Gejagt

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Die kalte Nachtluft peitschte mir ins Gesicht und da ich in der Finsternis sowieso nichts sah, schloss ich die Augen gegen den kühlen Wind.
Mit dem Klang der stätigen am Boden aufschlagenden Hufe von Feuersturm, mischte sich nun die Geräusche von anderen Pferden, deren schwere Hufe auf den Waldboden donnerten.

Die Lannister Gefolgsleute hatten mich wahrscheinlich schon mit ihren Fackeln erspäht.

Ich wurde früher noch nie von jemanden wirklich verfolgt.
Doch eins konnte ich mit Gewissheit sagen.
Das war definitiv kein gutes Gefühl zu wissen, dass jemand einen töten würde, sollte man nicht schnell genug sein.

Die Panik wuchs von Sekunde zu Sekunde, ich hatte das Gefühl, dass sie immer näher kamen.
Wahrscheinlich hatten sie Hunde auf mich gehetzt, die mich, sobald sich ihnen die Möglichkeit bieten sollte, vom Pferderücken ziehen würden, nachdem sie mein Bein geschnappt hatten. Aber der Gedanke, was die Lannistergarde mit mir anstellen würde, sobald sie mich in die Finger kriegen würden, war unausstehlich. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Joffrey ihnen auftrug, mich nicht anzufassen, solange ich das nicht wollte.
Im Gegenteil, vermutlich sagte er ihnen sie könnten mit mir anstellen was sie wollen.
Und das wollte ich mir lieber nicht ausmalen.

Geschickt wich ich einem herausragenden Ast aus, der mich ansonsten vermutlich vom Pferd geschleudert hätte.
Daraufhin holte ich zweimal tief Luft, um mich ein wenig zu beruhigen. Dann fasste ich mich wieder und trieb Feuersturm noch schneller zur Eile. Nun sah es aus als hätte ich die Verfolger abgehängt.
Der Abstand wuchs mit jeder Sekunde und ich konnte mir ein freudiges Quieken nicht verkneifen.

Doch plötzlich endete der Wald und ich entdeckte in zehn Metern Entfernung eine klaffende Schlucht im Schein des Vollmondes .
Panisch wurde mir bewusst, dass ein zehn Meter breiter und dreißig Meter tiefer Abgrund selbst für Feuersturm und mich unmöglich zu passieren war.

Die Stute drückte die Vorderbeine durch und stemmte sich mit aller Kraft dagegen, währenddessen ich krampfhaft versuchte, mich irgendwie an ihrem glatten Fell festzuhalten, um nicht rückwärts hinunter zufallen.
Schlitternd kamen wir vor dem Abgrund zum stehen.
Doch ich hatte keine Gelegenheit mich darüber zu freuen, dem Tod gerade entronnen zu sein, da in diesem Augenblick um die zwanzig Reiter einen geschlossenen Kreis um mich und Feuersturm bildeten.

Die Dunkelheit machte eine gute Sicht auf die Reiter schlichtweg unmöglich, doch das blasse Mondlicht, welches die Baumspitzen in silbernes Licht tauchten, halfen mir ein wenig.
Mit rasendem Herzen wartete ich nur darauf, dass sie mich mit Gewalt zwingen würden zu Joffrey zurückzukehren, da ich nicht vorhatte kampflos an den Ort der Qual zurückzukehren.
Doch die Gestalten bewegten sich keinen Zentimeter.
Und obwohl mir bewusst war, dass Joffreys Handlanger nicht die Hellsten waren, wunderte es mich dennoch, als einer von ihnen fragte: "Wie heißt du Mädchen und wo kommst du her?
Weißt du denn nicht, dass es nachts nicht sicher ist in den Wäldern? Vor allem so nahe am Königsweg." Verwirrt sah ich von einer Gestalt zur anderen.
Das ergab für mich einfach keinen Sinn.
Wieso sollte Joffreys Garde nicht wissen, wen sie eigentlich jagten? Und plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
Der ganze Stress und die Angst hatten nicht nur meinen Verstand vernebelt, sondern offenbar auch noch meine Augen.
Im Dämmerlicht war wenig zu erkennen gewesen, aber das Banner mit dem majestätischen Schattenwolf hätte mir selbst dann auffallen sollen. Hastig suchte ich nach einer glaubwürdigen Lüge: "Mein Name ist Sarah und ich komme aus dem Süden. Ich bin auf der Suche nach einer Arbeit in Winterfell und somit auf dem Weg nach Norden.
Ich bin Vollweise und suche um eine Stelle als Dienstmädchen oder Magd an."

Misstrauisch beäugte mich ein großer bulliger Soldat, dessen wildes Haar selbst unter dem Helm zu erkennen war: "Wenn du auf der Suche nach unterbezahlter Arbeit bist, warum trägst du dann ein Kleid aus feinster Seide und Schuhe, die vermutlich mehr wert sind, als mein Verdienst in einem Jahr?
Und ich bin mir ziemlich sicher, dass diese prachtvolle Fuchsstute für einen Vollweisen nicht leistbar ist."

Mist.

Ich wusste, dass Lügen einfach nicht meine Stärke war.
Verärgert über meine eigene Dummheit setzte ich ein künstliches Lächeln auf:" Nun ja, mein Vater war ein wohlhabender Ritter und er hat mir sein gesamtes Vermögen vermacht.
Doch hatte er auch schwere Schulden, da er den Bordellen und dem Alkohol einfach nicht widerstehen konnte.
Er war verschwenderisch und so musste ich das gesamte Vermögen als Rückzahlung einsetzen und mir selbst blieb kaum mehr als ein wenig Geld, um über die Runden zu kommen. Doch um seine Familie nicht in die Armut zu stürzen, verkaufte er mich an einen Adeligen von hoher Geburt und wichtiger: Mit viel Geld.
Als Anzahlung schenkte mir mein Verlobter dieses Kleid mit Schuhen. Doch ich wollte mich nicht wie eine Zuchtstute verkaufen lassen, also flüchtete ich noch am selben Abend. Meine Mutter starb übrigens bei meiner Geburt."

Die Soldaten sahen mich verwundert an.
Vermutlich hatte ich sie ein wenig durcheinander gebracht mit meiner verwirrenden und großteils erfundenen Lebensgeschichte. Zufrieden mit mir selbst hob ich eine Augenbraue und schaute sie abwartend an.
Der Kerl mit den langen Haaren fragte mich noch einmal: "Und wie heißt das Adelsgeschlecht deines Vaters?

Katherine Lannister~Hear Me Roar~GOT(Staffel 1) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt