Kapitel 32

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DENISE P.o.V

Währenddessen:

Wir können das nicht. Wir können das nicht? Wieso hatte ich das gesagt? Wieso? Ich wusste, dass ich es nicht gesagt hatte. Aber etwas hatte es getan. Und es war aus meinem Mund gekommen. Ich war weg gegangen. Einfach so. Wie von selbst hatten sich meine Beine bewegt. Nicht ich hatte sie gesteuert. Ich wollte zurück zu Dean gehen. Mit ihm sprechen. Über was sprechen? Ich hatte selbst keine Ahnung. Ich wusste nur, dass ich ihn mochte. Mehr mochte als andere Menschen. Seit ich meine Engelsgestalt abgelegt hatte, hatte ich schon so einige Männer geküsst. Doch bei Dean war es anders gewesen. Nicht so normal. Es war intensiver gewesen. Wie ein Schock. So als würde einem das Adrenalin zu Kopf steigen. Verwirrt schloss ich die Tür, hinter welcher sich zwei Kellner gefesselt, bewusstlos und geknebelt, befanden. Unser Weg nach draußen. Aber zuerst musste ich Dean finden. Bei dem Gedanken an ihn, tat mein Herz einen Sprung. Was war nur mit mir los? Nach all diesen Jahren die ich als Mensch auf der Erde gelebt hatte, gab es noch immer so viel Neues zu lernen. So viele Gefühle die einen überhäuften, die einem von Grund auf unbekannt waren. Kopfschüttelnd ging ich den Gang zum Saal weiter. Die Musik drang mir jetzt schon wieder an die Ohren. Irgendetwas Klassisches. Nicht meine Musik jedenfalls. Zielstrebig ging ich weiter. Vereinzelt kamen mir Männer entgegen. Manche alleine, manche in Begleitung, mache alt, manche jung. Und ich spürte die Blicke von ihnen. Wie sie mich ansahen. Aber sie interessierten mich nicht. Aus welchem Grund auch immer, wollte ich zu dem Jäger zurück. Ich wollte zu ihm zurück. Ich wollte, dass er mich wieder in seinen Armen hielt. Das er mich ganz fest hielt und mit mir im Takt dieser Musik tanzte. Ich wollte, dass er mich fest hielt und mich küsste. Genauso wie er es vorhin getan hatte. Ich wollte alles von ihm bei mir. Schon war ich an der Treppe angelangt. Es waren nur wenige Stufen die den gesamten Saal umkreisten. Von hier aus hatte ich einen perfekten Ausblick. Ich ließ meinen Blick über die Bar schweifen, vorbei an den Kunstwerken. Doch alles was ich sehen konnte waren einzig und allein fremde Menschen, in bunten Kleidern. Auf der andern Seite des Raumes befand sich das Streichquartett und davor die Tanzfläche. Aufmerksam kreisten meine Augen über den Gästen, die engumschlungen hin und her Schaukelten. Zunächst fiel mir nichts Besonderes auf. Alles wirkte normal. Aber dann erweckte ein Pärchen meine Aufmerksamkeit. Eine junge Dame mit türkisen Abendkleid. Sie wirkte orientalisch. Ihre Arme, welche mit zahllosen Armreifen geschmückt waren, waren besitzergreifend um den Hals eines Mannes gelegt. Meine Augen verengten sich. Der Mann stand mit dem Rücken zu mir, doch ich hätte ihn ohne hin erkannt. Ich verspürte ein kleines ziehen im Brustbereich, als er den Kopf zu mir drehte. Für einen kurzen Moment kreuzten sich unseres Blicke. Ein leichtes Schimmern stahl sich in seine Augen. Ich konnte aus ihnen nichts lesen. Sie waren so leer und so anders als zuvor, aber eine Sekunde später hatte er den Kopf wieder zu der Frau gedreht. Diese flüsterte ihm etwas zu. Etwas das ich nicht wissen wollte. Wild, wie eine Schlange, fuhr sie mit dem Kopf nach vorne. Dabei presste sie ihre Lippen auf die des Winchesters. Um ehrlich zu sein wusste ich nicht was ich tun, oder sagen sollte, weswegen ich mich umdrehte und ging. Ein leichtes Lachen entfloh meinem Mund. Ich war doch sonst nicht so dumm und naiv. Dies hier war Dean Winchester gewesen den ich geküsst hatte. Was hatte ich mir den versprochen? Das er es ernst meinte. Das er etwa gerne mit mir tanzte? Des es nicht nur ein Spaß für ihn war? Ich hatte über die Mädchen gelacht die diesen Mist glaubten, welchen diese Kerle ihnen verpflanzten und jetzt lachte ich über mich selbst. Verständnislos schüttelte ich mit einem Grinsen auf den Lippen den Kopf. Dies hier war Dean Winchester. Ich war mir nicht mal sicher ober er überhaupt in der Verfassung war Gefühle zu haben. Ich war verdammt nochmal wütend. Nicht auf Dean, sondern auf mich. Ich war zu weich geworden. Pay hatte mich all die Jahre immer gewarnt. Ich hatte nicht zugehört. Er hatte mich vor den Winchestern gewarnt. Speziell vor dem Älteren. Schnellen Schrittes rannte ich zurück in den Raum, in welchen ich die Kellner gefesselt hatte. Dean würde wissen wo ich war. Wir hatten alles genauestens geplant. Ich appellierte daran, dass er sich auch an seine Aufgabe erinnerte und den Stein, welcher unser eigentliches Ziel war, nicht verlor. Im Grunde war es gut gewesen, dass ich so vor den Kopf gestoßen wurde. Dies hier war ein Fall. Eine ernste Sache, bei der es um das Überleben von Menschen ging, welche eine Familie hatten und nicht um ein verdammtes Jägerdrama in High School Musical Manier. Angespannt öffnete ich die Tür und schloss sie unauffällig. In weniger als fünf Minuten hatte ich die Frau entkleidet und unsere Sachen getauscht. Gerade als ich mir den letzten Knopf der weißen Bluse, mit dem Logo der Catering-Firma auf der linken Brust zugeknöpft hatte, ging die Türe auf. Erschrocken zuckte ich zusammen. Doch die Person, die eintrat war mir natürlich nicht unbekannt. Meine Miene wurde härter und ich wandte den Blick von dem Jäger ab. Im gleichgültig, höhnischen Ton sprach ich zu dem Winchester: "Fertig gespielt?" Dabei ging ich mit großen Schritten auf ihn zu rempelte ihn an, als ich aus der Tür trat. Während ich an ihm vorbei lief packte er mein Armgelenk. "Denise,...", setzte er an, wurde jedoch von mir abrupt unterbrochen. „Spar es dir einfach, Winchester! Zieh dich um und las uns abhauen. Und jetzt las mich los, sonst hast du einen wunderschönen Abdruck meiner Hand auf deinem Gesicht!", widersprach ich kalt. Der Druck um mein Handgelenk löste sich und ich entriss mich ihm. Mürrisch öffnete ich die Tür und ging hinaus. Ich warf dem Jäger noch ein letztes "Und beeil dich!" lehnte mich an die Wand, welche sich gegenüber vom Raum befand. Ich war nicht sauer auf Dean. Ich war sauer auf mich.

The Return of the Goddess - Supernatural       ~\~Dean Winchester Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt