Kingslanding

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Im zügigen Galopp preschte ich über eine Lichtung auf einer wilden, feuerroten Fuchsstute, die ich einem Pferdehändler für verhältnismäßig wenig Silberstücke abgekauft hatte.

Später erfuhr ich warum: die Stute hatte gewiss ihren eigenen Kopf und reagierte nicht immer sehr begeistert auf Befehle.
Ihr Temperament war ein Grund warum ich sie Feuersturm nannte, ihre Fellfarbe ein anderer.
Der Abschied von Eric war schwerer als erwartet, aber es war an der Zeit, dass sich unsere Wege trennten. Er fühlte sich in großen Städten wie Königsmund einfach nicht wohl und das verstand ich. Trotzdem hätte ich mir meinen besten Freund an der Seite gewünscht, wenn ich die bedrohlich hohen Tore der Hauptstadt durchschreite.

Nachdem ich Dentos durchquert hatte, versuchte ich querfeldein den schnellsten Weg nach Königsmund zu finden.
Im ersten Moment war ich überrascht, dass Westeros vom Landschaflichen kaum anders als Essos war.
Die selben Mischwälder, die selben Lebensbedingungen der  Bauern und Landwirte.
Der schwerwiegende Unterschied war, dass in Essos wesentlich mehr Sklavenhandel betrieben wurde. Ansonsten wirkte alles ähnlich.
Sogar die Gebäude und Architektur waren ähnlich.

Als ich nach einem weiteren Monat mühsamen Reisens endlich die Hauptstadt erreichte und die Tore betrat, war ich zutiefst enttäuscht.

Königsmund war in den Geschichten meiner Mutter eine prachtvolle Stadt mit ansehnlichen Leuten und gutem Essen.

Was ich sah war ein Rattenversäuchtes Loch mit grimmigen Gestalten, die nur darauf warteten, dass du ihnen den Rücken zukehrst und sie währenddessen deine Taschen leerten.
Der Gestank nach Exkrementen und Urin war ebenfalls nicht sehr verlockend.
An beinahe jeder Ecke hockte ein Bettler und flehte um Essen, Kleidung oder Geld.
Es machte mich traurig, die Menschen so leidend und hoffnungslos zu sehen.

Selbst in den Metropolen Essos' war weniger Armut, Hunger und Leid zu sehen.
Ja, Sklaven gab es zur genüge, aber immerhin konnten sie sich dort auf eine tägliche Mahlzeit verlassen, in Königsmund hingegen, sahen die ärmsten Leute wie Skelette aus.

Später wurde mir bewusst wieso.

Ich sah in den reichen Vierteln Fürsten auf der Durchreise, Bordellbesitzer, Septone und andere ranghöhere Männer.
Allesamt waren mit Gewändern aus Seide gekleidet und behangen mit schweren Goldketten.
Je mehr ich Königsmund kennenlernte, desto weniger wollte ich hier sein.

Ich verstand nie warum meine Mutter die Stadt verließ, wenn es ihr dort doch so gut gefiel. Sie antwortete mir immer nur:,, Für dich mein Schatz."

Nach ein paar weiteren Wegstunden erreichte ich endlich den Königspalast.
Bevor meine Mutter starb gab sie mir nicht mehr und nicht weniger als einen Namen und dieser war der Grund weshalb ich Essos verließ und in meine Heimatstadt zurückkehrte.

Tyrion Lannister war mein Vater, so weit kannte ich mich aus.
Doch ich wusste weder wer dieser Tyrion Lannister war, noch wie er aussah.
Dass er zur königlichen Familie gehörte, war mir von Beginn an klar, selbst in Essos wussten die Leute über solche Dinge bescheid, jedoch fragte ich mich wie er auf mich reagieren würde und noch wichtiger: Ob er mir glauben schenken würde.
Natürlich, Bastarde waren keine Seltenheit, aber ich wollte ihm begreiflich machen, warum ich eben keiner war.

Nachdem ich meine Stute abgesattelt und versorgt hatte begab ich mich zu den prunkvollen Eingang der Burg, welcher strengstens von Goldröcken 24 Stunden am Tag bewacht wurde. Langsam kam ein Gefühl der Nervosität auf und breitete sich in meinem ganzen Körper aus.
Ich spürte wie mein Herz gegen meinen Brustkorb hämmerte und ich wollte in diesem Moment nichts anderes als mich umdrehen und die ganze Reise und den Grund warum ich hier war zu vergessen.
Doch ich konnte nicht.

Ich hatte nicht umsonst ein Monat in einen verdammten Holzfass gesessen, um dann umzudrehen, weil ich Angst davor hatte meinen Vater zu begegnen.
Ich war eine Lannister und Löwen hatten keine Angst.

:,, Lasst mich eintreten ich möchte zu Tyrion Lannister'', versuchte ich den unterbelichteten Wachen einzuschärfen, doch dieser Einfallspinsel antwortete tatsächlich nur mit einem schlichten:,, Zutritt wird nur auf Befehl des Königs hin gewährleistet.'' Das konnte doch nicht wahr sein! Da riskiert man sein Leben um nach Königsmund zu kommen und hier wird einem gesagt, dass dieser bescheuerte Kindkönig nicht in der Stimmung ist seine blöden Tore zu öffnen?

Mit einem tiefen Atemzug wollte ich diesen Holzköpfen meine Meinung sagen, als plötzlich ein Zwerg auf mich zu am und  augenzwinkernd ansprach:,, Ich geleite Sie in die Gemächer von Tyrion Lannister, er wird sich Euer gewiss annahmen hübsches Fräulein.''
Mit einem dankbaren Nicken folge ich dem Gnom durch den halben Palast und schließlich in ein prachtvolles Zimmer mit Blick auf das glitzernde Meer.
Der Zwerg wirkte freundlich, aus irgendeinem Grund genoss ich seine Anwesenheit.
Heutzutage nahm jeder alles gleich so ernst, aber er hatte Humor.

:,,Also, nun könnt Ihr mir erklären weshalb Ihr mich sprechen wolltet."

Im ersten Moment war ich verwirrt. Ich hatte nie erwähnt, dass ich mich mit ihm unterhalten wollte.
Nicht dass ich es nicht wollte, aber ich hatte nie danach verlangt.
Dann dämmerte es mir plötzlich und ich spürte wie mir die Röte ins Gesicht schoss.

Der Gnom blickt mich abwartend an und ich konnte nur mit offenem Mund zurückstarren:,, Ihr seid Tyrion Lannister?"

Katherine Lannister~Hear Me Roar~GOT(Staffel 1) Where stories live. Discover now