Joffrey Baratheon

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: " Etwas verstehe ich nicht Sir..."
: " Ich bin kein Sir, weil ich kein verdammter Ritter bin", unterbrach mich der Bluthund.

Unbeirrt fuhr ich fort: " Ich verstehe nicht, weshalb Ihr mich vor dem Berg gerettet habt, immerhin arbeitet ihr beide für die Lannisters?"

Hinter mir vernahm ich nur ein abfälliges Schnauben: "Nur weil wir beide für den König arbeiten, heißt das noch lange nicht, dass ich zusehe, wie mein Bruder ein Mädchen vergewaltigt."

:"Ich bin kein Mädchen mehr! Vor einigen Monaten hatte ich meinen 17. Namenstag, ich bin eine Frau." Die Enttäuschung, welche mir einen Stich versetzte, konnte ich nicht ignorieren. Nicht weil mich der Hund für ein kleines dummes Mädchen hielt, sondern weil ich gehofft hatte, er würde nicht mehr für die Lannisters arbeiten und mich nicht zu Joffrey zurück bringen. Ich hatte mich wohl getäuscht.
Sandor Glegane schnaubte abfällig: "Mir ist das egal, ob du 17 bist oder nicht. Für mich wird ein Mädchen erst zur Frau, wenn sie ihre Unschuld verloren hat." Vor erstaunen klappte mir der Mund auf. Den Göttern sei Dank konnte er das nicht sehen, weil er hinter mir saß: "Woher wissen Sie, dass ich noch Jungfrau bin?"

: "Ich habe geraten. Außerdem schätze ich dich als jemand ein, der genau weiß, was er will."

: "Und das ist in Ihren Augen kein Sex?"

: "Ich spreche nicht vom Vögeln, sondern von der Person."

: "Achso."

Darauf hin schwiegen wir uns eine Weile gegenseitig an.

Königsmund war nur mehr eine halbe Meile von uns entfernt. Verängstigt sah ich auf die gewaltige Festung, die sich in der Ferne auftürmte. Schlechte Erinnerungen verwirrten meinen Geist, vor allem die Frage, ob Tyrion noch lebte, beschäftigte mich kontinuierlich. Und würde er mir meine Flucht verzeihen?

Au verdammt! Das tat weg. Ich hatte mich im vorbereiten mit meinem Kleid im Dornenzweig verhangen und das rechte Bein aufgerissen. Blut tropfte aus der Wunde, sie war zwar nich groß, dafür aber tief. Mein Kleid wies nun ebenfalls ein Loch auf, dort wo ich mich verhangen hatte.

: "Wieso wünscht Ihr die Burg zu betreten?", fragte einer der Wachen träge.

: "Auf Befehl des Königs bringe ich Ihm Katherine Lannister, Tochter des Tyrion Lannister. Und jetzt verdammte Scheiße, lass uns einfach vorbei."

Ohne auf eine Antwort zu warten, schob er den Mann beiseite, als ob er ein kleiner Bengel wäre, der noch grün hinter den Ohren wäre.
Der Geruch alter Gemäuer füllte meine Nase, und am liebsten hätte ich mich am Absatz umgedreht und wäre wieder durch das Tor verschwunden. Doch unter dem bedrohlichen Blick des Hundes wagte ich nicht, einen Fluchtversuch zu starten.
Also befolgte ich all seine Befehle und fand mich wenig später im Thronsaal wieder.
Bemüht mir meine Furcht nich anmerken zu lassen, schluckte ich die aufsteigende Panik hinunter. Immerhin hieß es, Bluthunde könnten Angst riechen.

: "Versuch ihn nicht zu verärgern. Dann tut er dir nicht weh. Nicht sehr."

Ich wünschte das wäre die Wahrheit, doch ich wusste es besser.

Und da saß er.

Die Krone auf seinem blonden Haar und der nahe immerzu verächtliche Gesichtsausdruck.
Wie ich dieses Gesicht hasste, wie ich ihn hasste.

:" Sieh an, sieh an.
Hund, was hast du mir denn diesesmal mitgebracht? "

Sandor antwortete nicht, sondern schob mich vor sich her, bis ich vor dem eisernen Tron stand, den Kopf gesenkt, in der Hoffnung, er würde mich nicht erkennen.
Doch natürlich tat er das.

: "Na, wenn das keine gelungene Überraschung ist!
Gut gemacht Hund, du hast mein verloren gegangenes Spielzeug wieder gefunden."

Kennt ihr das Gefühl, wenn einem so schlecht ist, dass man sich gerne übergeben würde, es aber nicht geht? Ja, ziemlich beschissen, ich weiß. Dieses Gefühl hatte ich, als ich Joffrey gegenüberstand, Auge in Auge.
Die Furcht, die ich in mir verspürte, wollte ich ihn nicht bemerken lassen. Also hob ich trotzig den Kopf: "Wo ist mein Vater, ich wünsche ihn zu sehen."

Ein schrilles Gelächter erschallte von der Person mir gegenüber: "Du hast tatsächlich den Nerv mir in deiner Position Befehle zu erteilen?
Hund, schlag sie."

Der Hund rührte sich nicht vom Fleck: "Eure Gnaden, überdenken sie die Konsequenzen. Euer Großvater wäre äußerst erzürnt." Oje, wenn es etwas gab, das Joffrey noch mehr hasste als mich, dann war es Ungehorsamkeit.

Bedrohlich langsam erhob sich Joffrey aus dem Thron.
Mit zusammengezogenen Augenbrauen sagte er: "Sie haben sich diesen Befehl schon mehr als einmal widersetzt. Tun Sie es nochmal, dann werden Sie mit äußerst unangenehmen Konsequenzen rechnen müssen."

Mit gesenktem Kopf trat Glegane vor. Beinahe konnte ich schon eine stille Entschuldigung in seinen Augen erkennen.
Dann spürte ich nur mehr das Brennen in meinem Gesicht und den Schlag in die Magengrube.
Der Sceru explodierte in meinem Körper, als hätte jemand griechisches Feuer in mir entzündet. Schwarze Flecken tanzten vor meinen Augen, doch ich blieb standhaft.
Ich war verdammt noch mal eine Löwin. Die lässt sich nicht von einem bescheuerten Köter ausschalten.

Der nächste Morgen war die Hölle. Überall hatte ich blaue Flecken und mein Schädel pochte, als ob ich gestern ein Fass Wein getrunken hätte.
Ich war wieder in meinem alten Zimmer.
Stille Tränen rannten über mein Gesicht, während ich stumm an die Decke starrte und versuchte zu vergessen, wie verloren ich mich fühlte.
Das Gefühl zu ertrinken, in einem Meer aus Lügen und Intrigen benebelten meinen Verstand.

Plötzlich bekam ich keine Luft mehr. Verzweifelt rang ich nach Sauerstoff, doch das Brennen in meinen Lungen ließ nicht nach. Hektisch rannte ich zum Fenster, riss es auf und sog gierig die frische Morgenluft ein.
Langsam beruhigte sich mein Puls und das Schwindelgefühl ließ nach. Schwer atmend setzte ich mich auf einen Stuhl und vergrub das Gesicht in den Händen.
Diese Festung war mein Gefängnis. Mein schwarzer Ozean, der mich mit jeder Minute, jeder Sekunde, jedem Augenblick weiter in die Tiefe der Verzweiflung zog.

Und meinen Verstand mit sich.

Über die Nächte plagten mich Albträume, wie, dass mein Vater enthauptet wurde, während ich Tags über Gestalten sah, die eigentlich nicht da waren.
Hinter jeder Tür erwartete ich das Gesicht des Berges, wie er nur darauf wartete, mir die Kleider vom Leib zu reißen.
Oder seinen Bruder, der mir einen Schlag nach dem anderen verpasste. Aber am schlimmsten war das Gesicht des Königs.
Es verfolgte mich bei Tag und Nacht, hinter jeder Tür, an jeder Ecke zu jeder Zeit.
Es drohte mich in den Wahnsinn zu treiben.

Der Faden, an dem mein Geisteszustand hang, war die Hoffnung, dass Jaime sein Versprechen gehalten hatte und Vater noch lebte.
Dass Sansa endlich glücklich war und Joffrey sie in Ruhe ließ.
Doch das waren wie gesagt nur Hoffnungen.
Träume eines kleinen, dummen Mädchens, das sich vor dem Schlafen gehen ein gutes Gewissen einreden wollte, um sich nicht die eigene Schuld einzugestehen.

Doch nach einer Woche der Unwissenheit, in der mich Joffrey ließ, wurde ich immer wütender auf mich selbst.
Ich war feige.

Ich hätte nicht einfach abhauen dürfen.
Nicht bevor sicher wäre, dass Sansa glücklich, und Tyrion in Sicherheit war.
Doch der Egoismus und die Feigheit in mir waren nicht länger zu leugnen. Spätesten, als ich den ganzen Tag mit dem König des Nordens herumgealbert hatte, in dem Wissen, dass ich eigentlich Leute zu beschützen und zu retten hatte. Leute, die mir wichtig waren, denen ich wichtig war.
Bis ich sie verraten und im Stich gelassen hatte.

Katherine Lannister~Hear Me Roar~GOT(Staffel 1) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt