105. Das kann nicht mal Bob Marley retten

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PoV: Meddi

Ich versuchte nicht zu grinsen, als Felix' Hand auf meine Hüfte rutschte. Glaubt mir, es gab nicht viele Leute, die beim Schlafen so süß aussahen, wie Felix. Und oh mein Gott, ich wollte jetzt nicht lossabbern. Und vor allem hatte ich ein schlechtes Gewissen. Wisst ihr, es kam mir einfach falsch vor neben Felix zu schlafen, nachdem zwischen uns so ein behindertes auf und ab war. Und vor allem wusste ich immer noch nicht, was zwischen mir und Felix los war. Falls da was los war. Denn eventuell erinnert ihr euch noch an diesen unangenehmen Moment in dem ich mich und Felix aus purer Panik zu „Freunden“ degradiert hatte. Dabei wollte ich nicht „nur befreundet“ mit Felix sein. Aber ich wollte auch nicht mehr als „nur befreundet“ mit Felix sein, weil ich keine Ahnung hatte, wie lange Felix sich für mich begeistern könnte. Und ob er sich überhaupt für mich begeistern könnte. Denn Felix war nicht der erste Aufreißer den ich kannte. Zwar der erste, den ich in irgendeiner Weise attraktiv fand, aber im Prinzip trotzdem nur ein Aufreißer. Und wenn ich mir mal die Versuche der mir bekannten Aufreißer anschaute, als sie versucht hatten eine Beziehung zu führen, dann war ich vielleicht ganz froh, dass Felix und ich das gestern (beziehungsweise heute morgen) ordentlich verbockt hatten.

Ja, okay, das war gelogen. Ich war gestern nach meiner „nur Freunde“-Aussage todesunglücklich gewesen. Und das ist zwar kitschig, aber es wäre halt schon fresh (nein, dieses Wort werde ich nie wieder verwenden) gewesen, wenn Felix irgendwie sowas nach dem Motto „Freunde sein reicht mir aber nicht“, gesagt hätte. Hatte er aber nicht. Idiot. Obwohl ich ihm wahrscheinlich nicht die Schuld geben durfte. Wenn er lieber bei der Freunde-Sache bleiben wollte, dann bitte. Auch wenn er mir wahrscheinlich am Tag vorherMann! Ich hasste dieses Gefühlschaos, nachdem man mit einem Kerl geschlafen hatte. Auch wenn das meine Schuld war. Wie billig war ich denn bitte inzwischen? Brauchte man echt nur noch Drogen, Alkohol und ein charmantes Lächeln, um mich ins Bett zu kriegen? Erst Ardy, dann Felix, wohin sollte das führen?

Ich schielte wieder zu Felix. Sein T-Shirt war hochgerutscht. Störte mich natürlich gar nicht. Ich fand es ohnehin seltsam, dass er im Shirt schlief. Er war doch so ein Mensch, der da nachts seine Freiheit brauchte. Vermutlich hatte er mir einfach keine falschen Signale senden wollen. Aber hoffentlich blieb das nicht so. Denn ich mochte den Felix ohne T-Shirt noch lieber als den mit T-Shirt.

„Felix“, flüsterte ich. Felix machte gar nichts. Der Junge hatte so einen tiefen Schlaf. Und eigentlich gönnte ich ihm den Schlaf. Denn ich hatte das schon mitbekommen, wie sein Schlafrhythmus in normal aussah. Er existierte nicht. Felix war diese Art Mensch, die aus Zwang Workaholics wurden und sich dann teilweise erst gegen sechs ins Bett legten und mit sechs Stunden Schlaf schon gut dran waren. Mein Gott, der arme Kerl hatte nicht mal genug Zeit um regelmäßig zu essen.

Behutsam nahm ich Felix' Arm von meiner Hüfte runter und setzte mich auf. Mein Handy zeigte mir kurz nach elf an. Ach Kacke. Fünf Stunden Schlaf und ich würde trotzdem hetzen müssen, um mein ganzes Zeug zu holen. Obwohl das Problem ja nicht war, mein Zeug zusammen zu packen, sondern vielmehr mein Zelt mitsamt meinem Zeug zu finden. Eines der klassischen Probleme, die mich ständig beschäftigten. Ich sah noch mal zu Felix. Oh. Ihm hing eine Strähne in der Stirn. Ich widerstand das Bedürfnis sie wegzustreichen, weil ich nicht wusste, ob er dann immer noch genauso süß aussehen würde. Ja ich weiß, ich bin peinlich. Ich fühlte mich ein bisschen Stalker-mäßig als ich da vor ihm saß und mich nicht dazu durchringen konnte, wegzuschauen.

Ich hatte nicht mal Papier oder Stift, um Felix eine Nachricht zu hinterlassen. Es tat mir schon ein bisschen Leid, aber da sein Interesse an mir ja offenbar doch hauptsächlich freundschaftlicher Natur waren, würde er das schon überleben. Und ja, unter Umständen wäre ich bei Felix geblieben. Aber ich war eine Vertreterin des Karmas und der festen Überzeugung, dass Felix nach seinen beiden dummen Fragen gestern Abend eine klitzekleine Bestrafung verdient hatte. Also hatte ich durchaus ein Recht dazu wegzugehen. Und ein leichtes schlechtes Gewissen.

Ja, Nein, Vielleicht | DnerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt