Kapitel 86.

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„Hey“, hauchte ich in den Hörer und wartete darauf, dass er etwas erwiderte. Doch ich hörte nur ein Geräusch von Flaschen und einer männlichen Stimme. 
„Justin?“, fragte ich stirnrunzelnd. Kurz darauf hörte ich ein Knistern und dann wieder Justins Stimme. 
„Ja, bin da“, meinte er. Seine Stimme klang irgendwie etwas heißer und nicht so weich wie sonst. 
„Was machst du denn gerade?“, fragte ich ihn neugierig und wünschte, ich könnte durch mein Handy hindurchsehen. 
„Ey Bieber“, nahm ich wieder diese männliche Stimme wahr. 
„Wer ist das?“, wurde Justin wieder von dieser Stimme gefragt. Ich runzelte die Stirn und horchte weiter hin. 
„Meine Freundin“, hörte ich Justins gedämpfte Stimme. 
„Justin!?“, meinte ich jetzt etwas ungeduldig. 
„Ja“, gab er von sich. 
„Wer ist der Junge?“, wollte ich von ihm wissen. 
„Za“, antwortete mir Justin. 
„Okay“, erwiderte ich und lehnte mich wieder hinter. 
„Wieso rufst du an?“, fragte mich Justin. 
Wieso ich anrufe!? Wirklich nett. Ganz ruhig bleiben, nicht ausrasten.  
„Ich wollte dich fragen, warum du dich die letzte Zeit nicht gemeldet hast“, sagte ich und biss mir verlegen auf die Lippe. Ich verschwieg den Artikel erst einmal. 
„Es tut mir Leid“, seufzte Justin. 
„Ich hatte viel um die Ohren“. Mhm, okay. Aber auf Partys kann er gehen. 
„Du hättest mir wenigstens mal eine kurze Nachricht schreiben können, damit ich noch weiß, dass du lebst“. Okay, es waren nur fast drei Tage gewesen und ich machte mir viel zu viel Gedanken darüber, ich gab es ja zu.  
„Sorry“, sagte er. 
„Ich versuche das zu ändern“. Ich seufzte leise und starrte auf meinen Laptop. 
„Du“, murmelte ich. 
„Was hast du denn die ganze Zeit getrieben?“, wollte ich vorsichtig von ihm wissen und kaute auf meiner Unterlippe herum. Ich nahm ein Seufzen von Justin wahr. 
„Ich habe zurzeit richtig Stress mit Scooter. Es müssen drei neue Songs produziert werden und das ist gar nicht so einfach“, verriet er mir. 
„Kommst du mit an den Pool?“, hörte ich eine Stimme auf der anderen Leitung und ich ordnete sie Za ein. 
„Gleich“, flüsterte Justin ihm zu, aber das Flüstern brachte rein gar nichts. Ich ließ meinen Kopf nach hinten fallen und starrte enttäuscht auf die Decke meines Zimmers. 
„Justin“, drängte ich dann. 
„Ja?“, fragte er mich vorsichtig und ich nahm ein Türknallen wahr. Vielleicht war er jetzt endlich alleine. 
„Im Internen kursieren Bilder von dir auf Partys herum“, gestand ich ihm nun und leckte über meine Lippen. 
„Was soll das?“, meinte ich dann und setzte mich gerade hin. 
„Du… du hast keine Zeit für mich aber auf Partys kannst du gehen. Das tut weh. Es verletzt mich einfach, wenn ich solche Bilder sehe, weißt du“. Ich versuchte möglichst ruhig zu bleiben, um ihn nicht zu reizen. 
„Shit“, fluchte er leise und womöglich fuhr er sich jetzt durch sein wundervolles Haar. 
„Baby, ich wollte nicht, dass du das siehst“. Ich gab nur ein ‘Mhm‘ von mir. Natürlich würde ich ihm verzeihen, immer wieder, denn ich liebte ihn. Aber ich war nicht zufrieden mit so einer Entschuldigung. 
„Was sieht man darauf?“, hakte er nach und ich lehnte mich nach vorne, um auf den Bildschirm meines Laptops zu sehen. 
„Halbnackte Weiber“, sagte ich kühl. 
„Raucher, Alkohol, Za, Twist und Khalil. Und ein Justin Bieber im Vordergrund, mit Bierflasche und nacktem Oberkörper, der noch stolz in die Kamera sieht“. Ich hörte ein Schnaufen auf der anderen Leitung. 
„Ich war betrunken“, gestand er mir rasch und solche Sätze von ihm lösten Schmerzen in mir aus. 
„Ich kann mich nicht mal mehr daran erinnern, dass ich ein Bild gemacht hatte“, fügte er noch hinzu. Ich sah auf den Boden. 
„Hast du… hast du gekifft, Justin?“, fragte ich ihn vorsichtig. 
„Ich weiß es nicht“, antwortete er mir. 
„Es kann sein… ich… wie gesagt, ich war betrunken. Aber ich weiß es nicht genau“ 
„Okay“, hauchte ich leise und schluckte meine Gefühle herunter, um nicht in Tränen auszubrechen. 
„Baby“, murmelte er leise. 
„Wieso tust du das?“, fragte ich ihn dann und stand abrupt von meinem Stuhl auf. Ich ging zu meinem Fenster und sah hinaus. 
„Wieso gehst du auf Partys und bist betrunken… womöglich auch noch high?“ 
„Ich habe wirklich nicht viel mit Drogen am Hut“, verteidigte er sich rasch. 
„Ich will ehrlich zu dir sein, okay? Manchmal… wenn meine Jungs da sind und ich einfach nur entspannen will, geben sie mir einen Joint ab. Aber das Zeug macht mich fertig und deswegen versuche ich die Finger davon zu lassen“. Bei seinen Worten bildete sich ein Kloß in meinem Hals. Ich sagte nichts, sondern lauschte nur seinen Worten und genoss wenigstens jetzt, seine Stimme zu hören. Auch wenn es keine guten Wörter waren, die er hier mit mir wechselte. 
„Die Arbeit macht mich teilweise so fertig. Manchmal brauche ich diese Partys einfach um zu entspannen. Und ich verliere oft die Kontrolle über mein Verhalten zu Alk. Vor allem, wenn Twist und so da sind. Die achten nicht auf mich, sondern hängen selbst mit Weibern in einer Ecke rum. Und ich verliere oft die Selbstkontrolle, weißt du“. Ich biss mir auf die Lippe und lehnte meinen Kopf an die Wand. Er fühlte sich so schwer an. 
„Es tut mir so Leid. Ich versuche das hier alles auf die Reihe zu bekommen, nur es ist nicht so einfach. Mein Leben ist nicht so einfach. Aber es gibt Momente, da liebe ich es einfach, dieses Leben leben zu dürfen. Vor allem auch, weil du darin bist“. Die letzten Worte hauchte er in den Hörer und ich lächelte. 
„Baby, bist du okay?“, fragte er mich dann besorgt. Ich wand mich von meinem Fenster und verschränkte die Arme vor meiner Brust. 
„Ich schätze schon“, gab ich von mir und lächelte stumm, aber dennoch traurig. 
„Ich habe nur Angst um dich“ 
„Das brauchst du nicht!“, sagte er rasch, worauf ich meinen Mund schloss. 
„Kyla, ich pass auf mich auf. Ich versuche das jetzt alles einzuteilen, damit ich weniger Stress habe. Ein Song ist schon fast fertig, es fehlen nur noch zwei. Aber das bekomme ich auch hin. Mach dir bitte keine Sorgen um mich“. Natürlich machte ich mir Sorgen. Natürlich machte man sich ständig Sorgen um die Menschen, die man liebte und die man nicht loslassen konnte. Aber ich konnte es wenigstens versuchen. Denn eines, was Justin mir versprach und was ich ihm auch glaubte, war das Vertrauen, das er mir gab. 
„In Ordnung“, gab ich nach. 
„Okay“, hörte ich Justins wunderschöne Stimme und mein Herz klopfte wieder wild. Wir redeten noch darüber, wie es uns jeweils ging, was bei uns beiden bevor stand und dass wir uns sehr vermissten. Dass Justin mich wiedersehen würde, dauerte noch bis zum nächsten Wochenende, da er vielbeschäftigt war und Scooter würde ihn nicht einfach davonlassen. Sicherlich war es für mich nicht leicht, den Gedanken zu ertragen, dass ich ihn erst in anderthalb Wochen sah. Aber dann dachte ich wieder daran, dass Justin eben keinen gewöhnlichen Beruf hatte und ich wollte ihn auf keinen Fall aufhalten. Und anderthalb Wochen ohne ihn zu sehen, würde ich schon aushalten. Nach einer Weile, mussten wir dann beide leider aufhören zu telefonieren. 
„Ich liebe dich“, verabschiedete sich Justin. 
„Vergiss das nicht“. Ich versprach ihm das und sagte ihm ebenfalls, dass ich ihn liebte. Dann legten wir beide auf. 
Ich seufzte, klappte den Laptop zu und schmiss mich dann auf mein Bett. Mein Gesicht vergrub ich im Kissen und mein Kopf schwirrte mir vom Nachdenken. Plötzlich klopfte es an meiner Tür. 
„Hm?“, gab ich gedämpft, durch das Kissen, von mir. 
„Hallo Schatz“, hörte ich die Stimme meiner Mum. 
„Ich wollte dich fragen, ob du mit Einkaufen kommen willst“. Ich sah von meinem Kissen hoch und starrte auf meinen Schreibtisch, der voller Bücher und Hefte bedeckt war. Ach, kann ich später noch machen.  „Okay“, sagte ich zu meiner Mum und stand auf, während sie wieder aus dem Zimmer ging. 
„Hab eh nichts besseres zu tun“, murmelte ich vor mich hin und griff nach einem Haargummi, um meine Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen zu binden. Ich schnappte mir mein Handy und steckte es in die Hosentasche. Unten wartete schon meine Mum auf mich und ging mit einer Tüte voller leerer Flaschen durch die Haustür, als sie mich sah. Ich zog mir meine Sneakers an, betrachtete mich kurz nochmal im Spiegel und verschwand dann ebenfalls hinter der Tür. 
Draußen wehte eine etwas kältere Brise und ich bereute es sofort, mir keine Jacke angezogen zu haben. Aber ich war zu faul jetzt nochmal den Schlüssel zu holen und aufzusperren. Also ging ich zu unserem Auto, das meine Mum schon herausgefahren hatte. Sie lud die Tüte ein und setzte sich dann schließlich ins Auto, was ich ebenfalls tat. 
Ich öffnete das Fenster, während sie fuhr und ignorierte ihr Geschimpfe, dass ich mir einen Zug holen würde. Ich genoss die frische Luft einfach und der Wind, der meine Haut berührte. Meinen Kopf lehnte ich gegen das Fenster und starrte nach draußen. Dann schloss ich die Augen um nochmal Kraft für das Schulzeug zu sammeln, welches ich später noch erledigen musste. Ich hatte zurzeit einfach kein Interesse mehr an der Schule. Ich hatte so viel um die Ohren und musste mit so viel klar kommen, da brauchte ich nicht auch noch unnötigen Schulstress. 
Aber es war nun mal erst der Anfang des neuen Jahres und ich befand mich erst im ersten Drittel. Das tobende Geräusch der kalten Luft, die durch den kleinen Spalt im Fenster zog, beruhigte mich und kühlte meinen Kopf, der vor lauter Gedanken schon dampfte. 
Nach kurzer Zeit stoppten wir schon, denn das Geschäft war nicht weit von uns entfernt. Meine Mum stieg schon aus dem Wagen, während ich noch müde vor mich hin blinzelte und dann träge ausstieg. 
Ich holte den Einkaufswagen und schob ihn vor mich hin, während mich ein paar Leute anstarrten. Meine Mum warf mir einen genervten Blick zu, denn sie mochte es nicht, wenn wir beobachtet wurden. Aber ich konnte nichts dagegen tun, denn ich war nun mal Justins Freundin. Und ich würde es auch niemals mehr ändern wollen, so einen Jungen küssen zu dürfen.  Ich warf die nötigsten Sachen in den Wagen und auch das ein oder andere nicht-gesund-wirkende Produkt, welches ich unauffällig hinein schmuggelte. Meine Mum sah zwar, dass ich zwei Chipstüten in den Wagen warf, sagte aber nichts, was mich zum Lächeln brachte. 
„Schaust du noch nach gutem Steakfleisch?“, fragte mich meine Mum, worauf ich nickte. Ich fuhr mir durch mein Haar und ging zur Fleischtheke. Dort stellte ich mich in die Reihe und wartete, bis ich dran kam. Die Menge ging etwas voran und die nächsten stellten sich schon hinter mich. 
Plötzlich schoss mir ein bekannter Duft in die Nase. Dieses Parfum oder Aftershave roch frisch, aber auch etwas auffallend. Ich hatte es nicht oft gerochen, aber mir war es dennoch bekannt. Und ich war etwas verwirrt, aber diese Person konnte dennoch durchaus hier sein. Ich drehte mich leicht um, als würde ich das Fleisch betrachten und warf dabei der Person hinter mir einen kurzen Blick zu. 
Und ich hatte Recht. Jack stand direkt hinter mir und ich spürte, dass er mich ansah. Ich war nervös. Konnten die vor mir nicht schneller machen?  Jack war einfach ein Mensch, mit dem ich möglichst wenig Verbindung haben wollte. Er wirkte etwas gefährlich mir gegenüber, denn ich kannte ihn nur durch Gerüchte und durch die Geschichten von Cassidy. Und die Geschichten beruhigten mich ganz und gar nicht. Ich verstand immer noch nicht, wie Cassi sich in ihn verlieben konnte. Aber das musste man nicht verstehen, denn Liebe konnte man nicht kontrollieren. Sie fiel da hin, was es ihr gerade passte. Und Amor hatte eben einen dunklen Pfeil auf Cassidy geschossen. 
„Kyla“, nahm ich seine Stimme wahr, die einem schon Gänsehaut bereitete. Verdammt, er hatte mich erkannt. Das war auch kein Wunder, denn er war öfters bei Partys dabei, wo Cassi und ich auch waren. Manchmal hingen wir sogar in einer Gruppe ab, aber ich wollte mit dieser anderen Freundeshälfte von Cassi eigentlich nichts zu tun haben. Nicken und lächeln.  Ich drehte mich langsam zu ihm um und sagte verwundert: 
„Ach, hey Jack“. Ich setzte ein Lächeln auf und musterte ihn, während ich nervös auf meine Lippe biss. Er sah nicht schlecht aus, das musste man ihm lassen. Jack hatte seine Hände in der Jackentasche und hielt eine Packung Kippen in der Hand... Typisch. Er hatte eisblaue Augen und vielleicht bildete ich es mir auch nur ein, aber sie blitzten irgendwie stetig gefährlich auf. Seine Lippen waren schmal geformt und er hatte sie leicht geöffnet. Seine Haare waren nicht wie Justins Haare, sondern viel länger, schwarz und viel mehr gestylt. Ich fragte mich, wie lange er brauchte, um die immer so hochzugelen.  Dennoch waren sie an den Seiten kurz geschnitten, also ähnelten sie Justins Frisur etwas. Sein Duft schoss einem direkt in die Nase und ich musste zugeben, dass er richtig verführerisch roch. Aber es gab immer noch eine Blockade zwischen uns, denn für mich strahlte er nur die Gefahr aus, von der ich mich lieber fernhalten wollte. Er trug nur ein Sweatshirt, aber seine Muskeln zeichneten sich ganz leicht darunter ab. Denn von Cassi wusste ich, dass er richtig trainiert war. Seine helle Jeans hing genauso herunter, wie Justins. 
„Ich hab gehört, du kommst am Samstag mit“, meinte er kühl und musterte mich ebenfalls mit seinen Augen. Cassi hatte mal wieder geplaudert. 
„Ja, so sieht es aus“, gab ich gelassen von mir. Jack nickte und musterte mich immer noch. Er biss sein Kiefer zusammen und als er meinen Körper endlich fertig gemustert hatte, sah er mir wieder in die Augen. 
„Gut“, raunte er. 
„Bringst du auch einen Teil mit?“, wollte er von mir wissen und ich blinzelte verwirrt. „Welchen Teil?“, fragte ich ihn unsicher und zog die Augenbrauen zusammen. „Alkohol“, sagte er, als sei es selbstverständlich. 
„Und das Zeug, das uns unbeschwert macht“, fügte er noch hinzu. Dann lehnte er sich zu mir vor und sein Duft schoss noch extremer in meine Nase. Seine Lippen berührten fast mein Ohr, als er flüsterte: 
„Drogen“. Sofort stieg die Hitze in meinem Körper auf und ich fand die Worte nicht, als er sich wieder zurück lehnte und mich ansah. Shit, was sollte ich jetzt sagen, ohne total uncool und kindisch zu wirken?  
„Alkohol geht klar. Aber der Stoff… Cass‘ steht nicht auf das“, sagte ich schließlich und griff geschickt nach der Jokerkarte Cassi. 
„Dann kümmere ich mich darum“, gab er kühl von sich. 
„Du kiffst nicht?“, hakte er nach und grinste schelmisch. Die Hitze stieg erneut in meinem Körper auf und ich wurde total nervös, weil mir das ganze unangenehm wurde. Vorallem, weil meine Mum hier herum hopste. Und Jack kannte sie noch nicht. Denn ich hatte immer versucht, dass sie nicht herausbekam, dass ich mit dieser Art von Typen manchmal abhänge.  Ich zuckte mit den Schultern und sagte cool: 
„Ich brauch‘ das Zeug einfach nicht“. Er musterte mich durchdringlich und sagte dann: 
„Dein Pech“, worauf ich innerlich, erleichtert aufatmete, denn ich wusste, dass er es jetzt lassen würde. Ich blickte kurz nach hinten und sah, dass die Frau vor mir fast fertig mit ihrer Bestellung war. Deshalb wand ich mich wieder zu Jack und leckte mir über meine Lippen. 
„Also, bis Samstag dann“, verabschiedete ich mich etwas unsicher, bemühte mich aber, meine coole Fassade aufrecht zu erhalten. Er lächelte erneut verschmitzt und legte seinen Kopf etwas schief. 
„Bis Samstag“, gab er dann schließlich von sich, worauf ich ihn stumm anlächelte und mich dann von ihm wegdrehte. Bis Samstag… Wohl eher bis Der-Tag-an-dem-ich-Cassi-umbringe-weil-der-Gangster-Kiffer-mitkommt-der-einen-mit-seinen-Blicken-auszieht.

Jump into Love! -Justin Bieber FanfictionWhere stories live. Discover now