Kapitel 37

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Ich lief ins Haus und Schloss atemlos die Tür hinter mir. Die Uhr zeigte kurz nach neun an.

Tyler ging es gut. Naja okay, nicht gut, aber er war nicht ins Lebensgefahr und würde in einer Woche nach Hause kommen.

"Leah? Ich bin im Wohnzimmer, hau mich nicht wieder mit einem Regenschirm um!", rief mir Dad zu, als ich meine Schuhe auszog.

Ich musste lachen, ging zu ihm und ließ mich auf das Sofa sinken.

"Wie geht es Tyler?", wollte er wissen.

Ich erzählte ihm, was passiert war und holte mir dann einen Tee.

Dad sah fern.

Nachdem ich halb auf der Couch eingeschlafen war, schleppte ich mich nach oben, zog mein Kleid, das ich immer noch trug, aus und schlief innerhalb von Sekunden ein.

Als ich am Nachmittag wieder aufwachte, bestand mein restlicher Tag aus Gähnen und fernsehen.

Ich war zu unmotiviert, um zu lernen oder sonst irgend etwas sinnvolles zu tun.

Also lag ich in meinem Bett und sah mir gefühlte hundert Folgen pretty Little Liars an.

Irgendwann rief mich Dad, damit ich ihm beim Abendessen machen helfen konnte.

"Ich will nicht helfen! Ich will rumliegen und ein Beispiel dafür sein, dass man heutzutage keine kinder mehr kriegen sollte!", maulte ich, als ich die Treppe runterlatschte.

Dad brach in schallendes Gelächter aus und drückte mir eine Tiefkühlpizza in die Hand.

"Das dachte ich mir, daher die Pizza.", sagte er.

Ich bedankte mich und setzte mich mit der Pizza an dem Tisch.

"Hast du Tyler mal angerufen?", wollte Dad wissen.

Ich schüttelte den Kopf. "Mach ich aber gleich."

Er nickte und aß seine eigene Pizza.

Nachdem ich meine Teller in die Spülmaschine geräumt hatte, nahm ich das Telefon und rief beim Krankenhaus an.

Dort ließ ich mich mit Tylers Zimmer verbinden.

"Hallo?", meldete er sich.

"Hey, ich bin's!", sagte ich. "Und wie gehts dir?"

Er lachte. "Naja abgesehen von der Tatsache, dass das Essen schmeckt wie schonmal verdaut und ich am krepieren bin vor Langeweile, gehts mir gut."

Ich musste auch lachen. "Wann darfst du denn wieder raus?"

"Keine Ahnung, Ende der Woche hoffe ich. Der Arzt meinte, weil ich so viel Sport mache, heilen die Verletzungen bei mir irgendwie besser."

Ich atmete aus. Gott sei dank.

"Na das ist doch was! Soll ich dich morgen besuchen kommen?", fragte ich.

"Klar, ich würde mich freuen. Meine Eltern sind auch jeden Tag da. Und vorhin kam noch Val mit Vince vorbei.", erzählte er.

Ich musste lächeln. Ich fand es nett von Val, dass sie Tyler im Krankenhaus besuchte.

"Das ist aber nett von ihnen.", sagte ich. "Ich komm dann nach der Schule vorbei, okay?"

"Okay, freut mich. Bis dann."

Er legte auf.

Der nächste Tag verlief wie immer. Unglaublich langweile zwei Stunden Mathe und ich genervt wie sonst was.

Meinen einiger Lichtblick an diesem Montag war Alec.

Er kam mir in der früh auf dem Gang entgegen, als er sich gerade mit seinem Football Coach unterhielt. Er lächelte mich an und zwinkerte.

Mein Herz machte einen Satz.

"Hallo?", fragte Val und wedelte mit der Hand vor meinem Gesicht herum.

Dann folgte sie meinem Blick und sah Alec um die Ecke verschwinden.

Dreckig grinsend sah sie mich an. "Na was läuft denn jetzt da?"

"Nichts."

Sophie lachte mich aus. "Glauben wir dir nicht."

Ich verdrehte die Augen. "Okay gut, ich hab selbst keine Ahnung, wir verstehen uns eben manchmal ganz gut."

"Manchmal?", fragte Val verwirrt.

"Ja, die zwei Minuten am Tag, in denen er mich nicht auf die Palme bringt.", erklärte ich und lachte.

"Naja, immerhin hat er einen hübschen Hintern.", sagte sie trocken.

Sophie fing an zu lachen und ich schnappte nach Luft. "VAL!"

"Was denn? Ist doch wahr!"

Sophie kriegte sich gar nicht mehr ein. Sie lachte immer noch, als wir in den Klassenraum für französisch gingen.

Der Rest des Tages verging und ich freute mich, nach der Schule Tyler besuchen zu können.

Als es nach der letzten Stunde endlich gongte und alle Schüler aus der Schule stürmten, war ich einfach nur heilfroh. Ich latschte auf den Parkplatz und überlegte, wo ich am Morgen mein Auto geparkt hatte. Verdammtes Kurzzeitgedächtnis!

Ich blickte mich um und sah Alec, der sich gerade einen schwarzen Helm auf den Kopf setzte und sich dann auf sein Motorrad schwang.

Ich sah auch, dass eine Gruppe von sechs Mädchen ihn dabei schmachtend beobachtete. Okay, ich stand hier auch und geierte ihn an, aber trotzdem.

Er drehte den Schlüssel und man hörte das Brummen des Motorrads über den ganzen Parkplatz.

Er drehte am Gas und ließ den Motor aufheulen.

Motorrad-Fahrer sind die größten Idioten!, versuchte ich mir selbst einzureden, aber in Wahrheit fand ich ihn ziemlich sexy in seiner Lederjacke und mit Helm.

Dann, kurz bevor er sein Visier herunterklappte, grinste er und winkte mir zu. Alec ließ das schwarze Glas herunterschnappen und fuhr mit quietschenden Reifen vom Parkplatz.

Kaum war er verschwunden, flogen sechs Köpfe plus obligatorischen Cheerleader-Pferdeschwänze in meine Richtung. Die Mädchen, die ihn angegafft hatten, fingen an zu tuscheln und zu mir zu blicken.

Ich seufzte auf und ging zu meinem Auto (wie immer ganz im letzten Eck geparkt, war ja klar...)

Bad boys do it better?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt