Kapitel 13

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Denise P.O.V

Schließlich standen wir vor dem Tor, dass ich vor wenigen Stunden betrachtet hatte.
Und Cas, dieser Idiot, hatte alles versaut! Er war einfach unmöglich! Natürlich wusste ich das er das alles nur gut meinte, doch er machte es mir nur unnötig kompliziert.
Keiner außer den Himmelsbewohnern wusste von meinem Geheimnis und den genauen Umständen meines Rauswurfs und das sollte auch im Bestfall so bleiben.
Aufmerksam blickte ich durch die Gitterstäbe, hinein in den Hof des Gebäudes. Die Winchesters standen ein paar Meter versetzt neben mir. Sie hatten Umhängetaschen mit gebracht. Ich vermutete darin Waffen. Tief atmete ich ein und wieder aus.
"Wollen wir dann mal los?", beschloss ich zu fragen, um die unsere Spionageaktion endlich in gang zu bringen.
Synchron nickten die zwei mir zu.
"Du hast recht, Denise.", stimmte Sam mir zu, "Wir sollten beginnen. Wie gesagt:
Ihr zwei klettert über die Feuerleiter auf das Dach und..."
"Natürlich, natürlich...", unterbrach sein Bruder ihn, "Wir beobachten die Lage und du sitzt irgendwo in einem Busch. Schon gut... Ich dachte ich bin der große Bruder."
Genervt verdrehte ich die Augen und musterte die Geschwister neben mir.
Dean trug wie immer sein so typisches Holzfällerhemd, Sam hingegen, ein schwarzes T-Shirt und eine dunkel Jeans. Perfekt um im Dunkeln ungesehen zu bleiben. Ideal für unsere Zwecke.
"Also, sind wir dann so weit?", nörgelte ich ungeduldig, während ich die Arme verschränkte.
Gleichzeitig blickten die Jungs zu mir. Abschätzend beäugte Dean mich von oben nach unten. Etwas arrogant wendete er den Blick von mir ab und hob seinen Kopf, während er auf das Tor zu lief und öffnete es mit einem Ruck.
"Ladies first!", feixte er, "Oder hast du etwa Angst?"
Wie konnte man nur so anstrengend sein? Oder eine bessere Frage wäre:
Wie hält Sam ihn nun schon seit mehr als 20 Jahren aus?
Ich schnaubte einmal genervt auf und drängte mich an dem großen Mann vorbei. Die zwei Brüder folgten mir. Schnell huschte ich an dem Zaun entlang, mit einem größtmöglichen Abstand zu dem Hauptgebäude, darauf bedacht unsichtbar im Schatten der Bäume zu bleiben, die um das Grundstück gepflanzt waren. Als ich parallel zur Seitenwand stand, wo man mich vom Eingang aus nicht mehr sehen konnte, blieb ich stehen und sah zurück.
Dicht hinter mir war der ältere Winchester, der mit festem Blick das Gebäude fixiert und nicht gemerkt hatte, dass ich stehen geblieben war. Frontal rempelte er mich an, sodass ich etwas weiter stolperte und mein Schienbein gegen einen herumliegenden, halbverrosteten Balken aus Eisen stieß. Ein dumpfes Geräusch war Zuhörern.
Ich musste mich konzentrieren, dass ich nicht laut zu Fluchen begann. Sam hatte zwar alles in seiner Macht stehende mit meinen Wunden getan, aber es tat trotzdem noch weh.
Bevor ich mich schlafen gelegt hatte, hatte ich noch eine Tabelle gegen den Schmerz eingenommen, aber der Wirkstoff musste bald nachlassen. Wahrscheinlich wäre es am besten, meinen Körper nicht auch noch mit solchen solchen Lappalien zu reizen.
Leise murmelte ich vor mich hin: "Oh, verdammt noch eins,... Shit, shit, shit... Nein, es tut nicht weh. Nein, es tut nicht weh."
Dean beugte sich etwas nach vorne, wahrscheinlich um zu sehen woher dieser stark nach Metal klingende Ton den her kam.
Als er den Ursprung das Geräusches erkannt hatte, verzog er seine dünnen Lippen etwas und flüsterte mir zu: "Oh, tut mir leid."
Etwas überrascht drehte ich meinen Kopf zurück. In diesen Worten befand sich weder Hohn, noch Spot, noch Ironie. Zumindest keine die erkannte...
"Schon in Ordnung.", fispelte ich so leise wie möglich zurück.
Sam drückt sich an seinem Bruder vorbei, an mich heran.
"Ich bin dort drüben. Da ist ein Fenster.", meinte er und zeigte währenddessen zu dem Gebäude, "Dort vorne ist die Leiter mit welcher ihr auf das Dach gelangt. Viel Erfolg euch Zweien. Und bringt euch nicht gegenseitig um."
Stumm nickte ich zustimmend. Ich hatte nicht vor mit Dean einen Streit zu beginnen, aber man wusste ja nie.
Flink schulterte ich meine Waffe und lief auf die Mauer zu, in der Hoffnung, dass mich niemand entdecken würde. Als ich ankam tastete ich mich an der Hauswand entlang, um die Feuerleiter zu finden. Ich wusste, dass die Brüder bestimmt eine Taschenlampe bei sich hatten, aber ich war nicht dumm. Wenn die Zombiehelferlein unser Licht sahen wären wir geliefert.
Hinter mir hörte ich Dean mit großen Schritten auf mich zueilen. Er lehnte sie direkt neben mir an der Wand an. Ich wollte mich gerade zu ihm umwenden, da bekam ich auch schon das Metall der Leiter zu fassen.
Gedämpft wispertet ich zu meinem Schatten: "Hier ist die Leiter. Genau wie Sammy gesagt hat."
Ich richtete mich parallel zu den Eisenleiter aus und erklomm die ersten Stufen. Schnell zog ich mich an den Sprossen nach oben. Die Waffe wippte permanent gegen meine Beine, was dezent nervte.
Die Leiter war genau wie der Balken, etwas verrostet und quietschte bei jeder Sprosse auf die man trat. Doch zu unserem Glück nicht so laut, dass man es drinnen, in den Räumen der Lagerhalle hören würde.
Die Halle selbst war einigermaßen hoch und würde jedem der nicht ganz Schwindelfrei war einen kleinen Schreck einjagen. Aber zu meiner Erleichterung kam ich gut mit der Höhe klar. Immerhin hatte ich ja auch einige Zeitlang im Penthouse der Welt gewohnt. Nach ein paar Blicken nach unten erkannte ich, dass der ältere Bruder, Dean, mir gefolgt war.
Er wirkte ein bisschen nervös. So als fühlte er sich nicht ganz so wohl und das leichte hin und her Geschaukels der Leiter wirkte nicht gerade beruhigend. Darüber konnte ich nur schmunzeln. Nicht alles konnte so bequem sein wie eine Fahrt in seinem Impala.
Schlussendlich war ich am hüfthohem Geländer angekommen, über welches ich mich gekonnt hinüber schwang. Kurz darauf war Dean auch bei mir angekommen und wir Beide standen sicher am Dach. Das Dach selbst war flach und betoniert. Das schwache Licht des Mondes beleuchtete den Boden etwas. Es waren ein paar Risse im Boden zu sehen, aber keine wegen denen man sich hätte Sorgen machen müssen. Aus einigen von ihnen kamen kleine Pflänzchen heraus. Aber was um einiges interessanter als das Grünzeug war, waren die Lüftungsschächte.
Sam hatte uns von ihnen erzählt und wenn er Recht hatte, dann waren einige von ihnen kaputt sodass man entspannt in das Innere des Hauses sehen konnte. Der ältere Winchester Bruder stellte sich neben mich, zog sich die Tasche von seinen Schultern und platzierte vor sich. Ich beugte mich ohne zu zögern hinunter und öffnete die Tasche. Daraus zog ich eine Dicke Schafwolldecke hervor und breitete sie neben einem ehemaligen Belüftungsschacht aus. Als ich mich auf das Stück Stoff gesetzt hatte, kramte ich erneut in der Tragetasche herum, während Dean mich kritisch von oben beäugte. In dem Täschchen fand ich zusätzlich noch ein Fernrohr. Mit diesem legte ich mich flach auf die Decke und blickte über den Rand der Belüftung. Sanft drehte ich an den Rädchen des Fernrohrs und stellte es somit scharf um eine bessere Sicht auf das Innere zu haben. Doch irgendwie fühlte ich mich selbst beobachtet.
Langsam drehte ich den Kopf und verrenkte mich so, dass ich nach oben sehen konnte. Dean stand noch genau wie zuvor da und beobachtete mich genau in meinem Tun. Was hatte er den nun schon wieder?
Dieser Mann machte mich echt fertig und das musste schon etwas heißen, denn schließlich hatte ich Paymon seit nun mehr als zehn Jahren an der Backe. Fragend blickte ich zu Dean hinauf.
"Willst du die ganze Nacht dort herum stehen? Ich war ein Engel, keine Männer fressende Bestie.", spottete ich."
Noch immer etwas skeptisch lies sich Dean zu Boden gleiten und legte sich neben mich auf den die Decke.
"Bei dem bin ich mir noch nicht sicher...", murmelte er so leise das ich es kaum verstand.
Sarkasmus? Echt? Jetzt? War das sein verflixter Ernst?
Etwas verstört linste ich zu dem Mann hinüber. Er rutschte gerade bäuchlings weiter zu dem Luftschacht um hinunter zu sehen. Konnte es vielleicht sein das Dean Winchester eine gespaltene Persönlichkeit hatte? Immerhin war er in der Hölle gewesen und was dort mit den menschlichen Seelen passierte wollte ich mir nicht im geringsten ausmalen.
Verblüfft schüttelte ich meinen Kopf um von diesem Gedanken frei zu kommen.
Das Fernrohr, dass ich immer noch in meinen Händen hielt setzte ich an mein Gesicht an und betrachtete das was unter mir lag. Wie schon von außen vermutet, war die Halle ziemlich groß. Im hinteren Teil befanden sich Überwachungsräume in denen früher, wahrscheinlich die ganze Büros untergebracht worden waren. Es waren einige große Kisten eingelagert, deren Inhalte sich nur vermuten ließ. Aber am interessantesten war immer noch der Schrein.
Eine große Steinplatte, so weiß wie Perlmutt, auf dessen Fläche einige Reliquien ausgebreitet worden waren. Ein Kelch aus Silber verziert mit einigen Edelsteinen, Eukalyptuszweige, eine Schale voll mit einer roten Flüssigkeit, schätzungsweise Schweineblut und noch ein paar Dinge mehr.
Ich senkte das Fernglas und reichte es meinem Nachbarn, der es in die Hand nahm und ebenfalls damit das Geschehen beobachtet. Während er dies tat zog ich aus meiner Jackentasche ein Büchlein.
Es war etwas kleiner als das, dass die Winchesters besaßen, war aber genau so abgenutzt. Am Einband war eine Gummilasche zur Befestigung eines Stifts angebracht. Ich öffnete das Buch und schrieb alles, was ich am Schrein gesehen, hatte auf.
Vielleicht würde es ja meinem Experten helfen herauszufinden, welcher dieser verteufelten griechischen Götter aus dem Tartaros entsprungen war.
Ich verstaute das Buch wieder in meiner Tasche und blickte erneut über den Rand des Schachtes. Grundsätzlich war dieser Teil der Halle leer. Nur vereinzelt liefen ein paar der Zombies hin und her.
"Siehst du das auch?", fragte Dean aus dem Nichts.
Erschrocken zuckte ich zusammen.
"Was denn?", flüsterte ich so leise wie möglich, aber dennoch verständlich zurück, unterdessen ich die Halle nach etwas ungewöhnlicherem als einem Schrein mit Schweineblut und Eukalyptuszweige absuchte. Dean reichte mir das Fernglas und deutete etwas weiter nach links, was aus meiner Liegeposition schwer sichtbar war. Wohl oder übel rückte ich mehr in die Richtung älteren Bruders. Um seinetwillen hoffte ich das, dass hier wirklich ernst gemeint war und nicht irgendeine peinliche Anmache, denn sonst würde ich wohl doch übel zu einem Männer fressenden Monster.
Aber tatsächlich!
Mehrere der rotäugigen Menschen liefen dort zwischen Bergen aus Eisenteilen und Werkzeugen hin und her.
Einige von ihnen trugen diverse Teile aus den verschiedensten Metallen hinter einen Stapel aus Kisten, der meine Sicht behinderte.
Was verbarg sich da vor unsern Augen? Ich streckte mich weiter nach vorne um möglicherweise etwas mehr sehen zu können, wurde jedoch von einem Räuspern unterbrochen.
Schnell zuckte ich zurück.
"Entschuldige.", murmelte ich etwas verlegen.
Ich hatte mich gerade allen Ernstes auf Dean Winchster gelegt...
Naja, nicht voll und ganz, sondern eher zur Hälfte, aber das war viel weniger Abstand als ich zwischen uns haben wollte. Vorsichtig lugte ich unauffällig zu ihm hinüber. Aber was beim guten Vater im Himmel war den bitte das?
War Dean etwa rot geworden? Nein, dass kam bestimmt von den Straßenlaternen die ein seltsames Licht verstrahlten!
Aber da riss mich Deans tiefe Stimme wieder aus meinen Gedanken.
"Egal.", brummte Dean vor sich hin, gerade so das ich es verstanden hatte, "Was denkst du was ist dort hinter der Kistenwand versteckt? Was machen die da?"
Stumm überlegte ich. Was könnte sich dort hinten befinden? Ich hob meinen Blick und sah über das Flachdach, dass von einigen Laternen beleuchtet wurde.
Mist! Genau ab dort wo die Kisten uns die Sicht versperrten, waren keine Schächte mehr.
"Sie bauen etwas.", stellte ich stumpf fest und erntete ein belustigtes Schnauben von Dean.
"Was sagen Sie dazu, Mr. Holmes? Na? Irgendwelche brillanten Einfälle deinerseits?", entgegnete ich, diesem überaus lästigem Geräusch, spöttisch.
"Ehrlich gesagt hätte ich von dir mehr erwartet. Nicht so etwas simples, aber gut...", entgegnete er mit einem, meiner Meinung nach zu, höhnischen Unterton.
"Ich bin Jägerin, Dean, keine Hellseherin. Ich kann nicht durch Wände sehen und auch mit weiblicher Intuition kommt man hier nicht weit, also was erwartest du von mir?", fragte ich ihn sarkastisch.
Mit hochgezogenen Augenbrauen musterte er mich von der Seite. Er schien zu überlegen. Dieser Blick, den er dabei machte stand ihm ziemlich gut. Das sollte er am besten öfter machen.
Da meinte er: "Wärst du noch ein Engel, könntest du dich rein beamen."
Ich atmete einmal schwer ein. Warum? Warum, immer diese Vergleiche?
Ständig bekam ich dies von Pay zu hören.
Denise, wärst du noch ein Engel, müsstest du nicht mit einem Auto fahren.
Denise, wärst du noch ein Engel, würdest du mir nicht meine ganze Küche leer essen.
Denise, wärst du noch ein Engel, müsste ich dich nicht permanent verarzten.
Ja, verdammt noch eins ich war kein Engel mehr! Das wusste ich doch auch selbst, aber gerade Paymon sollte froh sein, dass ich keiner mehr war, denn sonst gäbe es für ihn bestimmt keinen Bourbon, Scotch, oder sonstiges mehr. Er wäre komplett aufgeschmissen ohne mich!
"Tja, bin ich aber nicht mehr und deshalb, muss ich einen andren Weg rein finden.", stellte ich mit meinem süffisantesten Lächeln fest.
Schnell stand ich auf und ergriff die Waffe die ich neben mich gelegt hatte. Ich wollte mich gerade zum Gehen umwenden, da wurde mein Arm stürmisch nach unten gezogen, sodass ich etwas zurück taumelte.
"Wow, wow, wow...", fing der Winchster an, "Du gehst da ganz sicherlich nicht alleine rein!"
Er war nun eben falls aufgestanden und baute sich in seiner vollen Größe vor mir auf. Während er dies tat verschränkte er seine Arme, sodass man durch sein etwas zerfledertes Holzfällerhemd seinen Bizeps, für meinen Geschmack etwas zu gut erkennen konnte.
Ich hob mein Kinn, sodass ich ihm provozierend in die Augen sehen konnte.
Mit festen Blick sprach ich: "Was wenn doch?"
Dean versuchte unter allen Umständen mit mir Augenkontakt zu hallten. Ein Fehler! Ich wusste was meine Augen bei Menschen bewirkten, aber er nicht. Wenn man mir zu lange in die Augen sah, war man wie auf Drogen. Ein Überbleibsel des Engeldaseins, dass ich zu meinem Leidwesen nicht kontrollieren konnte. Es verwirrte einen Menschen kurz, aber sobald man den Augenkontakt zu mir wieder abbrach war der Betroffene wieder normal.
Dean der wie in Trance wirkte, schien zu bemerken, dass irgendetwas nicht in Ordnung war und schüttelte schnell seinen Kopf.
"Du kannst da nicht alleine rein! Wir gehen gemeinsam. Verstanden?", blaffte er mich an.
Er bückte sich und legte die knuddelte die Decke zusammen. Diese legte er in die Tasche und hängte sie über seine linke Schulter. Auffordernd sah er mich nun an. Ich war noch etwas versteinert. Hatte er tatsächlich gesagt, dass er mit mir rein wollte? Das konnte es doch nicht geben! Was war den mit ihm los?
Ehrlich gesagt, hätte ich das nicht erwartet. Eher noch, dass er mich mit einem gekonnten Schlag auf den Kopf ausknockte und mich, dann fesseln würde, sodass ich mich nicht mehr vom Fleck bewegen konnte.
"Können wir?", fragte er auffordernd.
Etwas verblüfft löste ich mich aus meiner Starre und nickte steif.
"Ja, natürlich!", nuschelte ich, während ich mich umwandte und räuspernd meine selbstsichere Stimme wieder bekam, "Da vorne ist der Notausgang. Wenn meine Vermutungen stimmen, dann führt er in die Büros. Von dort aus geht eine Treppe hinunter in die Halle."
Aufmerksam musterte Dean mich.
"Dann können wir ja.", sprach er mit seiner tiefen Stimme und lief an mir vorbei zu einer Tür.
Schwungvoll öffnete er die Sicherheitstür, die über und über mit Rost bedeckt war und offenbarte mir den Ansatz einer Treppe, die tief hinab ins Dunkel führte.

The Return of the Goddess - Supernatural       ~\~Dean Winchester Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt