Chapter 10 - Do it for our Family

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Seufzend wischte ich mir den Schweiß von der Stirn, lehnte den Besen an die Wand des kleinen Holzschuppens und betrachtete, was wir in den letzten Monaten schon auf die Beine gestellt hatten.

Ein komplettes Waisenhaus haben die ganzen wundervollen, freiwilligen Helfer, James und ich in nur zwei Monaten fertig gestellt.

Das Hauptgebäude stand schon eine Weile leer, also brauchten wir dieses nur renovieren und einrichten, kleinere Häuser wie dieser Schuppen, haben wir selbst gebaut.

In diesem Moment war ich so verdammt stolz auf uns. Einfach unglaublich!
Für den kommenden Tag war die Eröffnung geplant.

Als sich plötzlich jemand hinter mir räusperte, zuckte ich erschrocken zusammen, weil ich so unsanft aus meinen Gedanken gerissen wurde.

Ich drehte mich um - Und wollte meinen Augen nicht trauen.

„Philippa...“, hörte ich mich flüstern.
Auch, wenn ich es mir nicht hatte eingestehen wollen, so hatte ich sie doch schrecklich vermisst.

Als hätte sie meine Gedanken gehört, kam meine Frau langsam auf mich zu. Schon spürte ich ihre Lippen auf meinen.

Ich wusste, dass sie erkannte, dass ich ihr verziehen hatte.
Wie könnte ich auch nicht?! Schließlich war sie um die halbe Welt geflogen, nur um mich wieder bei sich zu haben.

All meine Wut, all meine Enttäuschung, war in dieser Sekunde wie weggeblasen. Ich war einfach nur glücklich, dass ich sie wieder hatte.

Trotzdem konnte ich nicht anders, als diesen Moment zu zerstören.
Ich musste einfach nachfragen.

„Erkläre es mir bitte. Erkläre mir, was da zwischen euch passiert ist!“.

Leise seufzte Pia, schloss für ein paar Sekunden ihre Augen und schien zu überlegen. Mut zu sammeln. Sich auf das vorzubereiten, was als nächstes kommen würde.

„Na gut, dann erzähle ich dir, was passiert ist. Aber bitte hör mir bis zum Ende zu, Charlie...“.

Da Philippa offensichtlich darauf wartete, dass ich ihrer Bedingung zustimmte, nickte ich leicht. Schon begann sie zu erzählen.

Rücklick: Tag von Charlene's Unfall (P.o.V Pia)
Den ganzen Morgen über verhält Charlie sich schon so seltsam, doch jedes Mal blockt sie ab, wenn ich nach dem Grund für ihre Unruhe frage.

Mit einem nachdenklichen Blick umarmt sie unsere Kinder, kommt dann auf mich zu und küsst mich auf die Wange. In ihrer Hand klappert ein Autoschlüssel.

„Ich muss nochmal nach London. Heute Abend bin ich zurück. Ich liebe dich, Pia!“.

Ich schlinge meine Arme um ihren Hals und zwinge sie so zumindest noch ein paar Minuten zu bleiben.

„Wenn ich dich jetzt fragen würde, wieso...“, setzte ich an. Wie zu erwarten, unterbricht Charlie mich.

„Dann würde ich dir nur sagen, dass du dir keine Gedanken machen musst. Es ist alles in Ordnung. Bis heute Abend!".

Sie befreit sich aus meiner Umarmung, macht sich auf den Weg in Richtung Tür.

„Fahr vorsichtig!“, rufe ich meiner Frau noch hinterher, doch da hat sie bereits das Appartement verlassen.

Am Nachmittag schaut mein Schwager Tommy vorbei und nachdem wir eine Weile mit den Kleinen spazieren waren, setzen wir uns zu zweit auf die Terrasse des Appartements.

Was bin ich froh, dass er zumindest ein bisschen zur Vernunft gekommen ist. Und wer weiß, vielleicht erzählt er mir ja sogar, wieso er sich so verändert hat.

Eine Weile unterhalten wir uns, dann klingelt plötzlich sein Handy, doch Tommy drückt den Anrufer genervt weg.

Wieder ertönt dieser nervige Ton, ein weiterer Anruf. Dieses Mal nimmt er den Anruf entgegen.

Noch immer grinsend, weil er mir gerade einen Witz erzählt hatte, beobachte ich, wie Tommy mit dem Pressesprecher telefoniert.
Als ihm jedoch die Farbe aus dem Gesicht weicht, verschwindet auch meine gute Laune und macht der Sorge Platz.

„Tommy, was ist los? Du...du bist plötzlich so blass...“.

Er dreht sich zu mir, die Tränen stehen in seinen Augen. Schon liege ich in seinen Armen. Streiche ihm beruhigend über den Rücken.

In seinem Gesicht spiegeln sich alle möglichen Emotionen wieder.
Wut, Trauer, Sorge, Zuneigung, Nachdenklichkeit.

Er bewegt seinen Kopf ganz langsam auf mich zu, ganz so als würde er mich küssen wollen.
Verwirrt wie ich bin, schaffe ich es erst im letzten Moment meinen Kopf zu drehen und so den Kuss zu verhindern.

Irritiert blinzelt er und schüttelt dabei langsam seinen Kopf. Schließlich öffnet er seinen Mund.
Als er spricht, beginnt es in meinen Ohren zu rauschen.

„Charlie hatte einen Unfall. Sie liegt in London im Krankenhaus. Ich fahre zu ihr!“.

Damit lässt er mich alleine zurück und ich beginne zu weinen.

Zurück im Jetzt: (P.o.V: Charlie)
„Bitte sprich mit Tommy. Ich weiß, dass du verletzt bist und dass er Fehler gemacht hat. Aber das habe ich auch. Das haben wir alle schon einmal gemacht.
Charlie, er ist immer noch dein Bruder. Dein bester Freund. Und er vermisst dich. Tu nicht nur mir diesen Gefallen, sondern auch dem Rest der Familie!“, versuchte Pia mich zu überreden.

Beim letzten Satz wurde ich hellhörig, sah endlich zu ihr.

„Seit du weg bist, streitet er sich nur noch mit Phil, vorausgesetzt sie versuchen überhaupt miteinander zu sprechen. Die meiste Zeit begegnen sie sich wie zwei Fremde auf der Straße.
Annette hat neulich sogar beobachtet, wie Tommy seine Sachen gepackt hat und den Palast verlassen wollte. Nur mit Mühe hat sie ihn überzeugen können zumindest die Wochenenden bei uns zu verbringen.
Und deine Eltern?
Charlie, deine Eltern stehen zwischen all dem. Wie könnten sie sich je für eines ihrer Kinder entscheiden? Sie lieben euch doch alle gleich doll.
Was meinst du, wie verdammt schwer es für sie ist mit ansehen zu müssen, wie ihr euch verhaltet?!".

Betreten schwieg ich. Das es so schlimm war, war mir nicht mal in den Sinn gekommen während der letzten Monate.

„Bitte Charlie. Bitte nimm dein Handy und ruf Tommy an...“.

Duchess RainbowWhere stories live. Discover now