Kapitel 24

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Sophia

»Geht's dir gut, Soph?« Dallas setzte seinen Helm lachend ab, während ich ihn nur böse anfunkelte und mir durch meine wild abstehenden Haare fuhr. »Du siehst ein Bisschen mitgenommen aus.«

Ach, wirklich?

Doch meine anfängliche Missgunst verflog mit dem kühlen Wind, der leicht über mein Gesicht und das an manchen Stellen trockene Gras strich. Verwundert blieb mein Mund offen stehen und die Worte in meinem Hals stecken, als ich mich umsah und völlig überwältigt die Umgebung auf mich einwirken ließ.
»Wie... wie hast du wieder hier her gefunden?«, ich lachte erfreut auf und drehte mich zu Dallas, der nur mit einem selbstgefälligen Lächeln an der Maschine lehnte, »Ich dachte du wüsstest nicht wo wir gewesen sind?«

Er lachte leicht in sich hinein und kam mit verschränkten Armen auf mich zu. »Na ja, sagen wir's mal so; hättest du nicht die ganze Zeit deine Augen geschlossen, sondern dich umgesehen, dann könntest du dich vielleicht auch daran erinnern.«

Ich hob eine Augenbraue und einen meiner Mundwinkel an, um ihm zu zeigen, dass er darüber gefälligst keine Witze machen sollte. Nicht jeder lebte so wie Dallas Evans aus Cardiff.
Er atmete frei durch, nahm mir den Helm aus der Hand und drückte mir dafür den kleinen Rucksack in die Hand, in dem er ausnahmslos immer seine Kamera, welche er schon beinahe vergötterte, eine Packung Kaugummi mit komischem, so britischen, Blaubeer-Geschmack und einen College Block verstaut hatte. Doch diesmal beförderte ich daraus meinen Zeichenblock und ein paar einfache Bleistifte zu Tage; Dallas riss seine Kamera an sich.

»Es ist so schön hier«, sagte ich leise und ließ mich mit überkreuzten Beinen neben Dallas sinken, der vollkommen eingenommen auf das Display seiner Kamera starrte und irgendetwas einstellte, während ich eine unberührte Seite meines Block's aufschlug und anfing gedankenverloren auf dem Papier herumzukritzeln; meine üblichen Dreck-Skizzen waren der Anfang jedes Bildes, welches ich malte, also machte ich mir keinerlei Sorgen, dass es nur sinnloses Gekrakel war.

Dallas sah nicht von seiner Kamera auf, die einem Profi-Fotograf hätte gehören können. »Solche Plätze sind selten, Sophia. Sehr, sehr selten.«

Ich nickte nachdenklich und zog eine schwungvolle Linie, von der ich selbst überrascht war. »Ich war noch nie sonderlich weit weg von Texas, also... kann ich da nicht wirklich mitreden«, gab ich leise zu und strich mir eine Strähne hinter mein Ohr. Dieser Fakt war mir fast schon etwas peinlich, vor allem, da ganz besonders Mira immer von ihren Ferien schwärmte, die sie in Asien, Europa und sogar Australien verbrachte - all das, während meine größte Reise nach Calgary in Kanada war, als Callen bei einer Meisterschaft angetreten war.

Dallas sah irritiert auf. »Wie jetzt? Das heißt du warst noch nie so richtig-«

»So richtig auf Weltreise?«, ich lachte nervös und zog eine perfekt gerade Linie, »Überhaupt nicht, fresh Prince of London.«

Er gab diesen Laut von sich, den Männer immer auf Lager hatten, wenn sie genervt waren; wie eine ausgewachsene Python mit Halsschmerzen. »Nenn mich nicht so, McClair. Ich hasse das.«

Ich kicherte böse. »Deswegen mache ich es ja.«

»Kommen wir zurück auf deinen Weltreise-Cockblock«, sagte er und lachte leicht auf, als er meinen halb verstört, halb verwirrten Blick sah. »Wohin würdest du zuerst wollen?«

»Kopenhagen«, schoss ich schon beinahe heraus, ohne eine Sekunde darüber nachzudenken.
Dallas warf mir ein Lächeln zu, als würde er die Unterhaltung wirklich genießen.
»Wieso? Die meisten Mädchen würden Paris, New York oder Miami und Fiji sagen; Kopenhagen, wow. Kalt, stinkiger Kotzfisch und rote Häuser.«

Dallas - Just one Year Where stories live. Discover now