Kapitel 1

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"Amy! Beweg dich. Es ist schon halb acht! "

Die Stimme meines Bruders Cole weckte mich aus meinem Tiefschlaf.
"Was willst du Cole? Wir haben keine Schule! ", genervt von seiner unbegründeten Hektik zog ich mir die Decke über den Kopf und versuchte wieder zurück in meinen Schlaf zu finden.

Meine Tür wurde aufgerissen und ein oberkörperfreier, angespannter und leicht wütender Cole stand im Türrahmen.

"Steh auf, wir haben einen Termin."

"Das hat mir keiner gesagt.", gab ich ihm monoton meine Antwort. Sein Gesichtsausdruck war erst verwirrt dann wieder wütend.

"Jason?!", automatisch drückte ich meine Hände auf die Ohren. Das bedeutete Streit und ein großes Chaos welchem ich lieber entfliehen wollte.

Rayen, der nicht besser aussah als Cole, öffnete die mir gegenüber liegende Tür und fuhr sich frustriert durch seine Haare. "Hör auf so zu schreien. Wir wollten ausschlafen."

Cole schien das wenig zu intressieren und schrie weiter, ohne auf seinen Bruder zu hören oder Anstalten zu machen ein wenig leiser zu werden.

"JASON."

"Das gibt Ärger " murmelte Rayen und lehnte sich, leicht amüsiert an seine Tür.

Ich starrte weiterhin die Decke an und wartete auf den Rest meiner Brüder. 3, nur sperrlich bekleidete männliche Wesen, traten die Wendeltreppe hinunter. "Was willst du?" fragte mein Bruder unterstützt durch ein lautes Gähnen, während er schleppend langsam auf Cole zuging.

"Du hast doch nicht etwa gefeiert gestern oder?" fragte Cole während er den minimal kleineren, dadurch aber wesentlich jüngeren kritisch musterte.

In der Zwischenzeit war ich genervt aufgestanden und trat jetzt in meinen Türrahmen und beobachtete das Spektakel. "Ich denke, wir sollten uns jetzt alle mal beruhigen und anfangen uns fertig zu machen. Die Zeit bleibt nämlich nicht einfach so stehen, nur weil die Herren des Hauses mal wieder eine Meinungsverschiedenheit haben."

Meinen genervten Gesichtsausdruck konnte ich mir schon vorstellen. Also ging ich in mein Zimmer und schmiss die Tür mit voller Wucht zu. Ich hörte wie draußen die Schritte verstummten und einer nach dem anderen seine Tür schloss. Ich ging zu meinem Bett, nahm meine Kopfhörer und schaltete die Musik an.

Mit einem Jumpsuit bewaffnet ging ich ins Bad und ging duschen. Danach zog ihn an und machte mir kurz darauf noch die Haare. Ich trug sie meist offen. Sie waren braun und fielen wie Korkenzieherlöckchen herab. Sie gingen mir bis zur Brust.

Während ich leise zu der Musik wippte fing ich an mich dezent zu schminken.

Zuletzt noch meine Riemchensandalen und fertig war ich.
Ich lief die Wendeltreppe ins Erdgeschoss herunter und machte mich schon auf was gefasst. Am Küchentisch saßen die Jungs und warfen sich unnötige Killerblicke zu. "Morgen. "sagte ich so fröhlich wie möglich.

"Morgen" brummten die anderen unglaublich gereizt.

Ich setzt mich zwischen Parker und Gabriel. Also waren wir komplett. Meine Familie besteht aus meinen Brüdern Cole, Rayen, Parker, Gabriel, Jason und mir.

Alles Jungs und dann kam ich als einzigstes Mädchen. Das Nesthäkchen. Ich gehen noch mit Jason und Gabriel zur Schule. Jason und Gabriel sind beide in einer Jahrgangsstufe weil Gabriel das 7. wiederholen musste. Rayen geht zur Uni und studiert Jura. Cole hat, als ältester, die Firma unseres Vaters übernommen.

Unsere Eltern sind bei einer Entführung gestorben während ich überlebt habe. Eines Tages kamen die Polizisten und sollten den Entführer zu einem Gerichtstermin abholen. Da er zu dem Zeitpunkt aber nicht daheim war, suchten sie das ganze Haus ab. Irgendwann kamen sie an meiner Tür an und klopften. So laut wie damals hatte ich noch nie geschrien und um Hilfe gerufen.

Zu dem Zeitpunkt ging es mir schlecht. Ich war abgemagert und habe niemanden an mich ran gelassen. Meine Eltern wurden nicht aufgefunden was mich heute noch sehr traurig macht weil ich sie gerne beerdigt hätte.

Aber an diese Zeit will ich garnichtmehr zurück denken. Es war meine schlimmste Erfahrung und bis heute habe ich noch vollsten Respekt vor Männern. Ich rede zwar mit ihnen, lasse mich aber nicht anfassen. Ich hatte bis jetzt keine richtige Beziehung, weil es kein Junge aushält seine Freundin nicht küssen zu dürfen. Die einzigen die mich anfassen oder gar küssen dürfen sind meine Brüder.

"Müssen wir da wirklich hin?" fragte Jason. " Du vor allen Dingen, weil du gestern gefeiert hast und jetzt total zugedröhnt bist. " schrie Cole fast. "Kannste mal aufhören zu schreien?" "Das hier ist immernoch mein Haushalt und ich kann hier soviel schreien wie ich will" dabei schlug er mit der Faust auf den Tisch. Das ließ mich zusammenzucken und ich blickte automatisch auf dem Boden. Eigendlich bin ich vorlaut, aber wenn man Gewalt anwendet warte ich sofort auf den Schmerz den ich auszuhalten habe. Jemand packt mich an den Schulter und streichelte beruhigend über meinen Rücken sodass ich meine Atmung kontrollieren konnte. Dann hob mich dieser jemand im Brautstyle aus der Bank und lief mit mir ins Wohnzimmer. "Siehst du was du angerichtet hast wenn du so rumschreist." sagte Jason. Ein Stuhl fiel klappernd auf dem Boden und ein paar Sekunden später stand Cole schon neben mir."Tschuldigung." "Ist nicht schlimm." Ich hatte mich schon wieder gelockert und legte ihm die Hand an die Wange und streichelte leicht mit dem Daumen über seine Bartstoppeln. "Ich hab dich lieb." " Ich dich auch." Dann drückte er mir einen Kuss auf die Wange und ging wieder in die Küche.

Let me be your BoyfriendWhere stories live. Discover now