Einladung zu einem diskreten Treffen /// Auseinandersetzung mensch gegen Magie?

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Einladung zu einem diskreten Treffen 

Auseinandersetzung Mensch gegen Magie?

„Glaubst du, Coco hat mich nur geküsst, um uns auf diese Spur zu bringen?", fragte Max, als sie die Schienen des Berliner U-Bahn Netzes entlangliefen. Die Frage ärgerte Nico. Wenn das so war, dann hatte Coco Max Naivität missbraucht und wenn es nicht so war, dann war Coco damit praktisch eine Beziehung mit Max eingegangen. Besonders letzteres bohrte in ihm. 

„Dafür hätte sie dich schon sehr gut kennen müssen.", antwortete er mit einem Anflug von düsterem Realismus. „Immerhin wissen nicht viele, dass es völlig ausgeschlossen bist, dass du im Traum ein Mädchen küsst und noch weniger wissen, dass ich der einzige bin, mit dem du darüber sprechen würdest." 

Max seufzte: „Coco hat doch vom ersten Moment an jedes Detail unserer Persönlichkeit durchschaut. Wenn es jemanden gibt der diesen Trick hätte anwenden können, dann sie." 

Ein Blitzen in einem Tunnel ließ Nico und Max zu Salzsäulen erstarren. Es war schwierig gewesen, zurück auf die Bahngleise zu kommen. Die U-Bahn kam im Minutentakt und immer wieder kamen große Mengen an Fahrgästen, die es unmöglich machten, unentdeckt auf die Bahnschienen zu kommen. Als sie endliche eine Chance gefunden hatten, waren sie auf die Schienen gesprungen und in die Tunnel gerannt, aber vom Bahnhofspersonal entdeckt worden. Was genau darauf passiert war, wusste Nico nicht, aber er vermutete, dass der U-Bahn Verkehr lahmgelegt worden war und Polizei in den Tunneln nach ihnen suchte. Oder das Blitzen stammte von einem Gott-weiß-wie-viele-Millionen-Volt-durch-so-eine-U-Bahn-Schiene-laufen-Funkenflug, der nur daraus wartete sie zu grillen. 

Das Licht verschwand und in weiter Ferne hörten sie eine U-Bahn bremsen. Langsam entspannte sie Nico und sah sich um. Was den Weg zu Cocos Wohnung anging hatte Nico die Führung übernommen, schließlich hatte er ihn sich genau gemerkt, falls eine plötzliche Flucht nötig war. Die Gänge sahen zwar alle relativ gleich aus, doch durch das gleisartige, grade verlaufen musste sich Coco immer nur an „links oder rechts" erinnern können. Ein Funken sprang auf den Schienen über. Nico erschauert und blieb stehen, während Max seine Hand ergriff und sich noch mehr beeilte, von dem Funken weg zu kommen. 

Scheiße, dachte Nico voller Inbrunst. Logisch betrachtet musste er ABSOLUT den Verstand verloren haben. Doch unlogisch betrachtet, waren die Neugier und die Zielstrebigkeit, die die Erinnerungen an den gestrigen Tag in ihm auslösten, stärker als alle seine Überlebenstriebe zusammen. Und so hatte sich dieses impulsive Handlungsbedürfnis gegen die heftig protestierende Logik durchgesetzt: Zum zweiten Mal in zwei Tagen. In einer dunklen Ecke kam schließlich eine eingedrückte Eisentür zum Vorschein. 

Nicos Blick verdüsterte sich. Das war Cocos Wohnung. Max schien dasselbe gedacht zu haben, denn er beschleunigte seine Schritte und erreichte die Tür als erster. Nicos Schritte wurden langsamer. Irgendwie hatte er Angst vor dem, was ihn erwartete. 

„Sieh dir das an.", sagte Max, worauf sich Nico einen Ruck gab und zu ihm herüber trat. 

In der Tür war nicht nur eine Delle, sondern auch ein Loch, etwa anderthalb Meter hoch und einen Meter breit. Es sah aus, als hätte jemand mit einer magischen  Riesenfaust in die Tür geschlagen. Innen war ein kahler Raum. Nein, kahl war nicht der richtige Ausdruck. Er war leer. Der Inbegriff der Leere. Es gab keinen Staub, keine Partikel, keine Erdkrümel, keinen Rost, nicht einmal Reste der Tür die nach innen hin eingeschlagen worden war. Das einzige, was die aalglatten Steinmauern unterbrach, waren zwei Türen, die eine links, die andere rechts von der Eingangstür. 

„Rein?", fragte Nico. 

Max nickte und kletterte durch den Eingang, Nico folgte. Nach einem Moment, in dem sie sich von der absoluten Leere des Raumes überzeugten, ging Max zu der Tür, hinter der gestern noch die Gästequartiere gelegen hatten. Dort war jetzt nur noch ein dunkler, rostiger Metallgang mit einigen Türen. Max machte sich nicht mal die Mühe sie zu untersuchen, sondern ging zu der anderen Tür, die in Cocos private Zimmer führte. 

Der Feenturm (#Wattys 2015)Where stories live. Discover now