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Kapitel 7

Carin kam wieder zu sich, der verschwommene Blick klärte sichlangsam. Sie fühlte den Teppichboden unter ihrer nackten Haut undschaute blitzartig an sich herab. Sie hatte offensichtlich keinekörperlichen Verletzungen davon getragen. Jedoch fiel ihr schnellauf, dass sie nicht mehr nackt war. Stattdessen war sie in feinesweißes Seidentuch eingehüllt, was mehr schlecht als recht ihreFormen verdeckte. Der Bauch und der untere Rücken war völlig freigelassen worden und goldene Ornamente zierten Brust und Hüfte.

Mit schwachen Armen versuchte sie sich vom Boden ab zu stützen.Mickey beobachtete sie voller Argwohn und war hoch konzentriert. Daskonnte sie am aufgerichteten Schwanz und den verengten Pupillen desKaters deutliche sehen.

„Du kannst doch nicht wirklich sprechen oder?" Carin hatte dieFrage mehr unterbewusst als bewusst gestellt doch sobald sie sichselbst hörte begriff sie was die da gerade gefragt hatte. Und sofortdurchfuhr sie die Angst was passieren würde wenn der Kater wirklichantworten würde. Wie sollte sie das deuten? Hatte sie einenHirnschaden davon getragen? Vielleicht einen Tumor der gerade jetztdie richtige Größe hatte um sich auf ihren Verstand aus zu wirken.Nach den vergangenen Minuten wäre ihr der Tumor als Option umeiniges sympathischer gewesen. Mickey schaute sie forschend an, legteden Kopf quer und ging hoch konzentriert um sie herum.

„Ja ich kann sprechen, Carin.", antwortete er schließlich,„Nicht mit meinem Mund wie du, aber du kannst jetzt meine Gedankenhören."

„Oh...mein...Gott." entfuhr es Carin. Der Gedanke, dass sie nureinen psychischen Schock erlitten hatte tröstete sie nicht mehrlänger sondern vergrößerte ihr Unbehagen. Auch die Tumoroption warvom Tisch und damit die letzte Möglichkeit die Ereignisse dervergangenen Minuten als irreal zu betrachten verflogen. Sie musste,dass gerade Erlebte als die Wahrheit anerkennen, denn nur so kam sieweiter, verstand vielleicht was hier vor ging. Etwas unbeholfenrichtete sie sich auf, sah noch einmal an sich herab. Der weißeStoff der sich an ihre weiblichen Formen anschmiegte gefiel ihr immerbesser. Auch die einzelnen Akzente die durch das sparsam, aber nichtweniger prunkvolle, Gold gesetzt wurden passten herrvoragend. Sieglänzten leicht in der herein scheinenden New YorkerNachmittagssonne. Carin überkam der nicht zu bändigende Drang eineZigarette rauchen zu wollen. Nicht weil sie Raucherin war, sierauchte eigentlich nur bei gesellschaftlichen Anlässen, weil siesich unwohl unter vielen Fremden fühlte und sich durch die ZigaretteAblenkung verschaffte. Aber heute musste es eine Zigarette in derAbgeschiedenheit ihrer Wohnung sein, mit Mickey und was immer da auchin ihr drinnen war.

„Stört es dich wenn ich rauche?" fragte sie, so als würde siemit einem Gast oder einem One-Night-Stand reden der zum Frühstückblieb.

Was rede ich denn da?

Seit wann fragte sie ihren Kater um Erlaubnis? Seit wann fragte sieüberhaupt irgendwen in ihrer eigenen Wohnung um Erlaubnis?

„Es stört mich eigentlich nicht so sehr wie du vielleichtmeinst.", antwortete der Kater in ihrem Kopf, „Ich halte es nichtfür besonders gesund und verstehe nicht warum ihr Menschen das machtaber wenn du meinst dann bitte, tu dir keinen Zwang an."

Carin konnte das Starren mit offenem Mund nicht kontrollieren. Führtesie gerade tatsächlich mit ihrem Kater ein Gespräch über dasRauchen und die gesundheitlichen Aspekte? Zu sehr wünschte sie sich,sie könne einfach aufwachen. Könnte mit einem Kopfschütteln dieletzten Minuten als einen wahnwitzigen Traum abtun und ihr Lebenweiter leben.

Als das Papier an der Zigarettenspitze knisternd, rot zu glühenanfing und sie den ersten Rauch tief in ihre Lungen inhalierteversuchte Carin das Geschehene sinnvoll zu rekonstruieren. Da warMickey, der auf einmal so eine Art telepathische Gabe besaß undmittels Gedanken mit ihr kommunizieren konnte.

KatzenstolzWhere stories live. Discover now