01 | Schreiben im Kopf

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Nie konnte ich etwas schaffen mit der Feder in der Hand vor einem Tisch und Papier

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Nie konnte ich etwas schaffen mit der Feder in der Hand vor einem Tisch und Papier. Auf den Spaziergängen zwischen Feldern und Bäumen, nachts in meinem Bett, während der Schlaf mich flieht, schreibe ich in meinem Gehirn.

Dieses Zitat von Jean-Jacques Rousseau beschreibt einfach haargenau mein grösstes Problem, was das Schreiben betrifft. Die Idee nistet sich heimlich und still in meine Gedanken ein, breitet sich langsam aus und irgendwann tritt sie dann an die Oberfläche. Und dann, wehe mir, wenn ich sie ignoriere. Sie beisst sich wie eine schäbige Zecke fest, lässt mich nicht mehr los, geistert mir immer durch meinen Kopf. Und obwohl ich bereits genug solche Blutsauger habe und die Zeit eh schon ausgelastet durch andere Projekte und nicht zu vergessen mein Privatleben ist, nötigt sie mich dazu, ihrer Stimme zuzuhören. Ich beginne Notizen zu machen, um das Chaos zu ordnen, doch sie spricht immer weiter und weiter. Sie wächst, wird komplexer, immer grösser und grösser - mein Kopf scheint zu explodieren. Wenn ich dann versuche, sie endlich in Worte zu fassen und niederzuschreiben, ist sie plötzlich fort und lässt mich mit einem Haufen Ideen, Bilder und Filme zurück. Danke auch!

Ich bin ein stiller Plotter. Wie bereits erwähnt wachsen die Ideen heimlich in meinem Kopf vor sich hin und ab und zu schnappe ich einige Bilder auf, die mich so sehr begeistern, dass ich das Unkraut nicht ausreisse, sondern in Ruhe lasse. Aber durch diese Vielfalt, durch dieses langsame Gedeihen fühle ich mich nie bereit dazu, die Geschichte endlich zu beginnen oder weiter zu schreiben. Tatsächlich habe ich das Gefühl, dass dadurch auch die Kopfschmerzen kommen, die mich in letzter Zeit plagen.

Dieses ständige Aufschieben kann natürlich auch auf Faulheit beruhen. Jedoch sortiert mein Kopf, mal etwas positives, die veralteten und langweilig gewordene Ideen sofort aus. Die Geschichten, die übrig bleiben, möchte ich wirklich schreiben und verwirklichen. Denn die ganze Charaktere, Plottwist, der ganze Handlungsstrang sind bereits in meinem Kopf vorhanden und müssen nur noch niedergeschrieben werden. Und das ist mein Problem.

Die Entschlüsselung.

Ich habe lange gebraucht, bis ich endlich den Wolf unter den Schafen erkannt habe und nun arbeite ich an verschiedenen Lösungsmöglichkeiten. Wie oben bereits erwähnt, traue ich mich nicht anzufangen, weil ich von dem Ausmass der Geschichte Angst habe. Mein eigener Perfektionist erwartet viel von mir und der Idee. Er will keine halben Sachen machen und will deshalb lieber abwarten, bis sich das Chaos gelegt hat. Und dies kommt schlichtweg von der fehlenden Planung. Aber warte - habe ich nicht gerade gesagt, dass bereits alles in meinem Kopf existiert. Ja, aber wie bei allem, was Kommunikation anbelangt - es gibt eine Verschlüsselung und Entschlüsselung.

Die Geschichte wurde auf mir unerklärliche Weise in meinem Kopf gesponnen und nun muss sie aufs Blatt. Dabei müssen die vielen Gedanken und Ideen geordnet und entschlüsselt werden. Es ist wie ein Puzzle. Ich persönlich setze meine Geschichten immer aus einzelnen Handlungen, Bilder, Momente und Situationen zusammen. Und bevor man die Geschichte schreiben kann, muss das Puzzle geordnet und zusammengesetzt werden, damit man das Gesamtbild erkennt. Logisch, oder?

Das Problem dabei ist nur, dass ich zu voreilig bin und in die Geschichte sofort eintauchen , sie sofort ausformulieren und zu Blatt bringen möchte. Aus meinen früheren Erfahrungen weiss ich aber, dass dies nicht gut kommt und deshalb warte ich, bis sich das Puzzle automatisch in meinem Gehirn zusammensetzt. Was niemals passieren wird. Entweder man wird verrückt oder die Ideen verfaulen. Beides ist mir schon passiert.

Und deshalb, meine lieben Freunde, zwinge ich mich nun dazu, meine wirren Bilder und Gedanken in meinem Kopf zu entschlüsseln und zu einem grossen Puzzle zusammenzusetzen. Da ich, wie bereits gesagt, kein grosser Fan von komplexen Plotsystem bin, die man hier so findet, versuche ich meine eigene Technik, Art zu finden. Und bis jetzt klappt es eigentlich ziemlich gut.

Zu Plotten beginne ich aber erst, wenn ich merke, dass mir die Geschichtsidee wirklich gefällt (was im Falle nach den ersten 3 Kapitel zu erkennen ist). Vorerst zwinge ich mich ebenfalls, einfach zu beginnen oder weiterzufahren. Oftmals ist die Angst nämlich unberechtigt und mein Gehirn kann die Entschlüsselung selbständig durchführen. Ich staune oft, wie die Wörter einfach fliessen und die Geschichte ihren Lauf nimmt. Als wäre die Geschichte bereits in meinem Gehirn geschrieben und ich bin nur ein Werkzeug, welches sie zu Blatt bringen soll. So wird es wohl auch sein.

Nun meine Fragen an euch:

- Kennt ihr die beschriebenen Probleme?

- Wie geht ihr mit dem Chaos in eurem Kopf um?

- Plant ihr eure Geschichten bevor ihr startet oder schreibt ihr einfach drauf los?

Ich bedanke mich fürs lesen und freue mich über eure Meinungen!

Schreiberling - Ein Blog übers SchreibenWhere stories live. Discover now