Entführt

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Es war Donnerstag Vormittag. Ich hatte gerade die zweite Stunde hinter mir. Als es zur Pause läutete sprang ich erleichtert auf und ging mit Hannah aus dem Klassenzimmer. Am Gang kam uns ein fremder Junge entgegen. Er war groß, hatte braune Haare und seine Lippen waren auffällig blass - schon fast weiß.

"Hey.", begrüßte er uns freundlich. "Hi. Kennen wir uns?", erwiderte ich. "Nein. Aber du bist doch Melia, richtig? Ich muss dringend mit dir reden!" "Ähm, okay? Um was geht es denn?" Er beugte sich vor zu mir und ich spürte seinen heißen Atem an meinem Ohr. "Elementemagier.", flüsterte er. Ich schaute ihn erschrocken an und wendete mich an Hannah. "Ich komme gleich wieder!" Sie schaute mich fragend an und nickte langsam.

Ich drehte mich um, ging mit dem Jungen im Schlepptau einen Stock tiefer und zog ihn in eine Abstellkammer. "Wer bist du und was ist los?" "Ich heiße Nathaniel McCabe und das ist los." Er grinste mich böse an und rubbelte mit seinem Finger über seine Lippen. Als ich seine schwarzen Lippen sah machte es klick in meinem Hirn. Er war ein Schwarzmagier! Er hatte so blasse Lippen, weil er mit Concealer oder ähnlichem seine Lippenfarbe überdeckt hatte.

Doch diese Erkenntnis kam etwas zu spät. Ich schrie laut und hoffte, dass irgendjemand mich hörte, doch dies war sehr unwarscheinlich, da wir ja im Keller waren. Nathaniel lachte laut auf und kam mit schnellen Schritten auf mich zu. Im nächsten Moment wurde mir schon schwarz vor Augen.

Hannah's Sicht:

Als Melia mit dem Jungen die Stiegen hinab in den Keller ging, überlegte ich ob ich ihnen heimlich folgen sollte. Schließlich siegte die Neugier über das schlechte Gewissen und ich schlich ihnen hinterher. Ich lugte vorsichtig um die Ecke um ja nicht gesehen zu werden und sah gerade noch wie Melia den Jungen in die Abstellkammer zog.

Meine Überlegungen, ob ich zu der Tür schleichen und lauschen soll, wurden von einem spitzen Schrei unterbrochen, der aus der Abstellkammer kam. Melia! Kurz darauf folgte ein dumpfer Schlag, als ob jemand hinfallen würde. Stille. Ich sprintete zur Tür, riss sie auf und ... nichts! Keine Spur von Melia und dem Jungen! Gruselig.

Ich suchte die restliche Pause noch verzweifelt nach ihr, aber wie erwartet fand ich sie nirgends. Den Lehrern sagte ich ,dass Lia nach Hause gefahren war, da ihr schlecht war. Während den ganzen Pausen sucht ich nach ihr und während den ganzen Stunden starrte ich zur Tür und hoffte, dass Melia hereinstürzen würde - vergebens.

Gleich nach der Schule rief ich Mrs Blackshire (Melia's Mutter) an und fragte sie, ob Lia bei ihr ist. Als sie verwundert verneinte und fragte, wieso ich sie anriefe und ob sie denn nicht bei mir sei, log ich, dass ich sie schon kommen sähe und alles in bester Ordnung wäre. Obwohl ich mir schreckliche Sorgen um sie machte, wusste ich, dass Lia's Eltern mich für verrückt erklären würden, wenn ich ihnen die Wahrheit erzählen würde. So sagte ich noch zu Mrs Blackshire, dass Melia heute bei mir schlafen würde.

Mit einem schlechten Gewissen und der Sorge um Lia, machte ich mich auf den Weg zur Bushaltestelle. Ich hoffte, sie war nicht in Schwierigkeiten!

Elementemagier✔️Where stories live. Discover now