Schwere Entscheidungen

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Robb's P.O.V

Die Vorbeireitungen auf die Schlacht liefen auf Hochtouren.
Starkmänner schliffen ihre Schwerter bis sie selbst Knochen schneiden konnten, Schlachtrösser wurden von Essos eingeliefert und Sturmleitern aus Baumstämmen gebaut.
Jeder Mann bereitete sich auf die Schlacht vor, außer die schwer Verwundeten.

Doch obwohl ihre Körper in Rüstungen und Panzer gekleidet waren, ihre Hände Schwerter schwangen und sie die größten Schlachtrösser besaßen, waren sie nicht mental im Krieg.
Niemand wollte kämpfen, niemand wollte sich von seinem Weib verabschieden, niemand wollte seinen Sohn womöglich nie mehr wieder sehen.

Sie wollten den Krieg nicht.
Ich musste etwas tun.
Die Starks hassten die Lannister, doch ich hatte nicht genug getan, um den Hass zu schüren.
Da traf ich einen Entschluss, eine Entscheidung, die ich unter normalen Umständen nie getroffen hätte.
Doch die Wut und der Schmerz brannten ein zu tiefes Loch in mein Herz.

: "Ser Ethelred, holen sie die Gefangenen aus dem Zwinger."

Der Ritter verbeugte sich als Antwort und verschwand, um seinen Auftrag auszuführen.

Die Menschen tummelten sich um den Richtblock, während die Gefangenen an ihren Ketten in die Mitte der Aufmerksamkeit geschleift wurden.
Der Zorn loderte mit jeder Sekunde mehr in meinem Körper auf.
Es war an der Zeit zu handeln:

"Starks, Brüder! Wir haben uns versammelt, um uns ein kleines Stück Gerechtigkeit zurückzuholen.
Ein kleines Stück von einem gewaltigen Teil.
Die Lannisters haben meinen Vater enthauptet, euren Lord!
Sie halten seine Töchter gefangen, meine Schwestern!
Seit Jahrzehnten, sogar Jahrhunderten verspotten sie die Lords aus dem Norden.
Sie spucken auf uns! "

Wütendes Gejohle ging durch die Menge und einige stießen obszöne Schimpfwörter aus.
Der Hass gegenüber den Löwen war geschürt.

Aufbrausend fuhr ich meine Rede fort:"
Und ihre Handlanger sind genauso abschäulich.
Der Berg tötet Kinder, foltert Männer und vergewaltigt Frauen schon so lange er ein Schwert halten kann! Und jetzt hat er auch noch ein unschuldiges Mädchen entführt, eine Lannister.
Eine Lannister, die nun von ihrer eigenen Familie gefangen halten wird, obwohl ihre einzige Untat das Lannisterblut in ihren Adern ist.
Diese Heuchler verraten sogar ihr eigen Fleisch und Blut!
Also sagt mir, woher wollen wir wissen, ob uns dieses Pack, " ich zeigte anschuldigend auf die angeketteten Lannister, "nicht verraten und im Schlaf erdrosseln wird?"

Wütende Rufe taten ihre Runde: "Ja genau, nieder mit den Lannister!" Der Tumult wurde immer lauter und Stark Männer drängten nach vor, um in die Nähe eines Gefangenen zu kommen.
Sie wollten Rache, und die sollten sie auch bekommen.

: "Ich, Robb Stark, König und Wächter des Norden, verurteile hiermit sieben Angeschuldigte, aus dem Hause Lannister zum Tode."

Begeister tobte die Menge: "Nieder mit den Lannister, nieder mit den Lannister!"

Zustimmend nickte ich einmal.
Das Urteil war gefallen.
Der erste Gefangene, ein Junge von 15 Jahren musste nieder Knien.
Den Kopf auf einem Holzklotz abgelegt.
Angewiedert roch ich den Gestank von Urin und Kot.
Die Angst war dem Jungen deutlich anzusehen, er war kein tapferer Mann.
Weinend flehte er um Gnade, doch die sollte er nicht bekommen.

In einer fließenden Bewegung ließ ich die Klinge des Schwertes in die Höhe sausen.
Dort hielt ich inne.
Mein Herz raste.
Das würde nicht der erste Mann sein, den ich tötete, trotzdem würde es sich so anfühlen.
Das tat es immer.
Man konnte sich nicht ans Töten gewöhnen, ich zumindest nicht.

Ungeduldig schrien die Zuschauer: "Nieder mit den Lannister, nieder mit den Lannister!"
Zitternd holte ich tief Luft und spannte jeden Muskel an.

Die Klinge sauste nach unten.

Plötzlich hörte ich den Schrei meiner Mutter: "Robb, nein!"
Ich konnte den Schwung nicht mehr abbremsen, die Klinge jedoch verfehlte ihr Ziel.
Wütend sah ich zu Catelyn Stark auf: "Was für ein Recht erlaubt es dir, deinem König zu widersprechen?"

Die Tränen, die ihr hübsches Gesicht hinuntertropften trafen mich mitten ins Herz.
Sie versuchte stark zu bleiben und das beben aus ihrer Stimme zu verbannen: "Robb, tu das nicht. Das bist nicht du. Ich weiß wie du dich fühlst, ich habe Ned auch verloren, und meine Töchter.
Aber diese unschuldigen Kinder zu töten, bringt sie dir nicht wieder."

: "Sie haben uns alles genommen! Alles und jeden den wir je geliebt haben!
Wie kannst du sie nur in Schutz nehmen?", meine Stimme drohte zu brechen, krampfhaft versuchte ich meine Emotionen im Keim zu ersticke.

Stille herrschte am Platz und keiner der Stark Männer wagte das Schweigen zu brechen.

: "Hör mir zu Robb, ich nehme die Mörder deines Vaters nicht in Schutz. Du willst Rache?
Dann räch dich an den Lannister, die im Bergfried wohnen.
Die deine Schwestern und deine große Liebe gefangen halten.
Aber lass diese Burschen aus dem Spiel.
Sie wissen ja nicht einmal, wieso sie verurteilt werden.
Hör auf, jemand zu sein, der du nicht bist.
Dein Vater würde nicht wollen, dass du dich seinetwegen änderst. "

Kraftlos ließ ich das Schwert zu Boden fallen.
Das Scheppern, wenn Metall auf Gestein fiel hallte über die Lichtung.

Meine Mutter hatte recht.
Ich wollte Joffrey, eine gnadenlose Bestie stürzen, und dabei wurde ich selbst zu einer.
Irgendwo in weiter Ferne hörte ich den Lannister Buben vor Erleichterung schluchzen.

In Bemühung, mein letztes Fünkchen Ehre zu bewaren sagte ich: "Lady Catelyn hat Recht.
In zwei Monaten werden wir die Lannister in Königsmund angreifen. Die wahren Feinde der Starks.
Bis dorthin möchte ich, dass alle Kampffähigen Männer aus dem Norden benachrichtigt und ausgebildet werden. Wir brauchen jeden einzelnen Mann. Außerdem müssen Schwerter geschmiedet, Pferde gekauft und Proviant importiert werden."

Ich hatte noch nie meine Männer so laut rufen hören: "König des Norden, König des Norden!"

Immerhin waren sie jetzt bereit für den anstehenden Krieg.
Nur einige wenige schienen enttäuscht, dass heute keine Hinrichtung mehr stattfinden würde.

Eilig verschwand ich in meinem Zelt. Dort kniete ich mich auf den Boden und vergrub mein Gesicht in den Händen.
Tränen rannen über meine Wagen und verhingen sich im Bart.
Lautlos schluchzte ich vor mich hin, als plötzlich der Eingang des Zeltes aufging und meine Mutter herein kam.

Behutsam strich sie mir über den Rücken.
Dann nahm sie mich in den Arm. Fürsorglich murmelte sie: "Du bist zu jung, du solltest nicht so eine schwere Last tragen müssen."
"Mutter, ich hätte sie beinahe getötet. Was ist nur los mit mir?"
: "Sch, alles ist gut.
Du bist schlussendlich zur Vernunft gekommen.
Wir werden nach unseren Taten beurteil, nicht nach dem, was wir beinahe getan hätten."

Katherine Lannister~Hear Me Roar~GOT(Staffel 1) Where stories live. Discover now