoll, daraufhin nickte ich. „Am besten wir machen es dann so, dass ich dich mit auf den Mannschaftsabend nehme, der ist etwas schicker und ein paar Reporter sind auch eingeladen." Und auch wenn ich zustimmte, war ich in Gedanken woanders. Ich würde an diesem Abend im Mittelpunkt stehen, jeder würde mir und ihm Fragen stellen und wir müssten wie ein echtes Paar wirken, die ganze Zeit über.

„Bist du dir sicher, dass du bereit dazu bist?" Wie als hätte er meine Bedenken erkannt beugte er sich zu mir vor, sah mich fragend an. Hastig nickte ich wieder. „Deswegen habe ich mich zu der Sache hier bereiterklärt. Ich will mich jetzt nicht mehr drücken." Er grinste breit, war scheinbar überzeugt von meinem Optimismus. „Ich werde auch den ganzen Abend bei dir bleiben, das wird funktionieren. Wichtig wäre nur, dass wir uns wie ein Paar verhalten, also mit umarmen und allem." Mir war klar, dass wir echt wirken mussten, doch der Gedanke, dass ich mich wie die Freundin von Leroy verhalten sollte war immer noch skurril. Klar, wir verstanden uns einigermaßen gut, trotzdem konnte ich mir noch nicht vorstellen ihn zu umarmen und seine Hände in meinen zu halten.

„Ich weiß, wir kennen uns noch nicht so gut, aber ich hoffe dir macht das nichts aus." Es war irgendwie süß, dass er sich immer versichern musste, dass ich mich mit unseren Entscheidungen wohlfühle. Dankbar lächelte ich ihn an. „Das ist meine Aufgabe, Leroy. Wir bekommen das hin." Um meine Aussage zu verstärken, berührte ich ihn kurz an der Schulter, und das brachte auch ihn dazu zu lächeln. Wir beschlossen, dass wir nebenbei einen Film sahen, während wir kleine Details besprachen, doch das meiste war geklärt. Im Laufe der wenigen Stunden bekam ich so langsam das Gefühl, dass er sich mir öffnete und dass unser Plan funktionieren würde.

Nachdem wir alles besprochen und den Film bis zum Ende gesehen hatten, begleitete mich mein Fake-Freund zur Tür. Grinsend strich ich mir eine Strähne aus dem Gesicht, sah ihm dann in seine braunen Kulleraugen. Leroy war ein guter Kerl, er hatte sein Herz am richtigen Fleck. „Mein Vater holt dich dann morgens ab, wenn es so weit ist.", wiederholte er nochmal und ich stimmte zu. Der Plan war es, dass ich mit Leroy am Flughafen aufkreuzen sollte, damit wir sofort als Paar angesehen wurden. Unsicher, wie ich ihn verabschieden sollte, verabschiedete ich mich mit einem peinlichen Winken, welches ich im Nachhinein besser hätte lassen sollen.

Ich wusste jetzt, dass wir beim ersten Auftritt zu zweit abliefern mussten. Ich wusste auch, dass ich etwas mutiger rüberkommen musste, wenn ich auf dem Abend auftreten sollte, nicht so zurückhaltend wie gerade. Doch darum würde ich mir Gedanken machen, wenn der Moment gekommen war.

PERMISSIONWhere stories live. Discover now