Die Flucht

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In einer solch heiklen Lage, sollte ich wohl in Tränen ausbrechen und meinen Verlobten auf Knien anflehen, dass er meinen Vater seine schrecklichen Taten verzeihen müsse und dass ich alles dafür geben würde Vaters Leben zu retten.
Doch in diesem Moment konnte ich nur über die absurde Situation lachen.
Es war kein gewöhnliches Lachen, nein es war dieses Mark durchdringende, hysterische, beinahe an Verrücktheit grenzende Lachen einer Wahnsinnigen.
Ich wollte mich zurückhalten, doch ich konnte einfach nicht aufhören und nach gefühlt einer halben Ewigkeit hielt ich mir den Bauch vor Schmerzen.

Der ganze Saal wurde von meinem schallenden Gelächter ausgefüllt und die Gäste starten mich mit geschocktem Blick an und fragten sich wahrscheinlich in diesem Moment, dass ganz Westeros dem Untergang geweiht sei, sollte ich jemals Königin werden.

Doch selbst ihre verstörten Blicke konnten meinen Hysterieanfall nicht stoppen.
Das traurige dabei war, dass ich nicht einmal genau wusste weshalb ich so lachen musste.
Nach etwa 5 Minuten waren allerdings meine Lungen vor Anstrengung so erschöpft, dass ich schließlich nur mehr ein trockenes Hüsteln herausbrachte.

Leicht beschämt musterte ich die Gesichter der Anwesenden und konnte erkennen, dass Cersei mich aus vor Wut zusammengekniffenen Augen anstarrte und Jamies Mund leicht geöffnet war.
Joffreys Gesicht hatte eine ungesund aussehende lila Farbe angenommen, hingegen konnte ich in Tywins Mimik nicht die geringste Veränderung erkennen.

Tyrion allerdings schien keineswegs verärgert, nur etwas verwirrt über die seltsamen Lage. Ich warf ihm einen zerknirscht Blick zu, um mich für mein peinliches Verhalten zu entschuldigen. Endlich dämmerte es mir: Tyrion, mein Vater, den ich erst vor wenigen Wochen kennen gelernt hatte, sollte nun von Joffrey Baratheon, einem verzogenen Jungen hingerichtet werden.

Falls ich geglaubt hatte ich würde dem darauffolgendem Schock entgehen können, dann hatte ich mich getäuscht.
Ich spürte regelrecht, wie die Hitze des Zorns in Form einer Welle durch meinen Körper strömte und das Adrenalin mein Herz um das Doppelte schneller schlagen lies.
Das würde Joffrey niemals wagen, seinen Onkel öffentlich hinrichten zu lassen, oder?
Obwohl so sicher war ich mir nicht mehr, als ich mir sämtliche absurde Taten des Kindkönigs in Erinnerung rief.
Aber Tywin würde so etwas niemals durchgehen lassen, doch als ich einen weiteren Blick in seine Richtung riskierte, konnte ich nur Gleichgültigkeit erkennen.

Mit schriller Stimme rief ich, eigentlich an niemand bestimmten gerichtet und trotzdem sprach ich zu jedem: „Bitte, bitte das kann nicht euer Ernst sein. Mein Vater wollte mich nur verteidigen, wenn ihr jemanden bestrafen wollt, dann mich. Aber bitte, verschont Tyrion!"
Ich hatte mir vorgenommen stark zu bleiben, jedoch spürte ich schon den unangenehmen Kloß in meiner Kehle aufsteigen und bevor ich mich versah, zogen heiße Tränen eine Spur der Verzweiflung über meine blassen Wangen.

Und plötzlich geschah etwas unerwartetes.
Jamie, von dem ich bisher nur wenig gehört hatte, erhob nun die Stimme: „ Tyrion ist mein Bruder und ich werde nicht zulassen, dass jemand sich an ihm oder seiner Tochter vergreift."

Ab diesen Zeitpunkt hatte ich jeglichen Überblick verloren, denn nun ging alles viel zu schnell. Hunderte Stimmen erhoben sich und wütend wurde auf Tische geklopft, Stühle wurden umgestoßen oder sogar Schlägereien entstanden durch die übersteigerten Gemüter der Anwesenden.

Das komplette Chaos herrschte nun in der Halle und vor meinen Augen verschwamm langsam alles, beziehungsweise was ich noch erkennen konnte, schien verzerrt oder unscharf.
Doch irgendwie schaffte es mein verwirrter Geist, Jamie zu erkennen, welcher wild mit den Armen fuchtelnd etwas auf mich einredete.
Als ich nicht auf seinen kaum verständlichen Wortschwall einging, zerrte er mich schlicht und einfach quer durch den Raum zu einer unscheinbaren Hintertür.

Nachdem sich die Tür öffnete, mir eine frische Brise entgegen wehte und die Stimmen mich nun nicht mehr von allen Seiten beschallten, konnte ich endlich wieder einen klaren Gedanken fassen.

Diese Tür war mir früher nie so wirklich aufgefallen, doch jetzt war ich dankbar dafür.
Jamie packte mich bei den Schultern, schüttelte mich und redete auf mich mit deutlichen Worten ein: „Hör Mir genau zu Katherine!
Du läufst jetzt so schnell wie es in deinem Zustand möglich ist zu den Ställen, suchst dir das erstbeste Pferd aus und galloppierst so schnell wie irgendwie nur möglich nach Norden.
Hast du das verstanden?" Mit einem zögerlichen Nicken gab ich ihm zu verstehen, dass ich seinem Befehl Folge leisten würde.

Trotz pochenden Schläfen versuchte ich Ordnung in mein Gedächtnis zu bringen.
Ich musste hier weg, das war klar, doch machte ich mir in diesem Moment mehr Sorgen um meinen Vater als um mich: „ Ich kann Tyrion nicht im Stich lassen, wo er mich doch vor Joffrey gerettet hat!" Jamie machte eine wegwerfende Gestik mit der Hand und antwortete: „Ich kümmere mich schon um deinen Vater, doch kann ich euch nicht beide beschützen, also wenn dir etwas an Tyrion liegt, dann schau dass du hier wegkommst."

Der Kopf sirrend vor zusammenhanglosen Gedanken, torkelte ich in Richtung Ställe. Dabei vergaß ich komplett mich vor meinem Onkel zu verabschieden.
Als ich die Box von Feuersturm erreichte, achtete ich nicht einmal auf einen Sattel und schwang mich einfach so auf ihren schlanken Rücken.

Ich hatte schon immer einen sicheren Sitz beim reiten, also störte mich dies recht wenig. Was mich hingegen äußerst beunruhigte war die Tatsache, dass das Leben meines Vaters in den Händen eines Verrückten lag.

Katherine Lannister~Hear Me Roar~GOT(Staffel 1) Where stories live. Discover now