Kapitel 22

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P.O.V. Kathi

Schockiert saß ich auf meinem Platz und beobachtete die ganze Situation, die mir definitiv zu schnell ging. Ich verstand nicht, warum Josi auf einmal hier war, was Erik wieder angestellt hatte und generell wie schnell die anderen reagieren konnten. Ich hörte Elena „Josi?" fragen, und als sie daraufhin nur weiter in Marcos Armen schluchzte schnappte sie sich in Windeseile ihre Sachen und verschwand aus dem Lokal. Leroy stand mittlerweile, sagte ebenfalls nichts zu der Sache. Man konnte ihm die Überforderung deutlich aus dem Gesicht lesen.

„Fuck...", murmelte ich zu mir selber, schüttelte dann einmal den Kopf und bemühte mich irgendwie zu handeln. Ruckartig stellte ich mich hin und ging auf Josi zu. Sie hatte ihr Gesicht komplett in Marcos Halsbeuge vergraben, während dieser mich mitleidig ansah und ihr über den Rücken strich. „Hey", wisperte ich ihr zu, berührte sie an der Schulter und versuchte so ihre Aufmerksamkeit zu bekommen. Allerdings weinte sie einfach weiter, also stand ich unschlüssig vor dem Tisch und sah Leroy fragend an, der meinen verwirrten Gesichtsausdruck nur erwidern konnte.

Es dauerte eine Weile, bis Josi sich einigermaßen gefangen hatte und sich von dem Blonden löste. Traurig zog sie die Nase hoch, bevor sie sich kurz im Raum umsah. „Oh nein.", meinte sie nur. „Wo ist Elena?" Ich hatte die Vermutung, dass sie Erik ihre Meinung pfeifen wollte und dass er sich von ihr fernhalten soll, doch genau wusste ich es selber nicht. „Sie kommt schon gleich wieder.", meinte mein Fake-Freund dann und rettete mich und Marco, weil wir scheinbar beide keine Antwort parat hatten.

Josi nickte, rieb sich total fertig die Augen und ließ sich auf den Platz sinken, wo Elena vorher saß. „Magst du erzählen was passiert ist?", versuchte ich auf vorsichtige Weise irgendwelche Infos aus ihr herauszubekommen. Doch sie saß nur da, starrte geradeaus auf den Tisch und schien das ganze immer noch nicht fassen zu können. Egal was passiert war, Erik hatte eindeutig etwas Falsches gesagt oder getan. Meine Neugierde wuchs, aber ich wollte sie zu nichts drängen. Also wartete ich genauso wie die Jungs, bis Josi von selber etwas erzählte.

Und als es dann soweit war, fiel das Ganze kürzer als erwartet aus. „Erik, er hat..." Sie seufzte, begann noch einmal von vorne. „Er ist verheiratet. Schon seit fünf Jahren." Erstaunt riss ich meine Augen weit auf. Wie konnte es sein, dass noch nicht einmal sie als ihre beste Freundin das mitbekommen hatte? Das Ganze erschien mir skurriler als gedacht, mit einem mulmigen Gefühl im Magen verschränkte ich die Arme vor der Brust, da ich mich auf einmal alles andere als wohl fühlte.

Ich dachte weiter nach. Falls das Ganze wirklich stimmte, war Erik ein Arschloch. Wieso bat er Josi überhaupt um ein Date, wenn er schon längst eine Frau hatte. Mal abgesehen davon, dass er diese dann echt früh geheiratet haben muss. Für mich ergab das alles keinen Sinn, und genauso schien es meinen Freunden auch zu gehen. Marco starrte nachdenklich zu Josi, während Leroy nervös seine Hände knetete.

Diese Stille, die am Tisch herrschte, war gar nicht auszuhalten. Meine Zähne knirschten, während ich mir von innen auf meine Wange biss, um nichts Dummes zu sagen. Der Schock saß zu tief und ich wollte mir gar nicht ausmalen, wie sie sich gerade fühlen musste. „Erik ist ein Idiot.", warf ich in den Raum, wollte Josi gar nicht erst mit Mitleid überschütten, da ich wusste, dass sie das nicht haben wollte. Wieder schwieg sie, nickte dann nach ein paar Sekunden. „Ich fühle mich einfach so verarscht.", jammerte sie, und jetzt war ich diejenige, die sie in den Arm nahm. Ihr Kopf ruhte auf meiner Schulter und ich wiegte sie vorsichtig hin und her und zeigte ihr damit, dass sie meine Unterstützung hatte.

„Ich glaube ich gehe mal eben zur Toilette.", brachte sie nach einer Weile heraus, strich sich über ihre Beine und stand auf. „Soll ich mitkommen?", fragte ich sofort, war schon dabei ebenfalls aufzustehen, doch sie schüttelte vehement mit dem Kopf. „Ich möchte kurz allein für mich sein.", erklärte sie mir, brachte ein halbherziges Lächeln hervor und huschte dann zum Klo, wir sahen ihr nach, bevor wir fast zeitgleich einen Blick tauschten.

„Wusstest du davon, Marco?", kam es von Leroy, während der Angesprochene wie in Trance da saß und Alles noch nicht so ganz verarbeitet hatte. „Kein bisschen. Ich bin gerade selber schockiert von meinem besten Kumpel.", ließ er uns wissen, sah dann den Dunkelhäutigen an. Der Nachmittag sollte für uns alle super erfolgreich verlaufen, und jetzt war alles im Eimer. Niemand wusste so wirklich was Sache war und alle waren verwirrt, selbst, als Elena wieder ins Café kam und zu uns huschte. Wir wechselten ein paar Worte, da war sie auch schon wieder auf den Weg zu Josi.

Wir drei verbliebenen schwiegen uns an, keiner wollte zu einem normalen Thema wechseln, denn das würde sich nicht richtig anfühlen. Die Zeit schien sich gar nicht fortzubewegen, es kam mir wie eine Ewigkeit vor, bis Elena und Josi wieder auftauchten und letztere sofort erklärte, dass sie nach Hause wollte, um nachzudenken. So machten auch wir vier uns auf den Weg, der Tag war somit gelaufen. Jeder schien enorm viel nachzudenken, während wir uns missmutig voneinander verabschiedeten und Leroy und ich eine andere Richtung einschlugen.

„Was war das bitte?", fragte ich ihn immer noch total überfordert. „Wenn ich das selber wüsste.", meinte er daraufhin, seine Hände hatte er in seinen Hosentaschen vergraben. Es ist so viel schiefgelaufen, dass wir beide so gar nicht bei der Sache waren. Ohne groß nachzudenken blieb ich stehen und schlang meine Arme um ihn, mich traf die Sache mehr als gedacht. Er reagierte sofort, erwiderte meine Umarmung und versuchte mir Schutz zu geben, wovor auch immer. Doch es half, denn sofort fühlte ich mich geborgen.

Er löste sich aus meinem Klammergriff und versuchte zu lächeln, um mich aufzumuntern. „Weißt du was? Nicht weit von hier ist ein Hotel. Wir legen uns gleich ins Bett und beruhigen uns dort ein wenig und morgen sieht die Welt schon wieder ganz anders aus. Dann können wir nochmal durch die Stadt laufen oder so.", schlug er vor. Dabei schlang er einen Arm um mich und brachte mich somit zum Weiterlaufen. Und ich konnte nicht anders, als ebenfalls zu lächeln.

Und so ließen wir den Abend ausklingen, verließen nachdem wir beide geduscht hatten das Bett nicht mehr und genossen einfach, dass wir in dem Moment nicht alleine waren. Es war gar nicht nötig nochmal über alles zu reden, denn mir war mehr als bewusst, dass er genauso dachte wie ich. Ich scheute mich noch nicht einmal davor in seinen Armen einzuschlafen, ganz im Gegenteil. Mir gefiel es vielmehr.

PERMISSIONTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang