Kapitel 18

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,,Hat es dir die Sprache verschlagen?", fragte Yoongi, den Kopf schräng zur Seite gelegt. Ich riss mich zusammen. ,,Natürlich nicht. Ich war nur überrascht, dass du dich wirklich dazu herabgelassen hast, das Angebot bei uns unterzukommen anzunehmen", von meiner vorheriegen Abwesenheit war nichts mehr zu sehen.

,,Die Eisbären haben hier bestimmt alles voll gekabelt, also wundert es mich nicht das sie uns hier wollen, nachdem sie euch und dann uns durchsucht haben", gelangweilt schweifte sein Blick über die Flureinrichtung.

,,Nicht das wir so dumm wären in eurem Revier über unsere bösen, dämonsichen, Sekten-Machenschaften zu sprechen. Am Ende erwischt ihr uns noch bei einer unseren diabolischen, satanistischen Rituale", zunächst wollte ich ihn rügen - dass er sowas nicht sagen konnte - bis mir seine vor Schlank funkelnden Augen auffielen.

Er spielte mit mir.

Das war nur ein Scherz.

Das Spiel konnten auch zwei spielen, dachte ich mir.

,,Wer sagt dir das wir es nicht waren, die euch bei uns haben wollten? Wir haben so viel Mühe gegeben damit ihr die ganzen Tongeräte und Kameras nicht findet. Du kannst uns jetzt nicht so vor den Kopf stoßen und behaupten, du wüsstest über unseren Plan euch zu bespannen bescheid", gespielt erschüttert griff ich mir an die Brust.

,,Beobachten, oder bespannen?", harkte er nach, den neckenden Ton nicht verbergen.

,,Yoongi, du kannst uns doch nicht so vorführen", führte ich das schlechte Spiel fort. Wir waren uns beide bewusst was der andere tat. Da fiel mir ein, wieso der Rat der vorläufigen Unterkunft der Dämonen zugestimmt hat, war uns bis heute ein Rätsel.

,,Ich gebe zu, ich bin ernsthaft von ihnen schockiert Mister...Park", meinte er mit düsterer Stimme. Meine Nackenhaare stellten sich auf. ,,Ich war davon überzeugt, dass sie ein anständiger junger Mann sind, der seine Leidenschaft einzig und allein seiner Arbeit verschrieben hat", auf mich wirkten seine Augen viel dunkler als zuvor. Viel intensiver.

Hat mein Herz schon immer so schnell geschlagen? So voller Nervosität und Panik?

,,Wer hätte gedacht das sie sich auch für andere Dinge begeistern können als das Spielen mit ihren Bleistiften", schurrte er an meinem Ohr. So nah, dass sein warmer Atem meinen Hals entlang streifte. Wann war er mir überhaupt so nah gekommen.

,,Dann wollen wir euch nicht länger aufhalten. Kommt wir zeigen euch die Zimmer", während seiner Aussage klatschte Jin begeistert in die Hände.

Die Gelegenheit nutzen, drückte ich mich an ihm vorbei, seine Koffer schnappen und vom Boden aufheben.

,,Komm", wieß ich ihn an, unsere Gespräch vergessen.

Hinter dem Rest her gehen, kämpften wir uns mit dem Gepäck bis in die dritte Etage, auf deren obersten Stufe, die Koffer atemlos abgestellt wurden. Nur weil man ein Engel war, wurde man nicht gleich mit unglaublicher Karft gesegnet. Oder gutem Aussehen. Oder mit sonst welchen magischen Fähigkeiten, von denen man zu Lebzeiten träumt.

Du warst ein ganz normaler Mensch. Nur ohne die Menschlichkeit. Naja, ohne noch zu leben und an die Erde gebunden zu sein. Der Tod war nichts weiter als ein neues Leben das man nicht mit der Geburt anfangen musste. Du musst essen. Du musst atmen. Duschen und schlafen stehen an der Tagesordnung. Der Tod öffnet einem keine neue Türen sein Leben besser zu machen. Du wirst einfach in eine neue Situation geworfen, eine neue Welt, in der es gar nicht mal so anders läuft als zuvor.

Neid stirbt nicht aus. Auch kein Hass und Vorurteile.

Aber es liegt an uns einen Neustart zu machen. Aus unseren Fehlern der Vergangenheit zu lernen und es in Zukunft besser zu machen. Für unsere Meinung einzustehen und die Ansicht andere zu tolerieren. Manchmal muss man die Lage einfach aus einer anderen Perspektive betrachten.

Am Ende vom Tag interessiert niemanden wer du einmal warst, sondern wer du bist und wer du sein möchtest.

,,Da wären wir", die Tür schwang auf und Yoongi trat ein, sich neugierig das Zimmer ansehen.

Ich konnte sehen wie er versuchte sich einen schnellen Überblick zu verschaffen, bevor er seine Augen schnell von dem Raum riss und seine Aufmerksamkeit auf mich richtete.

Er schien in Gedanken zu sein.

Mich dazu entscheiden, dass ich ihn lieber nicht aus seiner jetzigen Abwesenheit schrecken sollte, griff ich nach den Griffen seiner Koffer und hob die matt silbernen Stücke auf, um sie an das frisch bezogene Bett zu stellen.

Was nun? Yoongi - der sich auf eine der gepolsterten Sessel nieder gelassen hatte - schien nicht, als würde er in naher Zeit aus seinem Schwelgen erwachen.

Unwohl wand ich mich auf der Stelle.

Mit dem Fuß auf dem Boden - oder Teppich - scharrend, überlegte ich was ich machen könnte. Ob Jin vielleicht Hilfe in der Küche brauchte? Immerhin wollte er heute ein Festessen geben. Dabei würde er bestimmt wieder Mal versuchen sich selbst zu übertreffen.

Dementsprechend würde er mehr als genervt und unorganisiert in der Küche rumher tiegern.

Also ... konnte er sich über jede sich anbietende Hilfe freuen.

Ich könnte den Tisch decken. Oder das Gemüse schnibbeln. Oder ... ja was eigentlich noch? Solange ich was zu tun hatte war mir egal was ich machen musste.

Auf leisen Sohlen schritt ich zur Zimmertür, meine Hand auf die Klinke senken und diese minimal runter drücken.

Ich zögerte.

Inne haltend verweilte ich in Position. Sollte ich? Einen unsicheren Blick über die Schulter wagen, spannte ich die Schulter an, ehe ich mich leicht zum Rothaarigen umdrehte.

,,Ich- ...wir rufen euch wenn es Essen gibt", teile ich Yoongi mit, der mich nicht wahrzunehmen scheinte. Bei der Vorstellung ihn ohne ein Wort hier zurückzulassen behagte es mir nicht. Ich konnte ihn einfach nicht zurück lassen, ohne das er bescheid wusste, dass er weder plötzlich allein gelassen wurde, noch das wir uns nicht um ihn kümmern würden.

,,Du könntest ja schon deine Koffer auspacken", fügte ich hinzu, den Jungen hinter mir lassend, der in einer völlig anderen Welt abgetaucht war.

Meine Stirn gegen die Tür lehnen schloss ich die Augen. Ich werde jetzt runter gehen und nach Jin suchen, ihm helfen und den Abend hinter mir bringen. Von meinem Vorhaben überzeugt, löste ich mich von der Stelle, den Stein am Armband abwesend in den Fingern drehen.

Die Farbblättchen die dabei abscharbten, bemerkte ich zu den Zeitpunkt nicht.

•°Forget-Me-Nots°• YOONMIN (Pausiert)Where stories live. Discover now