01 | Dann wird er mich Töten.

143K 2.7K 1.2K
                                    

MAFIA - DUNKLES VERLANGEN

Ich erwache aus der tiefen, gleichermaßen mitreißen Dunkelheit, als mir die unerträglichen Kopfschmerzen, die meine Schläfen unangenehm pochen lassen, bewusst werden.

Mein Kopf dröhnt, fühlt sich dabei unfassbar schwer an, während ich ihn ein Stück anhebe. Dabei bemerke ich den metallen Stuhl unter mir, der meine Haut angenehm abkühlt, doch mein Körper steht vor Schmerzen unter Flammen.

Ich versuche den versteiften Nacken durch kreisende Bewegungen etwas zu entspannen, doch keine meiner Bemühungen hilft auch nur ansatzweise gegen mein Unwohlsein. Als ich mich versuche gerade aufzusetzen, knacken die vielen Wirbel an dem Rücken auf.

Das Geräusch hallt noch lang in meinen Ohren nach — so lang, dass ich befürchte, mir sogar etwas gebrochen zu haben. Denn die beißende Hitzewelle, bahnt sich unnachgiebig einen Weg entlang meiner schwitzigen Haut.

Ein gequältes Seufzen verlässt meine spröden Lippen; nicht einmal meine Zunge kann die Trockenheit vertreiben, die meinen Mund einnimmt.

Noch einige Sekunden vergehen, ehe ich sichtlich irritiert versuche, aufzustehen. Doch mein Körper bekommt schon sogleich die Folge meiner Anstrengungen zu spüren, da mir hörbar die Luft wegbleibt, während tausende kleine Nadeln in die Haut an meiner Schulter stechen. Ich versuche meine kribbelnden Hände vor den Körper zu holen, doch raue Stricke schlingen sich um meine wunden Handgelenke und halten sie fest.

Sichtlich zittrig beim Atmen, probiere ich, die Augen zu öffnen — die kleine Kruste um meinen Wimpernkranz erschwert mir die Sicht. Sogleich tanzen schwarze Punkte vor meinen Augen auf, aufgrund des grellen Lichtes, sodass ich sie wieder schnell schließe. Dieser Moment lässt in mir die Frage aufkommen, wieso ich so empfindlich auf die Helligkeit meiner Umgebung reagiere.

Es vergehen einige Minuten, die sich wie Stunden anfühlen, bis ich auch schon das Zimmer betrachten kann. Das vorhandene Licht taucht den Raum in ein sachtes gelb; die Möblierung kommt mir keinesfalls bekannt vor. Sowieso stehen nur seitlich von mir ein Waschbecken, sowie eine Toilette und das Bett, auf dem ich gern meine müden Knochen entspannen würde. Immer noch desorientiert, lasse ich weiterhin meinen Blick durch das Zimmer schweifen. Solange, bis meine Augen letzten Endes auf meinem Körper ruhen, ich nur das getrocknete Blut, sowie den Dreck bemerke.

»Wo ist die Kleine?«, die raue, gleichermaßen tiefe Männerstimme jagt mir einen eiskalten Schauer über den Rücken, als ich erschrocken aufschaue. Da meine Hände hinter dem Stuhl verbunden sind, meine Füßen sich fest an den Sitz unter mir drücken, besitze ich keine Fluchtmöglichkeit.

Ich kenne den mir unbekannten Mann nicht, doch dennoch weiß ich, dass ich hier nicht hergehöre; ich bin ihm ausgeliefert.

»Wie soll sie heißen?«, der arrogante Unterton in seiner Frage, hätte ihm fast eine bissige Antwort geliefert, aber ich besinne mich schnell wieder. Vorhin habe ich schließlich meinen Blick gesenkt, weswegen ich nur seine Schuhspitzen mustere.

Meine Gedanken schweifen kurz zu meiner Mutter: Schon damals, als ich noch klein war, hat sie mir gelehrt, dass ich in manchen Situationen ruhig sein sollte — in Momenten, in denen ich das Opfer bin und keine Chance habe.

Meine Stimme ist nur so viel wert, wie die Ohren, die sie zuhören bekommen, »Fleur-Rosé Payne«, fieberhaft denke ich nach. Denn die helle Stimme des jungen Kerls — sein Name sei Ilay, bringt mir einen Fetzen Erinnerungen wieder: Ich wurde von ihm verführt, mir wurde mit Worten geschmeichelt.

✓ | MAFIA | Dunkles VerlangenWhere stories live. Discover now