Chapter 11 - Telephone

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In dieser Nacht bekam ich kein Auge zu. Stattdessen grübelte ich ob Pia nicht vielleicht doch recht hatte.

Seufzend starrte ich auf mein Handy, welches mir zeigte, wie spät es war. 01:48 Uhr am frühen Morgen.
Dementsprechend gerade zehn vor 7 Uhr Abends in London, wenn ich mich nicht irrte.

Mit einem Brennen hinter den Augenlidern war ich mir meinen Morgenmantel über die Schultern, trat auf den kleinen Balkon und suchte im Telefonbuch meines Mobiltelefones nach Tommy's Nummer.

Ich wollte ihn ja anrufen, doch irgendwie...irgendwie konnte ich es nicht. Stattdessen schwebte mein Daumen über dem Bildschirm, war wie festgefroren.

Du schaffst das schon...

Ein paar Minuten lang tigerte ich nur unruhig auf dem Balkon hin und her. Jeweils fünf Schritte von der einen Seite zur anderen.

Und schließlich...Schließlich überwand ich meine Angst, drückte auf  »wählen«.

Bereits nach dem zweiten Klingeln nahm mein kleiner großer Bruder ab.
„Char...Charlie?“, fragte er ungläubig.
„Bist das wirklich du?“.

„Hmh“, brachte ich mit meinem Hals -welcher gerade so trocken war, wie die Sahara- nur zustande. Am anderen Ende der Leitung begann Thomas zu schluchzen.

„Wieso...Ich meine...Du...du hast dich wochenlang nicht gemeldet und jetzt...“.

„Na und?“, weinte ich, „Du hast doch auch nicht angerufen!“. Sofort biss ich mir auf die Zunge. Vielleicht war es dafür doch noch etwas früh.

Doch an dem kurzen, wenn auch etwas verzweifelten, Lachen meines Bruders erkannte ich, dass er verstanden hatte, dass ich es nicht böse gemeint hatte.

Kurz schwiegen wir, schwiegen uns über den Atlantik hinweg an. Zumindest bis der Prinz sich leise räusperte.

„Ich glaube, wir haben eine Menge zu besprechen, was?“.

„Ja...Aber nicht jetzt. Nicht so, ok? Wenn ich nächste Woche wieder Zuhause bin, dann können wir über alles quatschen, was geschehen ist. Aber jetzt nicht!“.

Ich hörte, wie er in London nach Luft schnappte. Dann schepperte im Hintergrund irgendwas und das ließ mich grinsen.

Nur zu gut konnte ich mir vorstellen, wie Tommy in seiner Überraschung eben irgendetwas heruntergeschmissen hatte, dass nun in tausende kleine Stücke zerbrochen war. Früher hatte es meistens Moms liebstes Porzellan getroffen.

„Du kommt wieder nach Hause? Nächste Woche?“.

„Spätestens!“, antwortete ich daraufhin nur. „Und Tommy? Geh' vielleicht in den Garten, da kannst du höchstens auf die Rosen treten und reißt zumindest keine Sachen herunter!“.

Er brummelte nur etwas unverständliches, aber dennoch hörte ich das Grinsen heraus.

„Jaja, du Grummelbär! Ich habe es verstanden! Und jetzt werde ich auflegen, hier ist es nämlich mitten in der Nacht!“.

„Schon?“, hakte mein Bruder etwas traurig nach. „Ja. Schon, Tommy...“, murmelte ich in den Hörer.

Keiner von uns sagte ein Wort.

Gerade wollte ich auflegen, da setzte er erneut zu sprechen an. Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.

„Ich vermisse dich, Charlene. Es tut mir wirklich Leid, was passiert ist und ich hoffe sehr, dass du mir verzeihen kannst. Ich habe dich lieb, Kleine!“.

Schon ertönte dieses nervige Tuten, welches verriet, dass Thomas aufgelegt hatte. Ohne mir die Chance zu geben, ihm zu antworten.

Mit Tränen der Rührung in meinen Augen, blickte ich zum zweiten Mal diese Nacht nur stumm auf das Handy. Sah dabei zu, wie die ersten kleinen Wassertropfen auf das dunkle Display fielen.

„Ich habe dich doch auch lieb, Thomas...“.

Damit schleppte ich mich wieder zurück nach drinnen, schloss die Balkontür hinter mir und legte mich auf das superweiche Hotelbett.

An Schalf war für mich in dieser Nacht nicht mehr zu denken.

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⏰ Última actualización: Aug 22, 2019 ⏰

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