Du bist mein Wunder - Teil 2

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Emily

Der Tag lief ereignislos ab. Ich hatte mich nach der Uni noch mit ein paar Kommilitonen in einem Café zum gemeinsamen Lernen verabredet. Kurz nachdem unsere Bestellungen entgegengenommen wurden, klingelte mein Handy.

„Ich muss da kurz rangehen", sagte ich nachdem ich aufs Display geschaut hatte und Kates Namen gelesen hatte. Kate war eine Freundin meiner Mutter und die Besitzerin des Docks, ein Hamburger Club auf dem Kiez, der häufig auch für kleine Konzertveranstaltungen genutzt wurde. Ich jobbte dort manchmal an der Bar oder bei Veranstaltungen.

„Emily Schmidt", meldete ich mich.
„Hi Emily, gut, dass ich dich erwische. Sag mal, kannst du mir einen ganz großen Gefallen tun? Am Freitag findet ein wichtiges Konzert bei mir statt und Sara, die ich eingeteilt hatte, hat gerade angerufen, dass sie sich den Knöchel verstaucht hat und sich schonen muss. Ben kann auch nicht, weil er die Grippe hat und jetzt habe ich keinen für die Tickets vorne und der mir beim Aufräumen hilft. Kannst du einspringen? Bitte?"

Ich musste grinsen. Kate hatte während ihrer Erklärung nicht einmal Luft geholt, wie immer, wenn sie hektisch war.
„Na klar. Wann soll ich da sein?", sagte ich, weil ich Freitagabend noch nichts vorhatte.
„Emily, du bist ein Schatz! Das Konzert beginnt um 20 Uhr, also wäre super, wenn du um 6 da bist, damit wir noch alles besprechen können.", erwiderte sie erleichtert.
„Ok. Wer spielt denn eigentlich?", fragte ich neugierig.

„Irgendwas mit W... ach, du kennst doch mein Namensgedächtnis. Du, ich muss noch ein paar Telefonate führen. Nochmal vielen Dank und bis Freitag. Oh, und grüß deine Mutter schön."
„Das mache ich. Bis dann!"

Celine meldete sich später noch, dass sie es nicht mehr zum Sport schaffen würde und so ging ich einfach eine Runde laufen. Ich bekam dabei immer einen total freien Kopf und gerade so kurz vor der Prüfungsphase, war das dringend nötig. Die Musik, die beim Laufen immer über meine Kopfhörer lief, half mir zusätzlich bei der Entspannung. Der Song „Kogong" von Mark Forster ging in „Frische Luft" von Wincent Weiss über. Ich liebte deutsche Musik. Sie hatte sich in den letzten Jahren immens weiterentwickelt, aber grundsätzlich war ich total offen und hörte alle möglichen Genres.

„Ich brauch' frische Luft, damit ich wieder'n bisschen atmen kann", summte ich mit. Wie gut das Lied schon wieder in die Situation passte. Irgendwie schaffte es Spotify heute die perfekten Songs für mich auszusuchen. Vor einiger Zeit hatte ich mir auf Tipp einer Kommilitonin Wincent Weiss' Album angehört und ich fand es wirklich gut. Es war sehr vielseitig. Ich konnte mir gut vorstellen, mal den einen oder anderen Song von ihm zu covern.

Nachdem ich mich geduscht und in meine Jogginghose geschmissen hatte, setzte ich mich auf die Couch und machte den Fernseher an. Ich zeppte eine Weile durch das Programm, um dann festzustellen, dass es wieder mal nur Schrott gab. Also schnappte ich mir meinen Laptop und war schon auf dem Weg zum Netflix-Button als mir eine Idee kam. Ich rief die Guitarchords-Seite auf und während sie lud, klappte ich den Deckel meines E-Pianos hoch und schaltete es ein. Ich hatte letzte Woche ein paar coole neue Songs gehört, die ich unbedingt nachspielen wollte.

Als ich die ersten Akkorde von „I help you hate me" von Sunrise Avenue spielte, zogen sich meine Mundwinkel unwillkürlich nach oben. Ich liebte die Musik. Das erste Mal hatte ich an einem Klavier gesessen, als ich gerade einmal sitzen konnte. Nachdem ich ein paar Jahre mehr oder weniger motiviert Unterricht genommen hatte, spielte ich nun nur noch für mich und genoss es. Kein Druck mehr, kein üben „müssen", herrlich. Vor ca. 10 Jahren hatte ich dann auch angefangen mit dem Singen. Ich hatte schon als Kind gern gesungen, aber sich selbst begleiten zu können, war nochmal etwas ganz anderes. Musik zu machen war für mich mehr als nur ein Hobby. Es war meine Leidenschaft.

„Cause baby I'm way too young to die but I'll help you get over me"

Nachdem ich noch ein wenig rumgeklimpert hatte, ging ich ins Bett, schließlich hatte ich morgen wieder Uni.

Du bist mein Wunder | Wincent Weiss FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt