Kapitel 11

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P.O.V. Kathi

„Fuck Leroy, ich bin total nervös.", gab ich angespannt zu, während ich wartete, bis sein Blick auf meinen traf. Sein einer Mundwinkel zuckte nach oben, dann platzierte er seine Hand auf meiner und drückte diese ermutigend. „Glaub mir, mir geht es ähnlich. Aber die Jungs sind mindestens genauso gut drauf wie meine Teamkollegen aus England, außerdem bleibe ich einfach die ganze Zeit bei dir." Wir saßen beide noch im Auto, ich auf dem Beifahrersitz und er neben mir. Seine Geste beruhigte mich nicht wirklich, trotzdem wusste ich zu schätzen, dass er mir zur Seite stand und mich verstand.

Seit dem ersten öffentlichen Treffen war viel passiert. Leroy und ich kamen mittlerweile besser mit der ganzen Situation klar, ein Paar zu spielen, und verhielten uns auch dementsprechend anders. Was mir aber besonders aufgefallen war ist, dass er sich mir gegenüber mehr öffnete, mehr über sich als Person preis gab. Da konnte ich selber nicht anders als mich etwas zu entspannen. Zumal der Wuschelkopf wirklich nicht abgehoben war wegen seines Erfolgs, wie ich es eine kurze Zeit lang befürchtet hatte.

„Wollen wir?", holte er mich aus meinen Gedanken, weswegen ich einmal meinen Kopf schüttelte, um wieder ganz in der Realität zu sein, und dann die Beifahrertür öffnete, bevor wir unser Gepäck aus dem Kofferraum holten. Wir waren etwas spät dran, zwar würden wir noch pünktlich kommen, allerdings rechnete ich damit, dass die meisten Spieler schon am Treffpunkt standen und sich unterhielten, bevor wir als komplette Gruppe ins Teamhotel gebracht werden würden. Soweit zum groben Ablauf, doch viel mehr wusste ich auch noch nicht.

Während wir das private Parkhaus verließen, spürte ich, wie Leroy wieder nach meiner Hand griff. Lächelnd sah ich zu ihm hinauf und er grinste mich entschuldigend an, also verschränkte ich meine Finger mit seinen und lief automatisch ein bisschen näher neben ihm zum Treffpunkt. Sein rauer Daumen strich mir beruhigend über den Handrücken, als wir die letzten Meter zurücklegten, schon von weitem konnte ich dabei die anderen Nationalspieler sehen. Mein Herz klopfte in einem schnellen Tempo gegen meinen Brustkorb, während ich mir meine Haare aus dem Gesicht strich und mich unbewusst noch mehr an Leroys Hand klammerte.

Ich merkte jeden einzelnen Blick auf mir, als wir durch die Menge gingen. Zwischendurch blieben wir stehen, scheinbar suchte Leroy nach seinen Kumpels. Mit einem mulmigen Gefühl im Magen sah ich mich um, einerseits, weil ich nicht so viel Aufmerksamkeit gewohnt war und dann noch, weil ich einen Blick besonders spürte. Unsicher sah ich in die Richtung und erkannte Marco Reus, der mich mit einem gleichgültigem Blick musterte, bevor sich seine Lippen bewegte und er irgendetwas sagte. Direkt danach sahen auch die zwei Mädchen an seiner Seite zu mir, weshalb ich mich unsicher zu meinem Fake-Freund drehte, der sein Ziel scheinbar gefunden hatte. „Komm mit.", hauchte er mir ins Ohr, also folgte ich ihm- wie sollte es auch anders sein- genau in die Richtung von Marco Reus.

„Leroy, lange nicht gesehen.", kam es von diesem und schon vermisste ich die Wärme von Leroys Hand in meiner, als er diesen begrüßte. Danach landete sein Blick wieder auf mir und er stellte mir sowohl ihn als auch die beiden Mädchen vor, ich wusste währenddessen nicht genau wie ich die drei begrüßen sollte, gab ihnen also nacheinander die Hand. Jetzt war ich wieder an einem Punkt angekommen, an dem ich die Situation für absurd hielt. Wann bekam man schon einmal die Chance, die deutsche Nationalmannschaft zu treffen und mit den Spielern die Länderspielpause zu verbringen?

Die anderen wechselten ein paar kurze Worte, bis sich Josi, scheinbar die beste Freundin von Erik Durm, auf den Weg machte, um genau diesen zu suchen. Marco berührte Leroy am Oberarm und begann ihm irgendwas zu erzählen, also drehte ich mich kurzerhand zu Elena um, welche ebenfalls dumm neben diesem stand. Sie sah wirklich nett aus, also beschloss ich sie einfach in eine Unterhaltung zu ziehen.

„Bist du mit ihm zusammen?" Ich war ein Schritt auf sie zugegangen, damit die Jungs nicht mitbekamen, dass wir über sie redeten. Sie wirkte überrascht, sah dann zu Marco und riss ihre Augen verwundert auf. „Oh nein", machte sie sofort, fast schon hektisch, deutlich. „Es ist mehr oder weniger eine unglückliche Fügung, dass ich hier bin." Was genau sie damit meinte wusste ich wirklich nicht, aber man merkte ihr an, dass sie gerne das Thema wechseln wollte, weil sie sich nicht so sicher in ihren Antworten war. Also ließ ich mich darauf ein, dass sie auf meine Person zu sprechen kam.

Ihre Hand ging etwas nach oben, als sie begann zu reden. „Du scheinst hier auch nicht allzu viele Leute zu kennen." Und da nickte ich sofort mit meinem Kopf, schließlich war es die Wahrheit. Gut, ich kannte einige Spieler aus der Nationalmannschaft, aber das zählte ja nicht als wirkliches Kennen, denn mit ihnen geredet habe ich bisher noch nicht. Mir wurde wieder klar, in was für einer absurden Situation ich steckte und merkte irgendwie, dass es Elena genauso ging wie mir. Mit mir selber machte ich aus, dass ich mich in den nächsten Tagen etwas nach ihr richtete. „Naja, viele kenne ich aus dem Fernsehen, aber kaum Jemanden persönlich.", war meine schlussendliche Antwort auf ihre Anmerkung.

„Da bist du immerhin schon einen Schritt weiter als ich." Sie lachte, erklärte mir dann, dass sie sich gar nicht so für Fußball interessierte. Ich traute mich nicht nochmal nachzufragen, fragte mich allerdings, warum sie überhaupt hier war, wenn Marco nicht ihr Freund war und sie Fußball noch nicht einmal mochte. „Wie lange seid ihr schon zusammen?" Mit ihrem Kinn nickte sie in Leroys Richtung, wohin ich automatisch sehen musste. Er lachte gerade mit Marco über irgendetwas, und meine Mundwinkel glitten wie von alleine nach oben bei dem Anblick. Leroy sollte glücklich sein, und das konnte er scheinbar wieder. Trotzdem reagierte ich etwas ausweichend in meiner Antwort. „Noch nicht so lange."

Elena schien zu verstehen und schwieg einen Moment. Ihr Blick glitt einmal über jede Personen um uns herum, ehe sie mich wieder anlächelte. „Weißt du, wie das hier jetzt alles abläuft?" – „Ehrlich gesagt, nein.", meinte ich sofort und lachte ungeschickt, weswegen ihr Grinsen breiter wurde. Wir standen noch einen Moment so gegenüber, bis ich Leroys Blick auf mir bemerkte, wie er mich anerkennend beobachtete. Ich erwiderte seinen Blick mit einem warmen Gefühl im Magen, denn er gab mir Sicherheit in dem, was ich machte.

„Wir sehen uns bestimmt später nochmal." Elena nickte mir zu, klopfte Marco dann auf die Schulter und bahnte sich einen Weg durch die Menge, wohin sie auch immer wollte. Der Blonde zögerte nicht lange und folgte ihr, sodass ich wieder alleine vor dem dunkelhäutigen stand und nicht wusste, was ich sagen sollte. Er wiederum legte einen Arm um mich, schob mich in die Richtung, wo er hinwollte, und neigte sich zu mir herunter. „Danke, dass du dich so bemühst dich einzufinden in das alles. Das weiß ich zu schätzen."

PERMISSIONWhere stories live. Discover now