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Nach diesem Tag hatte sich irgendetwas verändert. Ich spürte es, ohne zuerst festmachen zu können, was es überhaupt war, doch am nächsten Morgen wurde es noch deutlicher. Manu verbrachte die kurzen Pausen nicht mehr bei mir, sondern stahl sich jedes Mal nach draußen, irgendwo in die Gänge der Schule, und wenn er wiederkam, strahlte er fröhlich.

Die lange Frühstücks- und Mittagspausen war er zwar noch bei unserer Gruppe, aber er träumte häufig und wollte mir nicht verraten, was mit ihm los war. "Das würdest du mir sowieso nicht glauben!", grinste er mir nur immer zu und gab mir nach und nach das Gefühl, als wäre ich nicht länger wichtig für ihn. Was würde ich ihm denn nicht glauben? Das konnte er doch erst so sicher wissen, nachdem er mich nur ein einziges Mal wenigstens eingeweiht hatte oder mir Hinweise gab! Aber nicht einmal das tat er und ich verbrachte die fünf Minuten zwischen den Stunden schließlich mit stummen vor mich hin starren.

Ein paar Jungs hatten heute früh an den Sportlisten zusätzliche Tabellenfelder für Fußball krumm und schief dazugezeichnet, sodass jetzt statt elf Jungs ganze fünfzehn teilnahmen. Ich wusste nicht, ob das so gestattet war oder ob man die zusätzlichen Spieler doch am Ende wieder strich, aber seit ich das gesehen hatte, wollte ich mich auch unbedingt noch mit einschreiben. Dann hatte ich vielleicht eine Chance, genommen zu werden, auch wenn ich immer noch nicht ganz davon überzeugt war, gut genug für dieses leistungsstarke Team zu sein. Bis Donnerstag unternahm ich nichts, einen Tag vor dem Turnier schnappte ich mir zwischen zwei Doppelstunden einen Kuli und flitzte zu den Aushängen. Aber ich konnte es nicht. Ich war zu feige, meinen Namen auch noch darunter zu setzen. Stattdessen schielte ich zum Basketball. Immer noch zwei Plätze frei. Ich schluckte. Wenn die bis morgen nicht besetzt wurden, gab es Ärger vom Sportlehrer, und danach wurden die übrig gebliebenen Jungs völlig willkürlich von ihm eingeteilt. D-da ersparte ich mir lieber den Ärger von Anfang an und hoffte darauf, so selten wie möglich eingesetzt zu werden! Ich hatte meinen Stift beinahe schon angesetzt, als wieder einmal Manu hinter mir auftauchte. Seine Wangen waren fleckig, wie sie es scheinbar immer wurden, wenn er aufgeregt war. "Hey Dado. Immer noch nichts bei Fußball frei geworden?"

"Nein...", murmelte ich bedrückt und ließ meinen Arm unverrichteter Dinge sinken, "Ich muss jetzt Basketball belegen, ob ich will oder nicht."

"Aber du willst eigentlich nicht, richtig?", erkundigte er sich, während er langsam ein Stück näher ruckte. Ich nickte: "Eigentlich nicht, aber wir werden sowieso zwangszugeteilt, wenn bei einer Sportart noch Leute fehlen! Also lieber jetzt zusammenreißen und meine Entscheidung machen!"

Meine Hand zitterte, als ich wieder den Kuli ansetzte und zu schreiben beginnen wollte, aber diesmal schritt Manu endgültig ein und zog sie mit seiner eigenen beiseite. "Tus nicht. Ich bin mir sicher, dass du irgendwie auch noch zu Fußball rutschen könntest! Gib den Gedanken nicht auf, okay?" Wie sollte ich das schaffen? Fußball war vollkommen überbesetzt! Aber ich nickte einfach nach kurzem Zögern, um meinen Gegenüber zu besänftigen. "Okay, ich will es probieren!"

Gleich würde es wieder zur Stunde klingeln und eilig gingen wir nebeneinander her, als ich mich dazu entschloss, Manu noch meine brennende Frage zu stellen, einfach weil der richtige Moment dafür nicht kam und dieser hier so gut wie jeder andere auch war. "Wie siehts mittlerweile mit dem Verliebt sein aus? Immer noch ein vielleicht?"

Er schaute mich groß an, ehe er den Kopf schüttelte und lächelte. "Nein, mittlerweile bin ich mir sicher. Ich bin definitiv verliebt!" Autsch... aus unerfindlichen Gründen tat auch das weh, so wie die Vorhersage schon, dass Manu bald im Krankenhaus landen könnte. Aber ich schätze, ich sollte mich für ihn freuen! Es machte ihn ja offensichtlich glücklich. Also lächelte ich auch so gut wie möglich: "Das ist schön..." Doch in wen er verliebt war, wusste ich jetzt immer noch nicht.

Deine Zukunft in meinen Händen (#GermanLetsDado)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt