37. Ich hab keine Lust!

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PoV: Felix

„Kommst du heute Nacht mit feiern?“ Ich zögerte.

„Nee. Ich hab schon was vor.“

„Ach“, Izzi sah mich überrascht an, „was denn?“

„Meddi kommt vorbei.“ Hoffte ich zumindest. Nicht, dass Ardy und Taddl sie so weit vergrault hatten, dass sie kommen, putzen und dann wieder abhauen würde. Nein. Meddi würde wissen, dass sie kein einfacher One-Night Stand war. Hoffentlich.

„Meddi? Oh oh, Felix. Lange kannst du mir das nicht mehr vorspielen. Entweder du willst sie unbedingt nageln oder du bist wirklich verknallt.“ Ich glaube Izzi freute sich für mich. Aber trotzdem würde ich es nicht ausschließen, dass er ein bisschen angepisst war, dass er mit jemand anderem losziehen musste.

„Wolltest du nicht los?“, sagte ich schnell um von dem Thema weg zu kommen. Darüber hatte ich vorhin schon lang genug mit Ardy geredet. Und zwar wirklich lange. Den GTA Dreh hatte ich danach vergessen können. Und Ardy war auch komplett am Ende gewesen. Wir waren beide nicht so die Art Typen, die sich gerne über Gefühle unterhielten, aber leider waren wir so direkt in das Gespräch reingerutscht, dass eine Aussprache sich nur schwer vermeiden ließ.

„Jap. Gewisse Menschen erwarten mich bei Y-Play.“ Er grinste mich breit an. Ich stand auf und machte diesen typischen Männerhandschlag. Und dann war Izzi weg. Und das sogar ohne eine Andeutung über Meddi gemacht zu haben. Und ich tat etwas, das man durchaus als ziemlich dämlich erachten könnte. Ich nahm meinen Laptop raus, klappte ihn auf und begann die Kommentare zu dem CraftAttack Video zu überfliegen. Ihr könnt es euch vorstellen.

Nach dem dritten „Seid ihr zusammen?“-Kommentar, klappte ich den Laptop wieder zu. Bisher hatte ich noch nicht so viele Gelegenheiten gehabt an Meddi zu denken und nach dem ganzen Scheiß, den sie heute Morgen bei Taddl und Ardy gehört hatte, war ich da ganz froh drüber. Aber jetzt hatte ich keinen Aufnahmetermin mehr. Ich hatte schon ein Video hochgeladen und das andere war auch schon fertig. Und auch die Videos für morgen waren schon fertig aufgenommen und geschnitten. Das kam davon, wenn man mal einen Tag komplett produktiv war. Man hatte zu viel Zeit zum Denken.

Morgen würde das anders werden. Ich würde mir einfach ein bisschen Freizeit gönnen und was mit jemanden unternehmen, der Meddi noch nicht kannte. Mit Sebastian. Dann hätte ich ein bisschen Ruhe vor Ardys misstrauisch bis besorgten Blicken. Von Izzis neugierigen Bemerkungen und von Simons Geplapper. Und wer weiß, was für Aktionen Taddl abziehen würde, sobald Ardy ihm von meinem Ausraster heute morgen erzählte. Da war jemand wie Sebastian ganz praktisch. Nett, unkompliziert und oft in Feierlaune.

Hast du morgen zeit? Wir müssen mal wieder was zsm machen

Jetzt musste er nur noch einwilligen. Und ich brauchte Schlaf. Ja gut, ich hatte letzte Nacht fast zehn Stunden geschlafen, aber die Nacht davor nur fünf. Und die Nacht davor hatte ich... auch fünf Stunden geschlafen. Und jetzt hatte ich einfach Lust zu schlafen. Ich meine, es war warm wie sonst was und es gab sowieso nichts Produktives, dass ich noch machen könnte. Außer warmes Abendbrot kaufen. Aber darauf hatte ich keine Lust. Ich war in dieser trägen Phase in der man nichts machen will.

Also hatte ich mir meinen Schlaf redlich verdient.

Ich zog mein Shirt aus und pfefferte es in die Ecke. Es war zu warm für ein Shirt. Dann schmiss ich mich aufs Bett, blieb liegen, starrte regungslos an die Decke und wartete darauf, dass ich einschlief. Aber natürlich konnte ich jetzt nicht mehr schlafen. Und um das Einschlafen noch schwerer zu machen, klopfte jemand an meiner Tür. Das war blöd. Für den Menschen, der vor der Tür stand. Weil ich ganz bestimmt nicht aufmachen würde. Ich rappelte mich auf und ging nach oben auf meine Terrasse. Da konnte ich das Klopfen nicht mehr hören.

Ich legte mich in die Sonne, betete, dass mein Oberkörper ausnahmsweise auch mal braun werden würde und döste ein.

„Taddl will mit dir reden.“ Simons Minecraft- Skin tippte mir noch mal an den Kopf.

„Taddl will mit dir reden.“ Sein Ungeheuer- Mund klappte auf und zu

„Taddl will mit dir reden.“ Das pixelige Ungeheuer schüttelte mich.

„Herrgott noch mal! Felix, wach auf, du Penner!“

Ich schreckte hoch und rollte mich rum, sodass das Glas Wasser neben mich gekippt wurde.

„Wolltest du mir gerade Wasser ins Gesicht kippen?“ Simon nickte.

„So ist es. Aber zu meiner Verteidigung, ich rede schon sei drei Minuten auf dich ein.“ Ich stöhnte und fuhr mir durch die Haare.

„Taddl hat mir erzählt was passiert ist. Er macht sich echt Sorgen, dass du sauer sein könntest.“ Ich wusste, dass Taddl wann immer er Probleme hatte, mit jemanden darüber reden musste. Und ich wusste, dass für Taddl jeder Scheiß ein Problem war. Aber mal im Ernst, hätte er sich nicht jemand anderen zum Reden suchen können, als Simon? Ardy zum Beispiel. Der ließ die Dinge einfach geschehen.

„Warum will er mit mir reden?“ Ich hatte keine Lust auf tiefgründige Gespräche mit Taddl.

„Wegen Meddi. Und heute Morgen.“ Ich hasste es meine Probleme mit anderen zu diskutieren. Und ich wollte mich jetzt eigentlich entspannt zurück lehnen.

„Sag ihm, dass ich keine Lust habe.“ Simon sah mich streng an.

„Du hast nie Lust. Felix, sobald Ardy ihm erzählt hatte, wie du reagiert hast, wollte Taddl mit dir reden. Komm schon. Der tigert da oben hin und her und dreht fast durch.“ Mir doch wurst.

„Wieso noch mal?“, fragte ich halbherzig. Ja, klar, wegen Meddi. Aber was gab es da zu bereden? Ich mochte Meddi und Taddl würde wahrscheinlich durch seine Wohnung laufen und überlegen, ob er sich gerade in das Mädchen verliebt hatte, auf das ich stand. Und wahrscheinlich hatte er das. Also sich verliebt. Ich hatte ja entschieden, dass ich Meddi nur mochte und nicht auf sie stand.

Und egal wie das jetzt letztendlich war, ich würde nicht mit ihm darüber reden.

„Wegen Meddi.“

„Mann, ich hab keinen Bock. Wie spät ist es.“

„Nimm dich in Acht, Felix von der Laden. Ablenkung bringt gar nichts.“ Mist. Ich hasste Simon.

„Wie spät ist es? Ich nehm 21 Uhr heut noch TTT auf.“ Das hatte ich wirklich vor.

„Es ist halb sieben. Und jetzt rede Taddl sein schlechtes Gewissen aus.“ Und wenn ich Taddl sein schlechtes Gewissen nicht ausreden wollte? Hatte Simon schon mal daran gedacht?

Ich gähnte demonstrativ und legte mich wieder auf die nasse Liege. Und dann kippte Simon mir einen Becher Wasser ins Gesicht. Prustend fuhr ich hoch. Simon grinste mich triumphierend an.

„Ich kenn deine Sturheit, Deniboy.“ Verwendete er gerade absichtlich Taddls blöden Spitznamen für mich?

„Und jetzt gehst du gefälligst zu ihm und redest mit ihm.“ Ich fuhr mir durchs Gesicht, damit das Wasser verschwand. Was natürlich absolut keinen Sinn machte.

„Sagst du ihm, dass es mich nicht stört? Ich mag Meddi. Und es ist kein Problem für mich, wenn sie mal mit jemand anderem als mir was macht.“ Das war gelogen. Es fuckte mich tierisch ab, dass Meddi heute Ewigkeiten allein mit Taddl unterwegs gewesen war. Aber wenn ich nicht wollte, dass Simon sich in seiner Meinung, nach der ich in Meddi verliebt war, bestätigt fühlte, dann durfte ich das nicht zugeben.

„Laut Ardy klang das heute Morgen aber ganz anders.“ Verflucht sei Ardy, der Taddl immer alles erzählen musste, was irgendwie mit ihm zu tun hatte.

„Hast du noch mehr Wasser hinter dir stehen, Simon?“ Er schaute mich stumm an. Also nicht. Ich schenkte ihm ein Lächeln und schloss meine Augen.

Ja, Nein, Vielleicht | DnerWhere stories live. Discover now