015

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Amandas Worte gingen mir nicht mehr aus dem Kopf. Vor allem, weil nun jeder weg war und ich alleine mit meinen Gedanken zurückblieb.
Ich konnte nachvollziehen warum sie mich nicht mochte. Ich würde mich an ihrer Stelle auch nicht mögen, aber was sie nicht verstand war, dass das, was zwischen mir und Isaac passiert war, Jahre zurücklag. Ja, er hatte Gefühle für mich gehabt und ich hatte auch etwas für ihn gefühlt, aber das gehörte alles der Vergangenheit an. Ich bezweifelte, dass er noch nach den Jahren, die vergangen waren, Liebe für mich empfand. Außerdem hatten wir erst seit kurzem wieder etwas miteinander zu tun.
Ohne zu Klopfen trat mein Bruder in mein Zimmer.
"Alles okay bei dir? Du warst den restlichen Abend irgendwie komisch", hakte er leicht besorgt nach und legte sich zu mir ins Bett.
"Ja alles gut", log ich.
"Lügner", beschuldigte er mich.
"Können wir einfach einen Film schauen?", ging ich nicht weiter darauf ein. Etwas widerwillig stimmte er zu und ich machte einen willkürlichen Film auf meinem Laptop an.

Ich wachte gegen Mittag zu genau 31 Nachrichten von fünf verschiedenen Kontakten auf und keine davon war eine Gruppe. Gosh war ich beliebt.
Ich hatte eine Nachricht von Elijah, eine von Ned, eine von Isaac, fünf von Cara und die restlichen 23 waren von Hannah.
Hannah, Cara, Ned und Isaac wollten alle heute etwas unternehmen, aber ich sagte ab, da ich heute nur daheim bleiben und Netflix schauen wollte.
Elijah wollte, dass ich ihn morgen zu sich nach Hause begleitete, damit er seine Mutter anlügen konnte, dass er erst jetzt vom College zurück war und sein Studium nicht abgebrochen hatte und als gute Freundin stimmte ich natürlich zu.
Noah war nicht daheim, was hieß, dass ich das ganze Haus für mich alleine hatte. Glücklich deswegen machte ich laut Musik an und begab mich in die Küche um mein Frühstück herzurichten. Nach zehn Minuten war meine Kreation fertig. Getoastetes Sauerteigbrot mit selbstgemachtem Avocado-Aufstrich, einem Spiegelei da drauf und etwas Siracha und Pfeffer als Garnitur. Das war das Frühstück der Götter.
Gerade, als ich in das kleine Stückchen Himmel beißen wollte, klingelte es und ich hätte am liebsten den Tisch gegen die Wand geschleudert. Ich ließ es jedoch bleiben, weil ich erstens zu schwach dafür war und zweitens mich meine Mum dafür umbringen würde.
Genervt machte ich die Musik aus und öffnete die Haustür, nur um von einem strahlenden Lächeln geblendet zu werden.
Holy mother of God...
Vor mir stand ein Mann. Und was für ein Mann...
Strahlend weiße Zähne, Grübchen, volle Lippen, ein drei-tage Bart, grüne Augen, braunes Haar und eine große Statur mit breiten Schultern... ich war verliebt.
"Hey, mein Name ist Nick von Total Care. Ich habe heute Morgen mit einem Noah Carpenter telefoniert und soll mir die Spüle ansehen", sprach er in einer hinreißend tiefen Stimme und ich wäre fast dahin geschmolzen.
"Oh...h-hey...ehm...No- Noah ist nicht da...", presste ich nervös heraus. Wie zur Hölle konnte ein Mensch so gut aussehen?!
"Okay, kann ich trotzdem reinkommen oder...?", fragte er immer noch lächelnd.
"Ehm, sorry ja klar...komm rein", antwortete ich total perplex und schüttelte dabei leicht den Kopf.
"Die Küche ist auf der rechten Seite die erste Tür", wies ich ihn mit einem viel zu schnell schlagenden Herzen zurecht. Er nickte und lief in die Küche, während ich noch im Flur einen halben Herzinfarkt erlitt.
"Oh Gosh, oh Gosh", rastete ich im Flüsterton aus und hielt dabei meinen Kopf bis mein Blick auf mein Spiegelbild fiel.
"Oh Gosh", wiederholte ich nochmal als ich meinen Zustand sah. Ich hatte immer noch meinen Ironman Pyjama an und meine Haare glichen einem Scheißhaufen, was eigentlich ein Dutt darstellen sollte. Fuck!
Schnell richtete ich meine Haare und band sie in einen halbwegs ordentlichen Zopf, was ehrlich gesagt auch nicht viel besser aussah. Zaghaft lief ich in die Küche, nur um ihn vor dem Spülkasten zusehen. Gott, wie konnte man nur so gut in einem dunkelblauen Arbeitsoverall aussehen?
"Der KAZ ist kaputt", kam es plötzlich von ihm, weshalb ich kurz zusammenzuckte.
"Cool", antwortete ich, weswegen er mich mit einem amüsierten Gesichtsausdruck ansah und mir klar wurde was ich gesagt hatte.
"Eh ich meine natürlich nicht cool, ha-ha super uncool...ich- ich habe Hunger", fügte ich hastig an, bevor ich mich steif auf den Barhocker setzte um zu essen. Er musterte mich noch ein paar Momente amüsiert ehe er sich wieder auf seine Arbeit konzentrierte.
Ich hatte zwar keinerlei Ahnung was er da genau machte, aber aus irgendeinem Grund war es das Erotischste, was ich jemals gesehen hatte. Ich hätte definitiv nichts dagegen, wenn er meine Rohre checken würde...
"Oh Gott", atmete ich aus und schlug mir dabei leicht auf die Stirn. Was zur Hölle machte dieser Typ mit mir ohne überhaupt etwas zu machen?!
"Alles okay?", hakte er lächelnd nach, wobei seine süßen Grübchen zum Vorschein kamen.
Ich nickte eilig und zeigte ihm mit einem gezwungenen Lächeln einen Daumen nach oben.
Humor spiegelte sich in seinen Augen wieder als er seinen Kopf schüttelte. Er dachte wahrscheinlich, dass ich ein paar Schrauben locker hatte.
Ich biss, nachdem mein Sandwich bereits kalt geworden war, endlich rein während ich die wunderschöne Spezies vor mir studierte.
Irgendwann machte er den Reißverschluss seines Overalls auf und zog die obere Partie aus. Seine untere Partie, von seinen Hüften bis zu seinen Knöcheln, steckte noch im Overall, aber er hatte oben herum noch einen weißen Wife-Beater an.
Unwillkürlich verschluckte ich mich an meinem Avocado-Toast, als ich seine muskulösen Oberarme und seinen durchtrainierten Oberkörper in dem engen Shirt sah.
Das Brot steckte in meinem Hals fest und ich dachte, dass ich sterben würde. Mein Husten brachte nichts, als ich das Gefühl hatte zu ersticken. Oh mein Gott, das war mein Ende!
"Fuck", fluchte Nick geschockt bevor er zu mir eilte, mich vom Hocker zog und mir mit dem Heimlich-Manöver das Leben rettete. Das Stück Brot flog aus meinem Mund direkt auf den Teller und ich konnte endlich wieder atmen.
"Oh mein Gott", sagte ich und atmete panisch ein und aus, während Nicks Arme immer noch um mich geschlungen waren.
"Ich-ich wäre fast gestorben", sprach ich fassungslos weiter und hielt mir dabei meinen Hals.
Er ließ mich los und strich mir besorgt über meinen Rücken.
"Ich wäre fast an meinem Avocado-Toast erstickt", stellte ich nochmal klar, wobei Nick versuchte mich mit 'Psht'-Geräuschen zu beruhigen.
Ich drehte mich zu ihm und blickte in seine Augen.
"Danke. Du hast mir das Leben gerettet", bedankte ich mich ehe ich meinen Bauch anfasste und darauf sah.
"Du hast uns gerettet", ergänzte ich melancholisch, weshalb er mich schockiert ansah.
"Oh wow...du bist schwanger?", hakte er ungläubig nach. Ich konnte nicht anders als zu lachen.
"Nein ich wollte das nur sagen, um alles dramatischer zu machen", gab ich lachend zu und konnte beobachten, wie sich seine Lippen zu einem Lächeln zogen.
"Du bist ganz schön komisch", merkte er amüsiert an.
"Und du heiß, sind wir damit fertig Fakten aufzuzählen?", flutschte es nur so über meine Lippen. Meine Augen weiteten sich, als ich registrierte, dass ich meinen Gedanken laut gesagt hatte. Nick lachte auf während ich zu Aliens betete, dass sie mich zu sich hochbeamten.
"Oh mein Gott", sprach ich vor mich hin und hielt mein wahrscheinlich hochrotes Gesicht in meinen Händen.
"Oh mein Gott", wiederholte ich und ich war wirklich kurz davor zu weinen. Wieso war ich nur so?!
"Danke du bist auch heiß", kam es von ihm, als er meine Hände grinsend von meinem Gesicht nahm. Ich spürte wie mir noch mehr Hitze ins Gesicht schoss, ich musste wohl wie eine verdammte Tomate aussehen.
"Psshht", gab ich nur von mir, damit er leise war, weil ich meinen Kopf davor bewahren wollte, mein Gehirn bei der Hitze, die mir in die Wangen gestiegen war, zu kochen.
"Okay, Entschuldigung, das war wohl nicht so angebracht", entschuldigte er sich belustigt.
Schweigend und peinlich berührt schenkte ich mir Wasser ein und erst nach ein paar Schlucken wandte ich mich wieder zu ihm.
"Willst du auch etwas trinken?", bot ich ihm an, was er mit einem Kopfschütteln und einem Lächeln beantwortete. Jeez, konnte er aufhören zu lächeln?! Diese blöden Grübchen taten etwas mit meinem Körper auf was ich nicht stolz war.
"Ehm, ich kann nicht wirklich etwas an der Spüle ausrichten, weil der KAZ komplett ausgewechselt werden muss. Ich werde, wenn es für dich in Ordnung ist, morgen noch einmal vorbeikommen und es austauschen", teilte er mir mit, woraufhin ich nickte.
"Okay", antwortete ich gespielt gelassen, obwohl ich im Inneren eine Party feierte.
"Um wie viel Uhr ungefähr?", fragte ich noch nach, damit ich wusste wann ich Zuhause sein sollte um ihn nicht zu verpassen, da ich ja morgen eigentlich mit Elijah verabredet war.
"Die selbe Uhrzeit wie heute?", kam seine Gegenfrage zurück.
"Okay passt." Ich lächelte ihn an, was er imitierte.
"Ehm, hier ist noch meine Karte, falls dir morgen doch nicht passt und du absagen musst", fügte er noch an und überreichte mir seine Visitenkarte.
'Total Care, Tobias & Nickolas Bow' stand darauf mit einer Mobil- und einer Geschäftsnummer. Ich lächelte nur ehe ich ihn raus begleitete.
"Also bis morgen?", verabschiedete er sich schmunzelnd, wobei er es wie eine Frage formulierte, damit ich ihm meinen Namen sagen konnte.
"Robin", antwortete ich lächelnd.
"Bis morgen Robin", wiederholte er es grinsend.
Nachdem ich zugesehen hatte wie er wegfuhr, schloss ich die Haustür und fing erst mal an kreischend herumzuspringen.
Ich musste unbedingt Hannah und Cara anrufen!

Meinen Netflix-Tag musste ich ganz klar verschieben, weil Cara, Hannah, Isaac und Elijah ohne Ankündigung einfach vor der Tür standen, obwohl ich spezifisch gesagt hatte, dass ich heute nur für Netflix reserviert hatte.
Wenigstens hatten sie Chinesisch mitgebracht.
"Der Typ klingt nach einem perversen Spast", kommentierte Isaac, nachdem ich nochmal die heutigen Geschehnisse mit Nick erzählt hatte.
"Er hat mir das Leben gerettet", gab ich verwirrt von mir und nahm einen Bissen von der Ente.
"Ja, aber denk nach wie er dir das Leben gerettet hat", antwortete er und ich fühlte förmlich den Hass, den er auf Nick hegte. Wahrscheinlich lag es daran, dass es ihm nicht gefiel, dass neben ihm, Elijah, Landon, Kyle und Ned ein weiterer gutaussehender Typ in Miami existierte.
"Wie ein Held", gab ich immer noch verständnislos von mir. Hannah, Cara und Elijah saßen derweil aus irgendeinem Grund amüsiert da und beobachteten gespannt die Diskussion zwischen mir und Isaac.
"Nein wie ein Perversling", verbesserte mich Isaac augenrollend.
"In wie fern war es pervers, dass er mich vor dem Ersticken bewahrt hat?", fragte ich frustriert.
"Er hätte dir einfach auf den Rücken klopfen können, aber stattdessen hat er dich von hinten umarmt und dich mehrere Male mit seinen Armen gegen seinen Körper gepresst", erklärte mir Isaac aufgelöst.
"Oh mein Gott Isaac, es ist der Heimlich-Manöver! Ein Griff den man bei Menschen, die gerade am Ersticken sind, anwendet", schoss ich zurück.
"Das einzige, was an dem Manöver heimlich ist, ist, dass er seinen Penis an deinem Arsch reiben wollte", konterte er bitter, woraufhin Cara auflachen musste und sich an ihrem Reis verschluckte. Ich schüttelte nur meinen Kopf.
"Du bist eifersüchtig, weil ich gesagt habe, dass er der schönste Mann in ganz Miami ist, richtig?", hakte ich mit hochgezogenen Augenbrauen nach.
"Nein, weil ich ganz genau weiß, dass ich den Platz habe", antwortete er als wäre es offensichtlich.
"Dude hast mich schon angesehen? Der Platz gebührt mir", kommentierte Elijah mit einem 'What the fuck?'-Blick.
"Eh, entschuldigt mal, aber Landon ist der schönste Mann in ganz Miami", warf Hannah empört ein.
"Gott, okay, ihr alle teilt euch den Platz mit Kyle, Ned und Nick", sprach ich um die unnötige Auseinandersetzung zu beenden, weshalb alle drei wieder schwiegen.
"Ich denke, ich komm morgen auch. Um wie viel Uhr wollte der Typ kommen?", kam Isaac auf das vorherige Thema zurück.
"Sicher nicht. Warum überhaupt?", antwortete ich verständnislos.
"Na um den Typen abzuchecken. Man weiß ja nie. Es könnte sich um einen Vergewaltiger oder Mörder handeln und ich kann nicht zulassen, dass du alleine mit einem wildfremden Mann daheim bist", erklärte er als wäre es klar.
"Du übertreibst. Ich habe eine gute Menschenkenntnis und Nick ist mehr als nur okay", antwortete ich.
"Ne ich finde Isaac hat recht. Ich denke, dass ich auch vorbeikommen werde, nur um sicher zu gehen", warf Elijah grinsend ein.
"Ich komme auch vorbei. Nicht weil ich denke, dass Nick ein Mörder ist, aber weil ich die Ware abchecken will", kam es von Hannah und ich wollte mich am liebsten selbst strangulieren. Stattdessen ließ ich mich rückwärts auf die Couch fallen und seufzte melodramatisch.
"Ich komme nicht vorbei. Mich juckts nicht", sagte Cara nebensächlich und ich war froh, dass wenigstens einer meiner Freunde nicht komplett bekloppt war.

Danke nochmal, dass du es verbessert hast Butterblumebienchen :)

Socially Acceptable. | Band 2Where stories live. Discover now