Kapitel 3

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DENISE P.o.V

Flink huschte ich über die Straße. Ein Schwarm von Vögeln zog über den grauen Himmel. Ich war nun schon zwei Tage in der kleinen Stadt, nahe Kansas. Dies hatte mich erneut an die Winchesters und Bobby erinnert.
Vor ein paar Monaten waren sie mir über den Weg gelaufen. Bessergesagt ich ihnen. Sie hatten mir ihre Nummer gegeben.
Nun ja, Sammy hatte mir die Nummer gegeben. Der ältere der zwei Brüder, Dean Winchester, konnte mich nicht ausstehen und das beruhte auf Gegenseitigkeit. Ich hatte oft überlegt sie anzurufen.
Ich vermisste Bobby. Ich wusste, ich war fast fünf Jahre von ihm getrennt, aber jetzt wo ich seine Gegenwart für so kurze Zeit hatte genießen dürfen, war mir klar geworden, dass ich ihn unglaublich vermisst hatte.
Er war fast permanent bei den Brüdern, weshalb ich davon ausging, dass wenn ich sie anrief auch Bobby ans Telefon bekam.
Pay hatte ich im letzten Monat zwei Mal besucht. Seine Bar lief gut. Wie auch sonst. Zuletzt hatte ich ihn vor einer Woche gesehen.
Er hatte mir den Tipp gegeben nach Horton zu fahren und mich umzusehen. Etwas Seltsames ging hier vor, in dieser kleinen Stadt. Männer verschwanden und es war ungewöhnlich kühl und dunkel für diese Jahreszeit. Ich hatte so meine Vermutungen, hoffte jedoch nicht auf den schlimmsten Fall.
Meine Theorie war nicht wirklich verlockend und ich war nicht gerade scharf drauf gegen so ein Vieh alleine anzukämpfen.
Ich lief den Gehsteig entlang bis ich bei meinem Auto ankam. Mein wunderschönes Auto. Eigentlich Paymons wunderschönes Auto, aber so genau nahm ich es nicht.
Vor ein paar Jahren hatte ich es mir von ihm 'ausgeborgt' und bis dato nicht zurück gebracht. Ihm war es noch nie aufgefallen, also hatte ich es behalten.
Ein scharlachroter 1965 Corvette Sting Ray. Ich schloss ihn auf, setzte mich hinter das Steuer. Einmal ließ ich ihn aufheulen. Er knatterte und knackste, dann drehten die Reifen durch und ich preschte los.
Mein Ziel war das nächstgelegene Café. Ich hatte echt verdammten Hunger.
Gerade war ich beim Sheriff der Stadt gewesen und hatte mich über das Verschwinden der Männer erkundigt. Man ging davon aus das ein Entführer in der Gegend sein Unwesen trieb.
Ich wusste es bessere. Der überaus junge und attraktive Hilfssheriff hatte mir, nachdem ich ihm schöne Augen gemacht hatte, nebst seiner Nummer, noch ein paar Unterlagen mit gegeben, die ich noch durchgehen würde.
Vielleicht ergaben ja die Stellen an denen die Männer zuletzt gesehen worden waren, ein Muster aus dem ich schließen konnte, was genau es auf sie abgesehen hatte und wo es sich befand.
Ich kurvte durch die Straßen, direkt zum Café. Dort angekommen brachte ich meinen Wagen zum Stillstand und stellte ihn ab. Ich stieg aus und lief in das Gebäude. Dort bestelle ich mir das Mittagsmenu, was aus der Tagessuppe, einer grauen Matschepampe, einem Gemüseauflauf und einem gemischten Salat mit Brotcroutones bestand. Zum Schluss bestellte ich mir noch einen Kaffee und einen Kuchen.
Ich nippte vorsichtig an dem Heißgetränk, dass schon früher eingetroffen war als das Gebäck. Ich holte aus meiner Umhängetasche meine Unterlagen heraus. Ich betrachtet die Mappe und holte ein Papier hervor.
Darauf war eine Karte der Stadt abgebildet, auf welcher alle Wohnorte der Vermissten eingezeichnet waren. Ich starrte auf die roten Punkte die überall auf der Landkarte verteilt waren. Es war nichts zu erkennen.
Die Kellnerin brachte mir in der Zeit den Kuchen.
Sie beugte sich weit über den Tisch um einen Blick auf den Zettel zu erhaschen. Es war so eine typische, neugierige Nachbarin, die sich das Maul zerriss, wenn man seine Chrysanthemen falsch bewässerte.
"Ach und sie sind also vom FBI?", schloss sie mit einem Blick auf meinen gefälschten Ausweis, "Das ist beruhigend zu wissen, dass der Staat sich darum kümmert.
Wie weit genau sind sie denn mit den Ermittlungen nun? Bestimmt wissen sie doch schon etwas, oder? Haben sie schon eine Spur? Sie haben bestimmt schon etwas gefunden!"
Ich schaute auf erläuterte ihr mit einem dezent genervten Unterton: "Sie werden doch bestimmt verstehen, dass ich keine Informationen darüber preisgegeben kann."
Sie nickte mit einem bewundernden Lächeln auf den dünnen Lippen mich anerkennend an. Ich war das gewohnt.
Sobald ich einen meiner Ausweise herausholte hatten die Leute Respekt. Sie bewunderten die Gefahr die der jeweilige Beruf mit sich brachte, ganz so also ob sie davon angezogen wurden.
Die Frau drehte sich um und lief wieder hinter die Theke.
Da spürte ich etwas.
Etwas Unangenehmes.
Verstört hob ich meinen Kopf und sah mich um. Zwei Gestalten die mir nur zu bekam vorkamen hatten den Laden betreten. Zielsicher liefen sie auf mich zu. Ich hob abschätzend die linke Augenbraue. Mir gegenüber setzte sich der Erste hin, der Zweite neben mich.
"Tja so sieht man sich wieder, Engelchen. Wie ich sehe bist du noch am Leben.", säuselte er abschätzend.
Bei dem Wort Engelchen war ich leicht zusammengezuckt. Ich hasste es wenn man mich Schätzchen, Süße, oder so einen Kram nannte, aber am schlimmsten war für mich Engelchen.
Abschätzend musterte ich Dean Winchester, was ihm jedoch nichts auszumachen schien und so dreist wie er war, streckte er auch noch seine Hand aus und zog sich mein Kuchenteller rüber. Genüsslich stocherte er mit der Gabel darin herum.
Empört fluchte ich: "Hey Vampirfutter! Zur Hölle noch mal! Der gehört mir!"
Er grinste mich nur fixend an und ließ seine Zähne blitzen.
"Tja und ich muss sagen, er schmeckt wirklich außerordentlich gut. Schade, dass du ihn nun nicht mehr genießen kannst.", ärgerte er mich.
Von diesem Kerl bekam ich noch Aggressionen, aber ich hielt meinen Schein und versuchte Ruhe zu behalten.
"Dean!", schimpfte sein kleiner Bruder.
Die Rollen Verteilung mussten sie noch üben.
Ich wendete mich dem 'Kleineren' zu und meinte: "Es ist schön dich zu sehen Sam. Auf deinen Bruder hätte ich allerdings getrost verzichten können. Wo ist Bobby?"
Der Jüngere richtete sich etwas auf und drehte seinen muskulösen Oberkörper mehr in meine Richtung.
"Er ist zu Hause. Wollte nicht mit auf diesen Job, aber hätte er gewusst das wir dich hier antreffen, wäre er auf alle Fälle mit gefahren.", erzählte er.
Ich war überaus erleichtert. Für einen kurzen Moment hatte ich die Befürchtung gehabt, dass ihm etwas zugestoßen sein könnte. Etwas sehr schlimmes. In diesem Job wusste man nie.
Dabei dachte ich an Hannah und Clara. Sie waren so gut gewesen und doch, ein einziger Fehler und sie waren verloren gewesen. Ich hatte keine Chance mehr gehabt einzugreifen.
Aber einen Bobby Singer bringt kein elendiges Höllenvieh zur Strecke. Er war zäher als er aussah, dass konnte ich bezeugen.
Ich nahm einen Schluck vom Kaffee und seufzte. Ich hatte schon so eine Befürchtung warum die zwei Brüder hier wäre. Aus demselben Grund wie. Das könnte noch Ärger geben. Aber ich wollte Gewissheit.
"Also Jungs, schön und nett das ihr hier seid und meinen Kuchen gestohlen habt,...", bei letzter funkelte ich Dean wütend an, "...aber was genau führt euch hier her? Ich glaube ehrlich gesagt nicht an Zufälle. Das Leben ist nicht so einfach."
Dean Winchester verengte seine Augen und schien nachzudenken. Ja, dass konnte er dem Anschein nach, aber ob aus diesem sturen Schädel auch nur etwas Sinnvolles heraus kam, wagte ich doch zu bezweifeln.
Ich wollte ihm ja schließlich nicht zu viel zumuten.
Dean beugte sich nach vorne, tippte mit seinem Zeigefinger mehrmals auf meine Unterlagen und sprach in einer leicht überheblichen Tonlage: "Ich schätze mal genau das gleiche wie du. Dieses Mistteil jagen und töten, aber ganz ehrlich, du solltest lieber verschwinden und uns die Arbeit machen lassen. Das ist nichts für dich! Lass das lieber die richtigen Jäger machen."
Wie konnte es wagen! Mich so dumm von der Seite an zu quatschen. Alles wäre er etwas Besseres und ich nur Dreck.
Wütend nahm ich meinen Kaffee Becher und schüttete ihn auf seine Hand.
Ruckartig zog er diese zurück und zischte mich an: "Sag mal spinnst du? Das tat weh! Warum zum Teufel hast du das gemacht?"
Ich lehnte mich weiter nach hinten, sodass ich mich bei der Rückenstütze anlehnen könnte. Überlegen lächelte ich ihn an. Das geschah ihm recht.
"Erstens, dass war die Rache für das Weihwasser und zweitens ist das mein Job! Ich war zuerst hier und ihr könnt nicht einfach kommen und mich wegdrängen. Mit diesen Karten spiele ich nicht!
Falls du damit ein Problem haben solltest, dann kannst du ja deinen Kopf aus dem Sand ziehen und verschwinden.", erläuterte ich ihm.
"Dean, sie hat Recht! Sie war zuerst hier. Vielleicht können wir uns ja einig werden und zusammen arbeiten.", beschwichtigte Sammy seinen großen Bruder.
Das wunderte mich. Er hielt zu mir. Das würde ich ihm sehr hoch anrechnen. Er hatte zumindest das bisschen an Verstand um zu wissen, dass ich im Recht war.
"Natürlich Sammy. Ist schon klar. Du hältst zu ihr. Womit habe ich das verdient. Sag mal hast du noch ein bisschen was im Hirn? Ich werde ganz sicher nicht mit DER,...", drohend hatte er seinen Finger erhoben und zeigte auf mich, "...zusammen arbeiten. Ich wette sie hat noch nichts herausgefunden. Noch gar nichts!"
Ich verdrehte die Augen.
"Ach ja? Wirklich? Und was habt ihr schon recherchiert? Mhm, kannst du mir das Mal bitte sagen?", erkundigte ich mich interessiert.
Angespannt verschränkte er seine Arme übereinander. Er war echt ein angeberischer Idiot! Wie konnte man nur so selbstverliebt sein.
"Es ist ein Geist. Ein rachsüchtiger Geist! Wir gehen davon aus, dass es der einer Frau ist, die in den frühen 70ern hier, von ihrem Ehemann ermordet wurde.
War anscheinend eine richtige Giftschlange, aber keine Sorge bestimmt nicht so schlimm wie du? Den Posten nimmt dir keiner weg Miss-Schreckschraube 2008! So und jetzt will ich deine grandiose Theorie hören!", prallte er mit seiner von Grund auf völlig falschen Vermutung.
Ich lachte laut auf und schlug mir dabei auf die Schäkel.
"Das ist eure Meinung über die ganze Sache hier? Echt jetzt? So falsch wie ihr kann man gar nicht mehr liegen!", gluckste ich, "Matilda Ross, 40 Jahre alt, keine Kinder, wohnte auf der Darryroad, starb an äußeren Blutung am 7 September 1973.
Ihre Leiche wurde gesalzen und verbrannt genau wie ihr ganzes Hab und Gut. Und wisst ihr wieso gesalzen und verbrannt? Weil sie und ihr Mann Jäger waren. Sie wurde von einem Werwolf gebissen, weshalb er sie töten musste.
Hab ich alles schon überprüft.
Die Wahrheit würdet ihr doch nicht mal herausfinden, wenn sie in Hotpants und BH vor euch herumtanzen würde. Die Zeichen sind eindeutig für die Wissenden.
Etwas viel schlimmeres, als ein einfacher Geist treibt hier sein Unwesen.
Die vielen Vögel! Sind die euch nicht aufgefallen. Hauptsächlich Raben. Vorboten des Todes.
Das graue Wetter. All das verweist auf das Wesen hin das hier ist. Ich beschäftige mich schon seit Jahren mit solchen Dingern. Sie sind grausam, bösartig und um einiges schlimmer als das was ihr gewohnt seid. Glaubt mir wenn ich euch sage das, dass hier ein paar Nummern zu groß für euch ist."
Dean sah mich nur verständnislos an, ganz so als hätte er keines der Wörter verstanden, die ich in den letzten Minuten von mir gelassen hatte.
Etwas misstrauisch fasste er nun alle Punkte zusammen: "Also damit ich das richtig verstehe: Es ist kein Geist, weder etwas das wir schon einmal gesehen haben und es ist so gefährlich das wir, Zwei...", dabei deutete er auf sich und seinen Bruder, "...damit nicht klar kommen. Aber natürlich DU schon, oder? Und jetzt sollen wir uns aus der Stadt verpissen und dich das hier machen lassen. Hab ich etwas vergessen?"
Ich nickte zufrieden mit dem Kopf. Endlich hatte er es verstanden. Endlich konnte er in einem gesitteten Ton reden. Wir machten zumindest so Fortschritte.
"Das kannst du dir abschminken! Unsere Stadt, unsere Regeln! So läuft das hier nicht. Du solltest am besten von hier verschwinden. Wir können das alles auch alleine! Da brauchen wir keine Möchte-gern-Jägerin!", brüllte er mich nun an.
Falsch gedacht also. Aber nun reichte es mir. Ich sprang schwungvoll auf und stieß dabei so heftig gegen den Tisch, dass der restliche Kaffee aus meiner Tasse hin und her zu schwappen begann. Das reichte mir jetzt komplett.
"So jetzt habe ich die Nase gestrichen voll!", schrie ich mein Gegenüber nun an, "Sich aufführen wie ein Arsch das kannst du gut, du Penner, was? Ich werde auf jeden Fall bleiben und dazu brauche ich schon gar nicht DEINE Einwilligung! Du solltest dir echt mal angewöhnen netter zu sein, sonst kann es schon sein, dass du auf ungewöhnliche Weise einen verfrühten Tod erliegst!"
Sam stand auf um mich vorbei zu lassen. Ich wollte mich gerade von den beiden abwenden, hielt jedoch noch einmal Inne und drehte mich zu Sammy um.
Mit einem etwas gesitteteren Tonfall wendet ich meine Worte zu ihm, aber dennoch so das Dean sie noch gut hören konnte: "Ich kann dich gut leiden Samuel Winchester. Du bist echt okay und viel klüger als dein Bruder, das habe ich schon bemerkt. Und weniger auf dem 'Ich-bedrohe-jede-den-ich-begegne-mit-meiner-ach-so-tollen-Waffe-und-spritze-ihn-dann-mit-einem-Liter-Weihwasser-ab' Trip. Das weiß ich wirklich sehr zu schätzen.
Pass gut auf dich auf, denn ich weiß nicht ob er da drüben das schafft und die nötige Verantwortung dafür hat."
Er sah etwas betreten drein und wusste glaube ich nicht ganz was er tun sollte. Einerseits hatte ich gerade seinen Bruder bis auf das Tiefste beleidigt, andererseits war er nicht gerade auf die Art eines Gentlemans mit mir umgegangen.
Nun drehte ich mich ganz von ihnen weg. Als ich bei der Kellnerin von vorhin vorbei lief, blickte mich diese mitleidig an.
"Das hat sich aber ganz und gar nicht gut angehört, Mädchen!", plapperte sie, mit aufgeregter, hoher Stimme. Nun sah ich ihr tief in die von einer dicken Hornbrille umkreisten Augen.
Ich wusste mein Blick war magnetisch für Menschen, fast hypnotisierend.
"Nur Differenzen von Meinungen unter Arbeitskollegen! Der Typ mit den kurzen Haaren zahlt meine Sachen!"
Ich unterbrach den Blickkontakt und verschwand schnellen Schrittes aus dem Laden.

The Return of the Goddess - Supernatural       ~\~Dean Winchester Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt