Chapter 1 - Let's do it

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Mit einem kleinen Lächeln ließ ich nur ein paar Tage später meine Augen über die in der Kirche anwesenden Personen schweifen.

Da saßen Adlige, Politiker und Prominente aus aller Welt, meine Mutter tupfte sich mit einem Stofftaschentuch am Auge entlang.

Da stand purer Stolz in ihrem Gesicht, schließlich würde ihr ältestes Kind gleich zum König gekrönt. Kein Wunder also, dass sie nur mit Mühe versuchte nicht zu weinen.

Nur noch wenige Minuten, dann würde er in die Kirche kommen und die Position unseres Vaters übernehmen.

Sämtliche Gäste hatten bereits ihre Plätze eingenommen, als Philipp's Frau zu unserer Familienbank kam.

„Hey, Lieblingsschwägerin!“, begrüßte Annette mich nun mit einem breiten Lächeln. Prompt zog sie mich in eine feste Umarmung.

Ich war wirklich froh und dankbar, dass wir unseren Disput hatten beilegen können.

„Hallo, zukünftige Königin!“, hörte ich mich antworten. „Sag' schon: Was ist das für ein Gefühl?“.

Erst jetzt bemerkte ich das leichte Zittern ihrer Finger sowie den etwas gequälten Ausdruck ihres Gesichtes.

Trotzallem wirkte sie auf Außenstehende gefasst, was sowohl an ihrer natürlichen Ausstrahlung als auch an dem bodenlangen blauen Kleid lag, welches sie trug.
Um ihre schlanke Taille hatte sie dünne Stoffbänder in rot und weiß gebunden.
Ihre blonden Haare waren zu einer strengen Steckfrisur verarbeitet.

Insgesamt schaffte Annette es so die Union Jack zu repräsentieren, was ich zugegebenermaßen wirklich erstaunlich fand. Ich wäre vermutlich nicht einmal auf die Idee gekommen.

„Ehrlich gesagt bin ich total nervös...Und Phil erst! Vielleicht solltest du mit ihm reden, denn nicht einmal ich habe es geschafft ihn zu beruhigen...“.

Mittlerweile flüsterte sie nur noch, damit die Journalisten auch ja nicht mitbekamen, was los war.

Ich nickte kurz, löste mich von ihr und eilte über den Mittelgang Richtung Portal. Gekonnt ignorierte ich die überraschten, teils schockierten Laute einiger Anwesenden.

Das Auto in welchem Philipp vorfuhr, hielt gerade als die die Stufen nach unten eilte.

„Was machst du denn hier?“, begrüßte mein Bruder mich nervös. Lächelnd hakte ich mich bei ihm unter.

„Nichts besonderes. Ich begleite nur den zukünftigen König in die Kirche“, scherzte ich. Schon schlich sich ein kleines Grinsen auf seine Lippen.

Über den Lärm, den die Menschen hinter den Absperrungen veranstalteten, mussten wir uns fast schon anschreien.

Schließlich bahnten wir uns die Treppe zum Eingang der imposanten Kirche hoch.

„Netty hat mir erzählt, dass du wohl ziemlich nervös bist...Das brauchst du nicht sein. Großbritannien liebt dich bereits jetzt!“, versuchte ich ihm Mut zu machen.

Der Kronprinz jedoch antwortete nicht darauf.

„Och, Philli...Jetzt lächel' doch mal! Du wirst König!“, versuchte ich es erneut.
Leise seufzte mein Bruder.

„Und was, wenn ich es vermassel? Was, wenn ich alles falsch mache, was ich falsch machen kann?“.

Entgeistert zogen sich meine Augenbrauen zusammen, ehe ich lautstark zu lachen begann.
In diesem Moment betraten wir die große Kirche, weshalb sich die Gäste erhoben und nach uns umsahen.

„Philipp Arthur Louis! Schlag' dir diesen Gedanken sofort wieder aus dem Kopf! Du wirst das genauso gut machen, wie Dad. Mindestens!“. 

Schon erreichten wir den Altar, wo er mich -entgegen dem Protokoll- in seine Arme zog und ein paar dankbare Worte in mein Ohr flüsterte.

Ich nahm zwischen meinem Sohn und Tommy Platz, beobachtete Annette, welche nun zu ihrem Mann ging.

„Was war das denn gerade?“, flüsterte mein Bruder. Er hatte seinen Kopf zu mir gebeugt und hätte ich ihn ärgern wollen, dann hätte ich jetzt seine Frisur durcheinander wuscheln können.

Wie schade, dass wir uns gerade bei einer wichtigen, offiziellen Veranstaltung befanden.

„Das, mein Lieber...Das war mein unglaublicher Einfluss, den ich als kleine Schwester auf euch habe!“, entgegnete ich lächelnd.

Damit wandten wir und wieder dem Geschehen am Altar zu, wo der Kronprinz bereits vor dem Pfarrer kniete. Annette stand wenige Schritte entfernt von ihrem Mann.

Die ganze Zeremonie verging wie in Flug, auch mit dem Wissen, dass wir mehrere Stunden in der Kirche verbrachten.

Schließlich erhob Philipp sich, unser Vater gab die Imperial State Crown an den Geistlichen, welcher diese unserem Bruder aufsetzte. Dann gab er dem neuen König ein kleines Zeichen und dieser erhob sich langsam, drehte sich um 180 Grad.

Schön fanden sich unsere Augen, kommunizierten stumm.
Derweil ertönte der Applaus hunderter Leute in der Kirche, sowie tausender Menschen, die außerhalb warteten und über mehrere Bildschirme alles mitverfolgen konnten.

Und nun war auch ich so gerührt, dass mir die Tränen in die Augen stiegen.

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Bild oben:
Meine ungefähre Vorstellung von Annettes Kleid. Natürlich fehlen da noch die Stoffbänder :)

https://goo.gl/images/x8gtk9
(11.02.2019)

Duchess RainbowWhere stories live. Discover now