24 Gemeinsames Schwimmen verbindet

15 2 1
                                    

Yuna hatte erwartet, dass sie noch zusammenbleiben würden, doch Emi führte sie direkt vom Höhleneingang weg. Sie schaute nochmals über ihre Schulter zu Tama, der eingeschüchtert zwischen den Yōkai stand. Die Shōjō hatten sich erneut mit Sake eingedeckt, um für die Reise ins Menschendorf gerüstet zu sein. Einerseits tat es ihr leid den Knaben zurückzulassen, aber er konnte nicht mit ihnen zum Palast schwimmen und selbst wenn er es könnte, wäre er nur im Weg.

Sie wandte den Blick ab und konzentrierte sich auf Emi. »Also... was läuft da zwischen dir und Benjiro?« Sie wartete fast eine Minute auf eine Antwort, doch Emi hatte sie nicht gehört, oder hielt es nicht für nötig zu antworten. »Hey, Fischgesicht.«

Das andere Mädchen grunzte. »Beleidigungen bringen dich bestimmt weiter, Masuda-san.«

»Du könntest einfach mit mir sprechen.«

»Ich habe zugestimmt dich zum Palast zu bringen. Das macht uns nicht zu Freunden«, gab das Aal-Mädchen zurück.

»Wow. Du bist ganz schön biestig, wenn Tama nicht hier ist. Hätt mich auch gewundert, wenn du ein nettes Mädchen wärst, falls du überhaupt eines bist.«

Emi schnaubte. »Ich mag dich einfach nicht.«

»Das stört mich nicht. Eine Menge Leute mögen mich nicht.«

»Hm... Darüber solltest du mal nachdenken.« Emi sah sich nicht einmal um, sondern marschierte schnurstracks durch den Wald. Anscheinend wusste sie genau wohin sie mussten.

»Ach weisst du, da ich ein Han'yō bin, steh ich sowie zwischen den Fronten. Vor den Menschen muss ich meine Fähigkeiten verbergen, und die Oni betrachten mich als eine Laune der Natur. Da kann mir deine Meinung ebenfalls egal sein.« Sie wanderten einige Minute, ehe Yuna einen neuen Versuch startete. »Mir ist aufgefallen, wie Benjiro mit dir spricht. Auch die Shōjō. Was hat es mit dir auf sich?«

»Nichts besonderes. Wir kennen uns von früher, als wir alle noch im Palast lebten.«

Yunas Stirn krauste sich. »Ihr habt im Palast gelebt? Und jetzt versteckt ihr euch in Höhlen und Teichen? Ganz schöner Abstieg, wenn du mich fragst.«

»Das habe ich nicht, und hätte ich auch nicht.« Emi sammelte ihre Gedanken, ehe sie fortfuhr: »Wir mussten fliehen.«

»Wovor?«

»Dem König. Benjiro verhalf mir zur Flucht, aber dann trennten wir uns, als er zu seinen barbarischen Wurzeln zurückkehrte.«

Ein Schmunzeln erklang von hinten. »Du bist ja doch gesprächig.«

»Bitte... ich möchte nicht bereuen müssen, dass ich mich dir anvertraut habe.«

»Komm schon. Ich glaub, dass wir richtig dicke Freunde werden können.« Der spöttische Unterton veranlasste Emi zu weiterem Schweigen. Yuna betrachtete einige Zikaden an den Baumstämmen, dann drang ihr der Geruch von Salz in die Nase.

Puh... ich freu mich nicht gerade aufs Schwimmen.

»Solange wir das Tuch haben, sollte alles in Ordnung sein.«

Schon... aber Ertrinken ist eines der Dinge, die uns wirklich umbringen können. Und ich bin schon darauf gespannt, was uns dort unten erwartet.

»Dann kannst du entweder mit mir Zwiesprache halten, oder du erkundigst dich bei unserer Führerin.«

Yuna rollte ihre Augen, dann richtete sie ihren Blick auf Emis Haarschopf. Sie räusperte sich. »Du hast mir noch immer nicht vom König erzählt.«

»Stimmt. Ich wurde unterbrochen. Er ist ein...«

Ein Aufschrei hielt Emi davon ab ihre Aussage zu vollenden. Aus den Büschen um sie herum stürzten sich mehrere Mōryō, die sich mit Ästen und Stöcken bewaffnet hatten.

Ein japanisches SommermärchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt