Kapitel 14

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Das prickelnde Gefühl in Janes Armen, das wilde Zerren im Magen und das dröhnende Rauschen in ihren Ohren beanspruchten ihre ganzen Sinne. Mühevoll rollte sie auf die Seite und spürte nur schwer, wie sich kleine Kieselsteine in ihre rechte Wange bohrten. Der Boden war noch immer nass von dem kalten Gewitterregen, so das Jane leicht zu frösteln begann. Schwerfällig schloss sie die geröteten Augen.

Eine drückende Schwere lag in der Luft die ihre Lungen schmerzen ließ. Mit jedem Atemzug wurde das Brennen ihrer Schürfwunden schlimmer. Adams Stimme drang nur von weitem gedämpft zu ihr hindurch. Es hörte sich an, als spräche er durch eine Wand aus Watte zu Jane. Es fiel ihr unnatürlich schwer, seinen verärgerten, dahin gefaselten Worten zu folgen. »Du wirst schon merken, dass du mich brauchst, Jane«, raunte er giftig in ihr Ohr »Ohne mich wärst du schon längst tot«. Jane schüttelte träge den Kopf »Nein...«, drang es über ihre aufgeplatzten Lippen »Ohne.... ohne dich... wäre A-A-Alex noch am Leben«.

Ein hämischen Lachen erfüllte die unheimliche Stille um sie herum »Mein Bruder war nur ein Kollateralschaden«, er strich siegessicher über Janes Wangen »Und außerdem, wenn du bereits gestern Abend nach der Besprechung mit mir gegangen wärst, dann wäre Florence nicht verletzt worden und Alex noch am Leben. Es ist allein deine Schuld«. Ein stechender Schmerz ließ Janes Brust erbeben. Ein nagendes Schuldgefühl schlich sich in ihren dröhnenden Kopf und trieb ihr verzweifelte Tränen in die Augen. »Nein«, widersprach sie Adam »Das ist nicht wahr«.

Adam bemerkte nun wie sehr Jane diese Aussage verletzte und fuhr unbeirrt fort »Wahrscheinlich ist dein Schwesterherz bereits tot, wenn wir im Parlament ankommen«, er stand auf und trat von Janes geschundenem Körper weg »Oder ich verfüttere sie einfach an die Untoten«, erklärte er boshaft und wandte ihr gleichgültig den Rücken zu. »Das erinnert mich an ein Sprichwort«, sagte er gelassen und wandte sich noch einmal zu Jane um »Was du liebst, lass frei, wenn es zurückkommt, gehört es dir«, ein grimmiges Lächeln zeichnete sich von seinen Lippen ab »Glaub mir, Jane. Du wirst zu mir zurückkommen«. Nach diesen selbstsicheren Worten verlies er die Gasse und ließ Jane halbtot auf dem Boden kauernd zurück.

Der beißende Geruch von kaltem, abgestandenen Rauch und dem Geräusch von heulendem Wind, der durch leere Tunnel wehte, holten Janes Bewusstsein zurück in die Realität. Nur schwer, brachte sie es Zustande ihre Augen zu öffnen. Ihre zitternden, halberfrorenen Finger tasteten unsicher über den weichen Untergrund auf dem sie lag. Die Decke aus dunklem Stoff war eine willkommene Abwechslung zu kalten Asphalt der Straße. Dennoch milderte dieser nicht den Schmerz ihrer geprellten Rippen und Blut verkrusteten Wunden.

Ihr Körper fühlte sich an als wäre er gerade von einem Auto angefahren worden und danach zwei Meilen weit gezerrt worden. Janes Blick wurde langsam klarer und sie konnte die Worte über ihren Kopf schließlich lesen. In blauen Blockbuchstaben auf weißem Hintergrund, stand: Aldwych Tube Station. Wie war sie hierher gekommen? Eine Gänsehaut sträubte sich ihren Nacken hinauf. Ihr war nur all zu schnell klar geworden, wer oder besser was, in alten U-Bahn Schächten hauste. Weit ab vom Sonnenlicht in dieser modrigen Dunkelheit.

»Es ist nicht das Four Seasons«, erklärte eine bekannte Stimme, als hätte sie ihre Gedanken laut ausgesprochen. »Aber es ist immer noch besser als wie ein wildes Tier auf den Straßen zu leben«. Janes Herz begann zu rasen. In diesem trommelnden Rhythmus schlug es unablässig gegen ihren verletzten Brustkorb und ließ einen stechenden Schmerz aufflackern. Ethans Augen glänzte in einem kühlen Grün im Schein einer altmodischen Petroleumlampe, als er lächelnd aus den Schatten hervortrat.

The Crimson PrinceWhere stories live. Discover now