Kapitel 16

710 40 0
                                    

P.O.V. Leroy

Etwas überfordert stand ich bei der Mannschaft, wo sich gerade das komplette Team samt Begleitung voneinander verabschiedete. Das Länderspiel gestern hatten wir alle gut überstanden, mehr als leichte Blessuren musste keiner davon tragen. Außer Erik, aber seine Verletzung hat er sich ja schon vorher zugezogen. Im Kopf machte ich mir eine Notiz, dass ich ihn mal anschreiben und ihn fragen müsste, wie es ihm ging.

„Kathi." Elena stand mit einem Lächeln vor uns, zog die Dunkelhaarige dann einfach in eine Umarmung, aus der sie sich lachend lösten. „Ich hätte mir keine bessere Zimmergenossin vorstellen können.", zwinkerte die Begleitung von Marco dann. Kurz warf sie mir einen Blick zu, dann reagierte Kathi auf das Kompliment. „Wir müssen in Kontakt bleiben, ja? Wenn es um Fußball geht, seid ihr meine Bezugspersonen was die Begleitungen angeht." Sie schmunzelte, reichte Elena dann ihr Handy, damit diese ihre Nummer einspeichern konnte.

„Ich pack dich in eine Gruppe mit Josi und mir.", beschloss sie einfach, umarmte meine ‚Freundin' dann ein zweites Mal. Danach landete ihr Blick auf mir und prompt hatte auch ich sie in meinen Armen. Grinsend erwiderte ich ihre Geste. „Pass auf meine Kathi auf, ja?", drohte sie beinahe, weswegen ich verteidigend meine beiden Hände in die Luft hob.

Mit meinen Augen scannte ich alle Kollegen ab, von denen ich mich schon verabschiedet hatte. „Marco!" Ich entdeckte ihn in der Menge und winkte ihn zu uns, wo er sich auch mit einer Umarmung von mir und Kathi verabschiedete. Zufrieden zog ich meine Begleitung zu mir und legte einen Arm um sie, als wären wir ein Paar. Sie lächelte mich einfach an, lehnte ihren Kopf dann gegen meinen Oberarm. „Bist du müde?", wisperte ich ihr zu, wollte die letzten Minuten noch einmal eine Show abziehen und stützte mein Kinn somit auf ihrem Kopf an. Sie nickte, versuchte sich ein Gähnen zu unterdrücken.

„Wir müssen uns nochmal mit Josi und Erik treffen, wenn wir mal Zeit haben.", merkte Marco dann noch an, grinsend fuhr er sich durch seine hellen Haare, sah erst mich, dann Kathi und danach Elena an. „Das werden wir.", versprach ich ihm, dann wurde es Zeit sich zu verabschieden. „Lasst von euch hören!", rief Elena noch mit einem Winken, dann nahm ich meine Fake-Freundin mit aus dem Trouble mit zum Auto. Dort angekommen setzte sie sich schnaufend auf den Beifahrersitz.

„Geschafft.", murmelte sie vor sich her, tat so als würde sie einschlafen. Ich wollte noch nicht losfahren, betrachtete sie stattdessen. Kathi hatte sich noch besser geschlagen, als ich es erwartet hatte. Jetzt konnten wir uns wirklich sicher sein, dass uns die Presse glaubte und dazu kam noch, dass ich sie jetzt noch besser kannte und behaupten konnte, dass wir uns zumindest freundschaftlich verstanden. Das war das Ziel, was ich hatte erreichen wollen.

Wir beide zuckten heftig zusammen, als es plötzlich an meiner Fensterscheibe klopfte. Erschrocken erkannte ich Marco und Elena, wie sie sich darüber totlachten, dass wir nicht damit gerechnet hatten. Während ich den beiden lachend den Mittelfinger zeigte, winkte Kathi den beiden noch einmal, da legte der Blonde einen Arm über die Schulter von Elena und schob sie weiter.

„Also wenn zwischen den beiden nichts läuft, dann weiß ich auch nicht weiter.", merkte Kathi neben mir an, ich schenkte ihr mit meinem Blick meine Aufmerksamkeit und stimmte ihr zu. „Marco ist doch schon längst angetan von ihr, sonst hätte er sie wohl kaum mitgenommen." Die beiden schienen nicht zu kapieren, dass da mehr Gefühle im Spiel waren, oder sie wollten es sich einfach nicht zureden.

Ich startete den Wagen, ließ das Mädchen neben mir in Ruhe, damit sie sich ausruhen konnte. Das tat sie dann auch, den ganzen Weg über bis zu meiner Wohnung. Selbst den Flug verschlief sie, zwischendurch hatte ich sie extra noch mit meiner Sweatjacke zugedeckt. Doch sie hatte sich die Ruhe verdient, die letzten Tage waren aufregend genug. Vor meiner Wohnung musste ich sie dann doch wecken, verschlafen landete ihr Blick auf mir.

„Wir sind da.", teilte ich ihr mit gedämpfter Stimme mit, sodass sie sich aufsetzte und aus dem Fenster sah. „Komm, du kannst noch mit hochkommen." Lächelnd stieg ich aus, öffnete ihr die Tür und half ihr beim Aussteigen. Die Koffer ließ ich erst einmal im Auto, also verriegelte ich meinen geliebten Wagen und erklomm mit Kathi zusammen die Treppenstufen. Ich öffnete die Wohnungstür und wollte mich schon erleichtert auf mein Sofa fallen lassen, da sah ich geradewegs in die Augen von Vater, der breit grinste.

„Mein Sohn.", sagte er glücklich, umarmte mich schnell und hielt dann Kathi, die mittlerweile wieder richtig wach war, die Tür auf. Ich hatte vollkommen vergessen, dass wir uns mit Vater treffen wollten, um unsere ‚Auftritte' als Paar zu besprechen. Seufzend ging ich zum Kühlschrank, schmiss Kathi eine Flasche Wasser rüber und nahm mir selber auch eine heraus, dann setzten wir uns wortlos an den Tisch.

Vater, mein Berater, legte uns die neuesten Kopien verschiedener Zeitungen hin, wo Artikel über mich zu finden waren. Bei dem einen Artikel war ein Bild bei, wo Kathi und ich lachend und händchenhaltend das Lokal verlassen hatten, an dem einen Abend. „Ihr wurdet zusammen gesehen. Das kommt enorm gut, also glaubwürdig seid ihr als Paar auf jeden Fall. Es scheint so, als würde euch das gar nicht schwerfallen, den anderen etwas vorzuspielen."

Und da hatte er recht: Mir fiel die ganze Sache extrem einfach, doch woran das lag konnte ich nicht so genau sagen. Vermutlich lag es daran, dass Kathi und ich uns nach unseren Startschwierigkeiten gefangen hatten und uns auch so gut verstanden. Mit ihr fiel es mir alles andere als schwer, sie als meine Freundin zu verkaufen, und ihr schien es ähnlich zu gehen. Mit einem mulmigen Gefühl im Magen sah ich zu ihr herüber, befürchtete, dass sie nicht begeistert wäre, dass wir doch gesehen wurden ohne dass wir davon mitbekommen hatten.

Stattdessen lächelte sie einfach. Mir wurde ganz warm bei ihrem Blick, das zeigte mir, wie sehr sie mich unterstützen wollte. Und es funktionierte: Ich fühlte mich befreiter von den Medien, hatte nichts mehr wirklich zu verbergen und konnte mich meiner Karriere widmen. Das war das, was wir uns von Anfang an als Hauptziel gesetzt hatten.

PERMISSIONWo Geschichten leben. Entdecke jetzt