Katzenstolz

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Kapitel 1


Es war noch nicht einmal 10 Uhr Morgens und Carin hatte an diesem Tag bereits die Schnauze gestrichen voll. Dass es ihr Geburtstag war änderte nichts an ihrem Wunsch dieser Tag möge endlich ein Ende haben. Als sie aus dem Antiquitätengeschäft hinaus in die abgestandene New Yorker Morgenluft trat, hätte sie sich am Liebsten in einer der zahlreichen Gassen verkrochen. Lustlos schaute sie auf das Schmuckstück um ihren Hals, dass sie gerade, nach langem Verhandeln mit dem Verkäufer erstanden hatte.

„Warum kan nich das nicht so locker wegstecken wie die Anderen?" murmelte sie halblaut vor sich hin als sie die kleine Gasse entlang zur Straße ging, dem stetig zunehmenden Lärm des Verkehrs und der Menschen entgegen. Mit den Worten ihrer Clique wurde sie heute dreißig, zum vierten Mal. Carin wusste, dass heute Abend eine Party für sie geplant war, allerdings hatten ihre Mädels ihr weder verraten wo sie stattfinden sollte noch wann es losgehen sollte. Selbst in der Gruppe ihrer Freundinnen fühlte sich Carin weiterhin als Außenseiterin,lange nicht so schlimm wie auf dem College oder gar in der Highschool aber ein Bisschen Mauerblümchen war in ihr verblieben. Und so hatte sie auch heute morgen kurzerhand, ihren grauen Strickpulli und die ausgewaschenen Jeans angezogen, hatte sich nicht geschminkt und ihr ealte Lieblingsbrille mit dem dicken, schwarzen Gestell aufgesetzt.Die braunen, gelockten Haare hingen strähnig in ihr Gesicht,jedenfalls jene die sie nicht in das Haargummi hatte bändigen können. Sie hätte Kontaktlinsen tragen können, hätte sich hübsch machen können aber sie war nun mal lieber unscheinbar. Es dauerte etwas bis Carin das Geräusch realisierte, welches den Straßenlärm und ihre Gedanken wie ein scharfes Messer durchschnitt. Ihr Handy klingelte zur Melodie von REM's it's the end of the world.

„Ja!" Carin,deutlich aus den Gedanken gerissen.

„Süße! Happy Birthday!" Felicia, eine der Frauen aus ihrer Clique, zu aufgedreht für diese Uhrzeit.

„Danke!"begleitet von einem verlegenem Lächeln.

„Warum denn so wortkarg, Liebes? Es ist dein Geburtstag, feiere dich!"

Manchmal konnte Felicia echt nerven, sie war eine dieser Frauen die mit ihren Ratschlägen und Hilfsangeboten immer genau daneben lag. Eine dieser Geschöpfe die Hilfsbereitschaft und Empathie eben nur vortäuschte,bei der Carin aber genau wusste, dass sie sich ausschließlich nur um sich selbst kümmerte. Der größte Fehler den Felicia beging, befand Carin, war dass sie einfach nicht zu hörte. Und so klangen ihre Tipps und Ratschläge immer einfach nur dahin geklatscht. Felicia setzte erneut mit einem tiefen Atemzug an:

„Rate Mal werd ich heute um viertel nach acht abholen kommt?" ein etwas zu lautes und überspitztes Lachen als, dass es hätte noch echt sein können.

„Du?"antwortete Carin lustlos.

„Ganz genau,Gänseblümchen! Und rate wer nachher auch auf der Party sein wird?Ach was ich sags dir einfach, Aaron kommt! Yeah!"

„Was?",erschrocken, nach den richtigen Worten suchend, „Felicia, Aaron hat gestern mit mir Schluss gemacht!"

Stille auf der anderen Seite der Verbindung. Dann ein Räuspern und eine Stimme ohne Lächeln.

„Öhm, davon hat er heute morgen nichts gesagt."

„Bitte Felicia sag ihm ab! Ich will ihn auf keinen Fall heute sehen." Carin musste kurz mit sich ringen, vielleicht wollte er sich ja entschuldigen.Jedoch kam sie schnell zu dem Entschluss, dass Aaron James sich ins Knie ficken konnte. Sechs Monate waren sie zusammen gewesen und dann machte er einfach Schluss. Murmelte irgendwas von unterschiedlicher Lebensplanung und fehlenden Gemeinsamkeiten und war aus ihrem Apartment gestürmt. Er hatte ihr nicht einmal die Chance gegeben etwas dazu zu sagen.

„Ja, hmm,nein!" Felicia stammelte hilflos vor sich hin, „Sieh mal, es ist so: Dummerweise sponsort Aaron deine kleine Party."

„Er tut was?"Carin musste sich zusammenreißen nicht in das Telefon zu brüllen.

„Carin, wir dachten weil er doch wegen seiner Eltern so viel Kohle hat würde ihm das nichts ausmachen. Wir planen das jetzt seit Monaten."

„Felicia ich kann ihm heute unmöglich unter die Augen treten, nicht nach dem was er gestern gesagt hat." Carins Herz schlug bis in ihre Kehle hinauf. Sie hatte das Gefühl, dass ihr Herzschlag sogar das Medaillon in Schwingung versetzte. Immer wieder fuhr sie sich mit den Fingern durch die Haare, zog dabei eine Strähne nach der Anderen aus dem Haargummi.

„Also viertel nach Acht liebes! Sei fertig, wenn ich dich abholen komme, wir wollen doch deine Gäste nicht enttäuschen." Klick!

Fassungslos starrte Carin auf das Handydisplay Gesprächspartner hat die Verbindung unterbrochen war darauf zu lesen. Sie brauchte einige Minuten um das Gesagte zu verarbeiten. Kurz überlegte sie einfach zu streiken, sich ihre gemütlichste Jogginghose an zu ziehen, sich eine Packung Schoko-Erdbeer-Eis aus dem Gefrierfach zu nehmen und eine Schnulze im Fernsehen an zu schauen. Doch mit diesem Gedanken musste sie auch an ihre Freunde und Familie denken, die heute Abend da sein würden. Die sich extra Zeit genommen hatten um ihren Geburtstag zu feiern. Also verwarf sie schlussendlich diesen Plan. Carin ging entschlossenen Schrittes die große Haupstraße entlang auf die sie gerade eingebogen war als sie plötzlich ein leichtes Kribbeln in der Mitte ihrer Brust wahrnahm. In etwa wie bei einem leichten Stromschlag durchfuhr es sie für den Bruchteil einer Sekunde warm und mit unglaublicher Intensität, ließ dann aber sofort nach und verebbte vollkommen. Erschrocken sah sie auf das Medaillon welches auf der Stelle lag von der das Kribbeln aus zu gehen schien. Die Mitte des goldenen Schmuckstückes war mit einigen Hieroglyphen versehen worden. Etwas das aussah wie ein Turm und zwei übereinander angeordnete Hügel. Der Antiquitätenhändler meinte, dass dieses Zeichen für Bastet, Göttin der Katzen und Tochter des Sonnengottes Ra, stehen würde. Carin hatte sich nie mit ägyptischer Mythologie befasst und wusste demnach nahezu nichts über deren Göttersystemoder deren Glaubensstruktur. Da sie aber selber eine Katze zu Hause hatte, konnte sie nicht umher sich dieses Schmuckstück zu zulegen.

In ihrem Appartment angekommen betrachtete ihr Kater Mickey, Carin kurz im Vorbeigehen, entschied dann aber doch, dass die Fensterbank und die vorbeifahrenden Autos wichtiger waren. Mickey war alles andere als ein Kuschelkater, diesen Gedanken hatte Carin schon lange aufgegeben. Er kam wenn er es wollte.

„Männer!" dachte sie Kopfschüttelnd während sie ihre Schuhe auszog und sich auf das Sofa fallen lies. Sie zog den Strickpulli aus und bastelte sich ein weiches Kissen, während sie mit der anderen Hand nach der Fernbedienung tastete. Plötzlich ein Aufschrei! Micke ywar herbei geeilt und miaute aus voller Kehle.

„Was ist denn mit dir los?" fragte Carin erstaunt. Dann verfolgte sie den Blick des Katers, der geradewegs auf das neu erstandene Schmuckstück führte und für den Bruchteil einer Sekunde hatte Carin das Gefühl als würde Mickey das Medaillon geradezu anhimmeln.

KatzenstolzWhere stories live. Discover now